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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Ungeheuers.
    Ei nen Augenblick bevor ihre Füße den Boden berührten, verwandelte sie sich wieder in die Kriegerin im weißen Kettenhemd. Sie baute sich vor Josh auf, das Gesicht zu einer hässlichen, höhnischen Grimasse verzogen. »Du wirst langsam zur Plage, Junge«, fauchte sie in kaum verständlichem Englisch. Sie hob ihr mächtiges Breitschwert mit beiden Händen und machte einen Satz auf Josh zu. »Aber das hört gleich auf.«

K APITEL N EUNUNDDREISSIG
    G ewaltige Nebelschwaden wälzten sich über die Bucht von San Francisco.
    Perenelle Flamel verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu, wie sich der Nachthimmel mit Vögeln füllte. Ein riesiger Schwarm erhob sich über der Stadt, sammelte sich in einer dicken, flattrigen Wolke, die dann wie verschüttete Tinte in drei Rinnsalen auslief. Drei getrennte Vogelzüge flogen über die Bucht, direkt auf die Insel zu. Und Perenelle wusste, dass in einem der Züge die Krähenkönigin mitflog. Die Morrigan war auf dem Weg nach Alcatraz.
    Perenelle stand in den ausgebrannten Ruinen des Wärterhauses, wohin sie sich vor den Massen von Spinnen schließlich hatte retten können. Obwohl das Haus bereits vor mehr als dreißig Jahren abgebrannt war, nahm sie noch die Gerüche von verkohltem Holz, abgeplatztem Verputz und geschmolzenen Leitungen in der Luft wahr. Die Zauberin wusste: Wenn sie ihren Widerstand aufgab und hinhören wollte, wäre sie sogar in der Lage, die Stimmen der Gefängniswärter und ihrer Familien zu hören, die über die Jahre in dem Haus gewohnt hatten.
    Perenelle legte die Hand schützend über ihre leuchtend grünen Augen, kniff sie zu schmalen Schlitzen zusammen und konzentrierte sich auf die herankommenden Vögel, versuchte, sie am Nachthimmel zu erkennen und auszurechnen, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis sie die Insel erreichten. Der Schwarm war riesig, das stand fest, doch der immer dichter werdende Nebel machte es unmöglich, die genaue Größe oder Entfernung festzustellen. Perenelle nahm jedoch an, dass sie noch zehn oder fünfzehn Minuten Zeit hatte, bevor sie da waren. Sie legte den Daumen auf den kleinen Finger. Ein einzelner weißer Funke knisterte dazwischen. Perenelle nickte. Ihre Kräfte kehrten zurück, wenn auch nicht schnell genug. Sie wurde kontinuierlich stärker, jetzt, wo sie nicht mehr in der Nähe der Sphinx war, doch in der Nacht lud ihre Aura sich langsamer auf. Sie wusste auch, dass sie noch längst nicht stark genug war, um die Morrigan und ihre schwarzen Lieblinge zu besiegen.
    Was allerdings nicht bedeutete, dass sie ihr schutzlos ausgeliefert war! Lebenslange Studien hatten sie viele nützliche Dinge gelehrt.
    Einen Moment bevor der Geist von Juan Manuel de Ayala flirrend neben ihr erschien, spürte Perenelle einen kalten Wind, der durch ihr langes Haar fuhr. Der Geist hing in der Luft, schöpfte Form und Gestalt aus Millionen von Staubpartikeln und Wassertröpfchen in dem aufziehenden Nebel. Wie viele Geis ter, denen sie begegnet war, trug er die Kleider, in denen er sich zu Lebzeiten am wohlsten gefühlt hatte: ein weites weißes Leinenhemd, das er in den Bund seiner knielangen Hose gesteckt hatte. Unterhalb der Knie verjüngten sich seine Beine und wie viele Geister hatte er keine Füße. Während sie am Leben gewesen waren, hatte halt kaum jemand auf ihre Füße geschaut. » Das war einmal der schönste Fleck auf dieser Erde, nicht wahr? «, fragte er, die ausdruckslosen, feuchten Augen auf San Francisco gerichtet.
    »Er ist es immer noch«, erwiderte sie und drehte sich um, damit sie über die Bucht auf die Stadt mit ihren unzähligen winzigen Lichtern schauen konnte, die glitzerten und flackerten. »Nicholas und ich waren in den vergangenen zehn Jahren dort zu Hause.«
    » Ach, ich meine doch nicht die Stadt «, erwiderte de Ayala abschätzig.
    Perenelle schaute den Geist von der Seite her an. »Nein? Aber sie ist wunderschön.«
    » Ich stand einmal hier, gar nicht weit von genau dieser Stelle entfernt, und sah vielleicht tausend Feuer am Ufer brennen. Jedes Feuer stand für eine Familie. Im Lauf der Zeit habe ich sie alle kennengelernt. « Das schmale Gesicht des Spaniers nahm einen schmerzerfüllten Ausdruck an. » Sie haben mir erklärt, was es mit dem Land auf sich hat und mit dem Ort, haben mir von ihren Göttern und Geistern erzählt. Ich glaube, es waren die Menschen, die mich an dieses Land gefesselt haben. Jetzt sehe ich nur noch Lichter. Ich kann die Sterne nicht mehr sehen, ich kann die Stämme

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