Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
so, dass es waagrecht über seinem Kopf stand. Das Breitschwert der Disir traf auf die kurze Steinklinge und schrammte kreischend und unter einem Funkenregen an ihr entlang. Die Funken fielen in Joshs Haar und auf sein Gesicht, und wo sie die Haut berührten, spürte er ein Brennen. Der Schmerz machte ihn wütend, doch die Wucht des Hiebes zwang ihn auf die Knie. Da trat die Disir zurück und schwenkte ihre Waffe in weitem Bogen herum. Wieder sirrte sie durch die Luft auf ihn zu … Und Josh wusste, dass er sie nicht würde abwehren können. Ihm wurde schlecht.
Clarent zitterte in seiner Hand.
Zuckte.
Und bewegte sich .
Ein Hitzeschwall fuhr kribbelnd in seine Hand, er erschrak und schloss krampfhaft die Finger um den Schwertgriff. Dann schnellte Clarent unvermittelt auf die Schneide der Disir zu und lenkte sie im allerletzten Moment unter einem weiteren Funkenregen ab.
Die violettblauen Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, tän zelte die Disir zurück. »Kein Humani besitzt solche Fertigkeiten«, flüsterte sie. »Wer bist du?«
Josh stand mit weichen Knien auf. Er war sich nicht sicher, was gerade geschehen war, wusste nur, dass es etwas mit seinem Schwert zu tun hatte. Es hatte die Kontrolle übernommen. Es hatte ihm das Leben gerettet. Sein Blick ging hinüber zu der furchteinflößenden Kriegerin, sprang zwischen dem Visier und ihrem silbern glänzenden Schwert hin und her. Er hielt Clarent mit beiden Händen vor sich und versuchte, die Haltung einzunehmen, die er bei Johanna und Scatty gesehen hatte, doch das Schwert ruckelte in seinen Händen, bewegte sich und zuckte ohne sein Zutun. »Ich bin Josh Newman«, antwortete er einfach.
»Nie von dir gehört«, erwiderte die Disir. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter auf Nidhogg, der aufs Wasser zukroch. Sein Schwanz war jetzt so dick mit schwarzem Lavagestein überzogen, dass er ihn kaum noch bewegen konnte.
»Möglich, dass du noch nichts von mir gehört hast«, sagte Josh, »aber das hier« – und damit drehte er die Schwertspitze nach oben – »ist Clarent.« Die Augen der Disir weiteten sich. »Und wie ich sehe, hast du von ihm schon gehört.«
Die Disir ließ ihr Schwert locker in einer Hand kreiseln und ging langsam um Josh herum. Er musste sich mitdrehen, damit er sie im Auge behalten konnte. Er wusste, was sie vorhatte – sie wollte ihn so weit bringen, dass er dem Monster den Rücken zukehrte –, aber er wusste nicht, wie er es verhindern könnte. Als sein Rücken Nidhoggs versteinerte Haut fast berührte, blieb die Disir stehen.
»In den Händen eines Meisters wäre das Schwert vielleicht gefährlich«, sagte sie.
»Ich bin kein Meister«, entgegnete Josh laut und freute sich, dass seine Stimme nicht zitterte, »aber das ist auch nicht nötig. Scathach hat mir gesagt, dass diese Waffe sie töten könnte. Ich habe nicht wirklich verstanden, was sie damit meinte, aber jetzt ist es mir klar. Wenn sie Scathach töten kann, kann sie wahrscheinlich auch dich umbringen.« Er wies mit dem Daumen hinter sich. »Da siehst du, was ein einziger Hieb mit dem Monster hier gemacht hat. Dich muss ich nur damit anritzen.« Die Klinge sirrte in seiner Hand und es klang fast wie Zustimmung.
»Dazu müsstest du erst einmal nah genug an mich herankommen«, meinte die Disir belustigt, machte einen Satz auf ihn zu und ließ das Breitschwert in einem hypnotisierenden Muster durch die Luft sausen. Dann griff sie urplötzlich mit mehreren Hieben kurz hintereinander an.
Josh hatte nicht einmal Zeit zum Atemholen. Es gelang ihm, drei der Hiebe abzuwehren, da Clarent selbstständig eingriff. Die metallene Klinge prallte in einem Funkenregen von seinem Steinschwert ab, jeder Hieb vibrierte durch seinen ganzen Körper und trieb ihn weiter zurück. Die Disir war einfach zu schnell. Der nächste Hieb zielte auf seinen bloßen Oberarm. Clarent konnte das Schwert im letzten Augenblick ablenken, sodass nur die flache Klinge ihn traf und nicht die rasiermesserscharfe Schneide. Sofort wurde der Arm von der Schulter bis zu den Fingerspitzen taub, und Schmerz, Angst und die Erkenntnis, dass er bald sterben würde, ließen eine plötzliche Übelkeit in Josh aufsteigen. Clarent rutschte ihm aus der Hand und fiel scheppernd auf den Boden.
Als die Disir lächelte, sah Josh, dass ihre Zähne nadelspitz zuliefen. »Du machst es mir leicht. Viel zu leicht. Ein legendäres Schwert macht noch keinen Schwertkämpfer aus dir.« Sie hob das Breitschwert, kam auf ihn zu und trieb
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