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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Ordnung zu verwandeln«, fügte er leise hinzu.
    Josh sah ihn an. »Du nennst sie … uns ›Menschen‹.« Er drehte sich nach dem Magier um, doch der hatte bereits das Ende des Korridors erreicht und war außer Hörweite. »Dee nennt uns Humani.«
    »Ich bin nicht Dee«, erwiderte Machiavelli mit einem eisigen Lächeln.
    Josh wusste nicht mehr, woran er war. Wer war hier der Mächtigere: Dee oder Machiavelli? Bisher hatte er gedacht, es sei der Magier, doch langsam gewann er den Eindruck, dass doch eher der Italiener das Sagen hatte. »Scathach hat gemeint, du seist gefährlicher und klüger als Dee«, entfuhr es ihm.
    Machiavellis Eiseslächeln wurde zu einem erfreuten Grinsen. »Das ist das Netteste, was sie je über mich gesagt hat.«
    »Stimmt es? Bist du wirklich gefährlicher als Dee?«
    Machiavelli überlegte einen Augenblick. Dann lächelte er wieder und ein ganz leichter Schlangengeruch erfüllte den Gang. »Unbedingt.«
    »Beeilt euch! Hier entlang«, rief Dr. John Dee ihnen zu. Da der Gang so eng und niedrig war, klang seine Stimme tiefer als sonst. Er ging weiter und das Licht schwebte vor ihm her. Josh war versucht, ihm nachzulaufen, da er keine Lust hatte, im Dunkeln zu stehen, doch dann schnippte Machiavelli mit den Fingern, und auf seiner Handfläche erschien eine elegante, schlanke Flamme aus grauweißem Licht.
    »Nicht alle Tunnel sind so wie dieser hier«, fuhr er fort und zeigte auf die sauber aufgeschichteten Knochen an der Wand, die regelmäßige Muster bildeten. »In einigen der kleineren Gänge türmen sich die Knochen einfach bis unter die Decke.«
    Sie bogen um eine Ecke und sahen, dass Dee auf sie gewartet hatte. Er klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und ging weiter.
    Josh konzentrierte sich auf Dees Rücken und die Lichtkugel, die über seiner Schulter tanzte, als sie immer weiter in die Katakomben hineingingen. Das half ihm, nicht auf die Wände zu achten, die mit jedem Schritt näher zusammenzurücken schienen. Ihm fiel dennoch auf, dass auf einigen Knochen ein Datum eingeritzt war, jahrhundertealte Graffiti, und er war sich auch bewusst, dass die einzigen Fußabdrücke in der dicken Staubschicht auf dem Boden von Dee stammten. In diesen Gängen war schon sehr lange niemand mehr gewesen.
    »Kommen eigentlich Leute hier herunter?«, fragte er Machiavelli, nur um in der bedrückenden Stille jemanden reden zu hören.
    »Ja. Teile der Katakomben sind der Öffentlichkeit zugänglich.« Machiavelli hob die Hand und die schmale Flamme ließ die kunstvollen Knochenmuster in der Wand erkennen. Tanzende Schatten hauchten ihnen flackerndes Leben ein. »Allerdings sind von den vielen Katakomben-Kilometern unter der Stadt weite Strecken noch auf keiner Karte eingezeichnet. Die Tunnel zu erforschen, ist gefährlich und natürlich verboten, aber es gibt immer wieder Leute, die es trotzdem tun. Man nennt sie Kataphile. Ihretwegen gibt es sogar eine Sondereinheit der Polizei, die Kataflics, die in den Gängen patrouillieren.« Machiavelli beschrieb einen Bogen mit der Hand und die Flamme tanzte wild hin und her, erlosch aber nicht. »Hier unten werden wir allerdings weder der einen noch der anderen Gruppe begegnen. Von diesem Teil hier weiß niemand. Wir befinden uns tief unter der Stadt in einem der ersten Steinbrüche, der viele Jahrhunderte alt ist.«
    »Tief unter der Stadt«, wiederholte Josh. Er zog den Kopf ein. Fast hatte er das Gefühl, als könnte er das Gewicht von Paris auf seinen Schultern spüren, die vielen Tonnen Erde, Zement und Stahl, die ihn niederdrückten. Seine Klaustrophobie drohte übermächtig zu werden, und er bildete sich ein, die Wände würden pochen und pulsieren. »Ich glaube«, flüsterte er, an Machiavelli gewandt, »ich glaube, ich würde jetzt lieber wieder nach oben gehen, wenn das okay ist.«
    Der Italiener blinzelte. Seine Überraschung war nicht gespielt. »Nein, Josh, nein, das ist nicht okay.« Er drückte Joshs Schulter, und der spürte, wie Wärme ihn durchströmte. Seine Aura knisterte und die stickige Luft roch plötzlich nach Orange und Schlange. »Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Machiavelli mitfühlend. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Wir sind zu weit gekommen. Umkehren ist nicht mehr möglich. Du wirst diese Katakomben als Erweckter verlassen oder …«
    »Oder was?«, fragte Josh, obwohl ihm im selben Moment voller Entsetzen klar wurde, wie der Italiener den Satz vollenden

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