Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
rechts zur Metrostation.«
»Ich glaube immer noch nicht, dass aufteilen …«, begann Flamel.
Josh wirbelte herum. »Wir müssen das!«, sagte er bestimmt. »Sophie und ich gehen – «
Nicholas schüttelte den Kopf und unterbrach ihn: »Okay. Ich gebe dir recht, wir sollten uns aufteilen. Aber die Polizei sucht wahrscheinlich nach Zwillingen …«
»Wir sehen nicht unbedingt aus wie Zwillinge«, warf Sophie rasch ein. »Josh ist größer als ich.«
»Und ihr habt beide lange blonde Haare und blaue Augen und keiner von euch spricht Französisch«, meinte Scatty. »Sophie, du kommst mit mir. Zwei Mädchen beachten sie weniger. Josh kann mit Nicholas gehen.«
»Ich bleibe bei Sophie!«, protestierte Josh. Allein der Gedanke, in dieser fremden Stadt von Sophie getrennt zu sein, versetzte ihn in Panik.
»Bei Scatty kann mir nichts passieren«, sagte Sophie und lächelte. »Du machst dir zu viele Sorgen. Und Nicholas passt auf dich auf.«
Josh sah nicht überzeugt aus. »Ich würde lieber bei meiner Schwester bleiben.«
»Lass die Mädchen zusammen gehen, das ist wirklich besser«, meinte Flamel. »Sicherer.«
»Sicherer?«, rief Josh ungläubig. »Mit euch zwei ist doch nichts sicher.«
»Josh!«, fauchte Sophie, in genau dem Ton, in dem ihre Mutter manchmal mit ihnen sprach. »Es reicht!« Sie wandte sich an Scathach. »Du musst irgendwas mit deinen Haaren machen. Wenn die Polizei nach einer rothaarigen jungen Frau in schwarzen Combat-Klamotten sucht …«
»Einverstanden.« Scathach machte eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk und hielt plötzlich ein Messer mit kurzer Klinge in der linken Hand. Sie wandte sich an Flamel. »Ich brauche ein Stück Stoff.« Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie ihn um und hob seine abgewetzte schwarze Lederjacke hoch. Mit sicheren Schnitten trennte sie ein Viereck aus dem Rücken von Flamels weitem schwarzen T-Shirt und ließ die Jacke wieder darüberfallen. Sie faltete den Stoff zu einem Drei eck, das sie im Nacken verknotete. Von ihren auffälligen Haaren war kaum noch etwas zu sehen.
»Das war mein Lieblings-T-Shirt«, protestierte Flamel. »Es ist richtig schön alt.« Er zog die Schultern hoch. »Und jetzt friere ich am Rücken.«
»Hör auf zu jammern, ich kauf dir ein neues«, sagte Scatty. Sie nahm Sophie bei der Hand. »Komm, wir gehen. Wir sehen uns dann am Eiffelturm.«
»Weißt du denn, wie du da hinkommst?«, rief Nicholas ihr nach.
Scatty lachte. »Ich habe hier fast sechzig Jahre lang gewohnt. Hast du das vergessen? Ich habe miterlebt, wie der Eiffelturm gebaut wurde!«
Flamel nickte. »Gut. Versuche, dich so unauffällig wie möglich zu benehmen.«
»Ich versuch’s.«
»Sophie …«, begann Josh.
»Ich weiß«, erwiderte seine Schwester, »sei vorsichtig.« Sie kam noch einmal zurück und nahm ihren Bruder rasch in die Arme. Ihre Auren knisterten. »Es wird alles gut«, sagte sie leise, da sie die Angst in seinen Augen sah.
Josh zwang sich zu einem Lächeln. »Woher weißt du das? Magie?«
»Ich weiß es einfach«, antwortete sie. Ihre Augen leuchteten kurz silbern auf. »Das alles passiert ja nicht ohne Grund – denk an die Prophezeiung. Am Ende wird alles gut.«
»Ich glaube dir«, sagte er, obwohl es nicht stimmte. »Sei vorsichtig. Und denk daran – kein Wind.«
Sophie drückte ihn noch einmal. »Kein Wind«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann lief sie hinter Scatty her.
Nicholas und Josh schauten den beiden nach, wie sie die Straße hinuntergingen, Richtung Metrostation. Dann wandten sie sich in die entgegengesetzte Richtung. Kurz bevor sie um die nächste Ecke bogen, schaute Josh sich noch einmal um und sah, dass seine Schwester sich ebenfalls umgedreht hatte. Sie hoben die Hände und winkten sich zu.
Josh wartete, bis Sophie weiterging, dann erst ließ er seine Hand sinken. Jetzt war er wirklich allein, in einer fremden Stadt, Tausende von Meilen von zu Hause entfernt, mit einem Mann, dem er nicht traute, einem Mann, den er zu fürchten begonnen hatte.
»Hast du nicht gesagt, du kennst dich hier aus?«, fragte Sophie.
»Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal hier war«, gab Scatty zu. »Und die Straßen haben sich ziemlich verändert.«
»Aber du hast doch gesagt, du hättest hier gewohnt, als der Eiffelturm gebaut wurde.« Sophie blieb abrupt stehen, als sie merkte, was sie gerade gesagt hatte. »Wann war das gleich noch mal?«
»1889. Ein paar Monate später bin ich von hier weggegangen.«
Vor der
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