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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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sie von Wind und Wetter und von der Zeit gezeichnet, teilweise abgeschlagen und rußgeschwärzt. Die drei Fenster und Türen waren neu, doch das Gebäude an sich zählte zu den ältesten in Paris. Direkt über der mittleren Tür war ein blaues Metalltäfelchen mit einer Zahl darauf angebracht – es war die 51 – und darüber eine schlichte Steintafel, die besagte, dass dies einmal das Maison de Nicholas Flamel et de Perenelle, Sa Femme war. Ein rotes Wirtshausschild verkündete, dass sich heute die Auberge Nicholas Flamel hier befand. Jetzt war es also ein Restaurant.
    Früher war es sein Zuhause gewesen.
    Er trat ans Fenster und tat, als lese er die Speisekarte, in Wahrheit aber spähte er hinein. Innen war das Haus natürlich vollkommen umgestaltet worden, wahrscheinlich schon unzählige Male, doch die dunklen Balken an der weißen Decke schienen noch dieselben zu sein, zu denen er vor über 600 Jahren so oft aufgeschaut hatte.
    Hier waren er und Perenelle glücklich gewesen.
    Und in Sicherheit.
    Damals war ihr Leben noch unkompliziert gewesen. Sie hatten nichts gewusst von den Erstgewesenen oder den Dunk len des Älteren Geschlechts, nichts vom Codex und nichts von den Unsterblichen, die über ihn wachten und um ihn kämpften.
    Und sowohl er als auch Perenelle waren einfach nur Menschen gewesen.
    In die alten Mauersteine des Hauses waren verschiedene Bilder eingemeißelt: Symbole und Buchstaben, über die, wie er wusste, sich schon Gelehrte aus allen Jahrhunderten den Kopf zerbrochen hatten. Die meisten dieser Bilder hatten keine besondere Bedeutung, sagten wenig mehr aus als die damals üblichen Zunftzeichen. Aber es gab Ausnahmen. Er schaute rasch nach rechts und links, und als er sah, dass die enge Gasse leer war, hob er die Hand und fuhr links neben dem mittleren Fenster die eingemeißelten Striche des Buchstabens N nach. Grüne Energie rankte sich um den Buchstaben. Dann fuhr er das verschlungene F auf der anderen Seite des Fensters nach. Ein schimmerndes Abbild des Buchstabens blieb in der Luft stehen. Er hielt sich mit der linken Hand am Fensterrahmen fest und schwang sich auf den Sims, hob die rechte Hand über den Kopf und tastete dort nach Buchstaben in dem alten Mauerstein. Als er sie gefunden hatte, ließ er einen winzigen Strom seiner Aura durch die Finger fließen und drückte sie auf eine Reihe von Buchstaben … Und der Stein unter seinen Fingerspitzen wurde warm und weich. Flamel drückte erneut – und seine Finger sanken in den Stein. Sie schlossen sich um den Gegenstand, den er im 15. Jahrhundert in dem Granitblock versteckt hatte. Schnell zog er die Hand zurück, sprang leichtfüßig vom Sims auf den Gehweg und wickelte den Gegenstand in die Morgenausgabe von Le Monde . Dann ging er, ohne sich noch einmal umzuschauen, zurück zur Rue Beaubourg.
    Bevor er abbog, drehte er seine linke Handfläche nach oben.
    In der Mitte war ein sauberes Abbild des schwarzen Schmetterlings, den Saint-Germain ihm in die Haut gedrückt hatte. »Er wird dich zu mir zurückführen«, hatte er gesagt.
    Nicholas Flamel strich mit dem rechten Zeigefinger über das Tattoo. »Bring mich zu Saint-Germain«, murmelte er. »Bring mich zu ihm.«
    Das Tattoo in seiner Hand zitterte, die schwarzen Flügel bewegten sich. Dann löste sich der Schmetterling plötzlich von seiner Haut und stand flügelschlagend vor ihm in der Luft. Einen Augenblick später flatterte er die Straße hinunter.
    »Clever«, murmelte Nicholas. »Sehr clever.«
Dann folgte er ihm.

K APITEL Z WANZIG
    P erenelle Flamel verließ die Gefängniszelle.
    Die Tür war zu keinem Zeitpunkt abgeschlossen gewesen. Das war nicht nötig gewesen, denn an der Sphinx kam niemand vorbei. Doch jetzt war die Sphinx verschwunden. Perenelle atmete tief durch. Der saure Geruch der Kreatur, die modrige Mischung aus Schlange, Löwe und Vogel, hatte sich etwas verzogen und den gewöhnlichen Gerüchen von Alcatraz – Salz und rostendes Metall, Algen und feuchter Stein – Platz gemacht.
    Sie wandte sich nach links und ging rasch einen langen, von Zellen gesäumten Korridor hinunter. Das Gefängnis, das auch »the rock«, »der Fels«, genannt wurde, war riesig, und sie hatte keine Ahnung, wo genau in dem baufälligen Komplex sie sich befand. Obwohl sie und Nicholas jahrelang in San Francisco gelebt hatten, war sie nie versucht gewesen, der Geisterinsel einen Besuch abzustatten. Sie wusste lediglich, dass sie sich im Moment ein gutes Stück unter der Erde befand. Das einzige

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