Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
sich das alles ständig in mein Bewusstsein.« Sie schauderte und schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Es macht mir Angst. Was ist … Was ist, wenn ihre Gedanken meine überlagern? Was wird dann aus mir ?«
    Josh wusste es nicht. Allein die Vorstellung, seine Zwillingsschwester zu verlieren, versetzte ihn in Panik. »Denk an etwas anderes«, sagte er eindringlich. »An etwas, das die Hexe nicht wissen kann.«
    »Das versuche ich ja, aber sie weiß so viel«, erwiderte Sophie kläglich. Sie drehte sich um und versuchte, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren und die seltsamen, fremden Gedanken in ihrem Kopf zu ignorieren. Sie wusste, dass sie stark sein sollte, sie musste stark sein für ihren Bruder, aber sie kam nicht an den Erinnerungen der Hexe vorbei. »Jeder, den ich anschaue, und alles, was ich sehe, erinnert mich daran, wie die Dinge sich verändert haben. Wie soll ich an etwas ganz Normales denken, wenn das alles passiert? Schau doch nur uns an, Josh, schau, wo wir sind, schau, was mit uns passiert ist. Alles hat sich verändert … vollkommen verändert.«
    Josh nickte. Er verlagerte den Rucksack mit der Pappröhre auf seiner Schulter und das schwere Schwert schepperte in seinem Behältnis. Vom ersten Moment an, als er aus dem Keller der Buchhandlung aufgetaucht war und gesehen hatte, wie Dee und Flamel mit Speeren aus grüner und gelber Energie gegeneinander gekämpft hatten, war ihm klar gewesen, dass die Welt nie mehr so sein würde wie vorher. Das war – wann gewesen? Vor vier Tagen, aber in diesen vier Tagen war die Welt auf den Kopf gestellt worden. Alles, was er für wahr gehalten hatte, hatte sich als Lüge herausgestellt. Sie waren Gestalten begegnet, die Legenden entstammten, und hatten gegen Wesen gekämpft, die es gar nicht geben durfte. Sie waren im Handumdrehen um die halbe Welt gereist, um ein urzeitliches Monster zu bekämpfen und zu sehen, wie Steinskulpturen lebendig wurden und sich schwerfällig bewegten.
    »Weißt du was?«, sagte Sophie plötzlich. »Wir hätten letzten Donnerstag wirklich freinehmen sollen.«
    Josh konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Da hast du recht.« Wochenlang hatte er Sophie zu überreden versucht, sich einen Tag freizunehmen, damit sie das Exploratorium besuchen konnten, das berühmte interaktive Wissenschaftsmuseum in der Nähe der Golden Gate Brücke. Seit er von Bob Millers berühmtem Sun Painting gehört hatte, einem Kunstwerk aus Sonnenlicht, Spiegeln und Prismen, hatte er es unbedingt sehen wollen. Er wurde schnell wieder ernst. »Wenn wir das gemacht hätten, wäre das alles nicht passiert.«
    »Genau.« Sophie betrachtete die hohe Wand aus abgewrackten Autos, den pockennarbigen Boden und die Hunde mit den roten Augen. »Ich will, dass alles wieder so ist, wie es war, Josh. Normal.« Sie wandte sich ihrem Bruder zu und blickte ihn einige Sekunden lang an. »Aber du nicht«, stellte sie sachlich fest.
    Josh versuchte gar nicht erst, es zu leugnen. Seine Schwester hätte ohnehin gewusst, dass er log. Sie wusste es immer. Und sie hatte ja recht. Obwohl er ausgepowert war und kaum in der Lage, mit seinen geschärften Sinnen umzugehen, wollte er nicht, dass wieder alles so war wie früher; er wollte nicht wieder »normal« sein. Das war er sein ganzes Leben lang gewesen – und wenn die Leute auf ihn aufmerksam geworden waren, hatten sie ihn nur als die eine Hälfte eines Zwillingspaares gesehen. Immer waren es Josh und Sophie gewesen. Sie gingen zusammen ins Sommerlager, in Konzerte und ins Kino und hatten noch nie getrennt Ferien gemacht. Geburtstagskarten waren immer an alle beide adressiert; bei Einladungen zum Geburtstag standen immer beide Namen drauf. Normalerweise machte es ihm nicht wirklich etwas aus, doch in letzter Zeit hatte es angefangen, ihn zu nerven. Er hatte sich gefragt, wie es wohl wäre, als Individuum gesehen zu werden? Wie es wohl wäre, wenn es keine Sophie gäbe? Wie es wohl wäre, einfach nur Josh New-man zu sein und nicht die eine Hälfte der Newman-Zwillinge?
    Er liebte seine Schwester, aber das war seine Chance, anders zu sein, ein Individuum.
    Er war eifersüchtig auf Sophie gewesen, als deren Sinne geschärft worden waren und seine nicht. Er hatte Angst vor ihr gehabt, als er gesehen hatte, wie sie gekämpft und unvorstellbare Kräfte entwickelt hatte. Er hatte Panik bekommen, als er den Schmerz und die Verwirrung bemerkt hatte, die die Sinnesschärfung verursachte. Doch nachdem auch seine Sinne geweckt worden waren

Weitere Kostenlose Bücher