Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
Todesurteil für deine Freunde«, fiel ihm nun Machiavelli ins Wort. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit.« Es knisterte in der Leitung. »Auf der Insel ist eine Armee stationiert: eine Armee von Ungeheuern. Ich glaube, anstatt Perenelle anzugreifen, sollten wir einfach die schlafenden Bestien wecken. Man hat sie mit einem Zauber belegt und viele schlafen schon seit einem Monat oder mehr. Sie haben bestimmt Hunger. Wenn sie aufwachen, machen sie sich auf die Suche nach der nächsten warmblütigen Mahlzeit – und die wäre Madame Perenelle.«
    Billy fand die Idee genial, doch dann fiel ihm etwas ein. »Aber, hey, sind wir denn nicht auch auf der Insel?«
    »Glaub mir«, sagte Machiavelli, »sobald wir die schlafende Armee geweckt haben, machen wir uns aus dem Staub. Wir sehen uns morgen Mittag um halb eins Ortszeit, da landet mein Flugzeug. Wenn alles nach Plan läuft, erlebt Perenelle den Abend nicht mehr.«

K APITEL S ECHSUNDZWANZIG
    D r. John Dee hatte Todesangst.
    Bastet, die neben ihm stand, zog scharf die Luft ein und schüttelte sich kurz, und Dee erkannte, dass auch sie Angst hatte. Und das erschreckte ihn umso mehr.
    Dee wusste, was Angst ist, und hatte sie bisher immer willkommen geheißen. Angst hatte ihn am Leben erhalten, sie hatte ihn fliehen lassen, wo andere ihren Mann gestanden und gekämpft hatten und gestoben waren. Aber das jetzt war keine gewöhnliche Angst. Diese hier ging bis in die Knochen, ließ seinen Magen rebellieren, verursachte ihm eine Gänsehaut und badete ihn in eiskalten Schweiß. Der kühle, analytische Teil seines Gehirns erkannte, dass es sich nicht um eine rationale Furcht handelte, sondern um etwas Stärkeres, etwas Uraltes, eine Angst, die tief im limbischen System verankert war, dem ältesten Teil des menschlichen Gehirns. Dies war eine Angst, die noch aus den Anfängen der Menschheit stammte.
    Im Lauf seines langen Lebens hatte Dee einige der grässlichsten Erstgewesenen getroffen, scheußliche Kreaturen, die absolut nichts Menschliches mehr an sich hatten. Seine Forschungsreisen hatten ihn in einige der dunkelsten Schattenreiche geführt, an Orte, an denen schockierende Albtraumwesen über smaragdgrüne Himmel schwebten oder vielarmige Horrorgestalten durch blutrote Meere zuckten. Doch eine solche Angst hatte er noch nie gehabt. Am Rand seines Gesichtsfeldes tanzten schwarze Flecken, und er merkte, dass er zu schnell atmete. In dem verzweifelten Versuch, seine Atmung zu normalisieren, konzentrierte er sich auf die Quelle seiner Angst: die Kreatur, die über die menschenleere Straße im Norden Londons auf sie zukam.
    Die meisten Straßenlaternen waren kaputt, und die wenigen, die noch brannten, warfen ein gespenstisches Licht auf die Gestalt und färbten sie gelb und schwarz. Sie war knapp zweieinhalb Meter groß und hatte muskelbepackte Arme und Beine, die in ziegenähnlichen Hufen endeten. Aus ihrem Schädel wuchsen rechts und links gewaltige, sechsendige Geweihstangen, die sich nach oben bogen und das Wesen mindestens noch einmal eineinhalb Meter größer machten. Eingehüllt war es in die Häute verschiedener, längst ausgestorbener Tiere, sodass Dee kaum sagen konnte, wo die Felle endeten und die behaarte Haut der Kreatur begann. Auf der linken Schulter lag eine fast zwei Meter lange Keule, die aus dem Kieferknochen eines Dinosauriers geschnitzt war. An einer Seite der Keule saß noch eine Reihe spitzer Zähne.
    Das war Cernunnos, der Gehörnte Gott.
    Vor fünfzehntausend Jahren hatte ein von Angst geschüttelter altsteinzeitlicher Künstler ein Bild von ihm auf eine Höhlen-wand im Südwesten Frankreichs gemalt: das Bild einer Kreatur, die weder Mensch noch Tier war, sondern irgendetwas dazwischen. Dee stellte sich vor, dass er jetzt dasselbe empfand wie dieser Maler damals. Beim Anblick dieses Wesens kam er sich vor wie ein kleines, unbedeutendes Nichts.
    Er war immer davon ausgegangen, dass der Gehörnte Gott lediglich ein Erstgewesener wie viele andere auch war – vielleicht sogar einer der großen Erstgewesenen. Doch am Vormittag hatte Mars Ultor ihm etwas Schockierendes enthüllt: Der Gehörnte Gott war gar kein Erstgewesener. Er war etwas Älteres, viel Älteres, etwas, das selbst die Mythen nur noch am Rande streiften.
    Cernunnos war einer der legendären Archone, die unseren Planeten vor unvorstellbar langer Zeit regiert hatten. Yggdrasill war noch ein Sämling gewesen, als der Gehörnte Gott die Erde betreten hatte. Nidhogg und seinesgleichen waren frisch

Weitere Kostenlose Bücher