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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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geschlüpft, und es sollte noch viele Hunderttausend Jahre dauern, bis die ersten Menschen auftauchten.
    Der Gehörnte Gott machte den nächsten Schritt und auf sein Gesicht fiel Licht.
    Dee war es, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt. Er hatte eine grauenvolle Fratze erwartet, doch das Wesen war wunderschön. Auf eine schockierende und unnatürliche Art schön. Sein Gesicht war tief gebräunt, die Haut aber glatt und ohne Falten, als sei es aus Stein gemeißelt, und ovale bernsteingelbe Augen leuchteten aus tiefen Höhlen. Beim Sprechen öffnete es kaum die vollen Lippen und der lange Hals bewegte sich nicht.
    »Eine Erstgewesene und ein Humani, und ich frage mich, wer gefährlicher ist von den beiden.« Seine Stimme war erstaunlich leise, fast weich, wenn auch vollkommen emotionslos. Und obwohl Dee das Wesen englisch sprechen hörte, war er sicher, dass das Dröhnen in seinem Kopf davon herrührte, dass es noch in hundert weiteren Sprachen dasselbe sagte. Cernunnos kam näher, ließ sich auf ein Knie nieder, um zuerst Bastet anzusehen und dann auf Dee herunterzuschauen. Der Magier blickte dem Gehörnten Gott in die Augen. Die Pupillen waren schwarze Schlitze, doch sie standen nicht senkrecht wie bei einer Schlange, sondern bildeten waagrechte Striche. »Du bist also Dee.« Das Dröhnen der vielen Stimmen erfüllte Dees Kopf.
    Der Magier verbeugte sich tief, um nicht länger in die bernsteingelben Augen sehen zu müssen, und versuchte, seine Angst unter Kontrolle zu bekommen. Ein seltsam moschusartiger Geruch umgab den Archon, der Geruch nach Wald und vermodernden Pflanzen. Er machte Dee fertig, und er merkte, dass es wahrscheinlich etwas mit seinen Gefühlen zu tun hatte. Er hatte schlimmere Kreaturen gesehen, deren Anblick zweifellos schockierender war. Weshalb versetzte der Gehörnte Gott ihn also in solche Panik? Er konzentrierte sich auf die primitive Keule, auf die Cernunnos sich stützte. Sie sah aus wie der Kieferknochen eines Sarcosuchus, eines Riesenkrokodils aus der Kreidezeit, und unwillkürlich fragte Dee sich, wie alt der Archon wohl war.
    »Es freut uns sehr, dass du uns beehrst«, fauchte Bastet. Dee meinte, ein ängstliches Zittern in ihrer Stimme zu hören.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Cernunnos und richtete sich wieder auf.
    »Wir – «, begann Bastet, doch plötzlich pfiff die riesige Keule durch die Luft, und die Zähne blieben Zentimeter über dem Kopf der Katze stehen.
    »Sprich mich nicht noch einmal an, Kreatur. Ich bin nicht freiwillig hier. Und du …« Cernunnos lenkte den Blick auf Dee. »Deine Gebieter des Älteren Geschlechts haben sich auf eine alte Schuld berufen, in der ich stehe und die auf die Anfänge der Zeit zurückgeht. Wenn ich dir helfe, ist meine Schuld getilgt. Aus diesem und keinem anderen Grund bin ich hier. Was willst du?«
    Dee holte tief Luft, verbeugte sich noch einmal und zog die Wangen zwischen die Zähne, um sich ein Lächeln zu verkneifen. Ein Archon stellte sich unter seinen Befehl. Er war stolz, dass seine Stimme nicht zitterte, als er das Wort ergriff. »Wie viel hat man dir erzählt?«, begann er.
    »Ich bin Cernunnos. Ich kann in deinen Gedanken und Erinnerungen lesen, Magier. Ich weiß, was du weißt. Ich weiß, was du gewesen bist, ich weiß, was du jetzt bist. Der Alchemyst, Flamel, und die Zwillinge sind zusammen mit dem sarazenischen Ritter und dem Dichter in ihrer behelfsmäßigen Festung aus Metall. Du willst, dass ich und die Wilde Jagd euch gewaltsam Zutritt verschaffen.« Das Gesicht des Archons zeigte zwar keinerlei Regung, doch Dee bildete sich ein, einen sarkastischen Unterton aus der Stimme des Gehörnten Gottes herauszuhören.
    Dee verbeugte sich erneut und versuchte, seine Gedanken im Zaum zu halten. »Ganz genau.«
    Der Archon drehte den gewaltigen Kopf und blickte zu dem Autofriedhof mit seinen aus Altmetall errichteten Mauern hinüber. »Man hat mir Versprechungen gemacht«, grollte er. »Sklaven. Frischfleisch.«
    »Selbstverständlich«, beeilte sich Dee zu sagen. »Du kannst Flamel haben und wen du sonst noch willst. Ich brauche die Zwillinge und die beiden Seiten des Codex, die noch in Flamels Besitz sind.« Wieder verbeugte Dee sich. Mit dem Gehörnten Gott auf seiner Seite und der Wilden Jagd, die dieser befehligte, konnte nichts mehr schiefgehen.
    »Man hat mir aufgetragen, dir Folgendes zu sagen«, begann Cernunnos leise. Er bewegte leicht den Kopf und sah auf den Magier herunter. Die gelben Augen in seinem dunklen

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