Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
Gesicht leuchteten. »Wenn du scheiterst, haben deine Gebieter des Älteren Geschlechts dich mir versprochen. Ein Geschenk, eine kleine Entschädigung dafür, dass sie mich geweckt haben.« Der gewaltige Kopf neigte sich auf eine Seite und waagrecht stehende Pupillen weiteten sich und ließen die Augen schwarz und unergründlich erscheinen. »Ich habe seit Tausenden von Jahren kein Haustier mehr gehabt. In der Regel dauert es nicht lange, bevor sie sich verwandeln.«
»Sich verwandeln?« Dee schluckte trocken.
Eine Welle aus stinkendem Fell, Klauen, Zähnen und Augen, gelb angestrahlt von den Straßenlaternen, kam die Straße herunter, schwappte aus den Häusern, spritzte durch Fenster, drückte Zäune platt, sprudelte aus der Kanalisation herauf. Dreckige, stinkende Kreaturen versammelten sich in einem großen Halbkreis hinter dem Archon. Sie hatten den Körper großer grauer Wölfe … Aber alle hatten sie menschliche Gesichter.
»Sich verwandeln«, wiederholte Cernunnos. Ohne den Körper mitzunehmen, drehte er den Kopf und betrachtete seine stumme Armee hinter sich. Dann wandte er sich wieder Dee zu. »Du bist stark. Du bleibst mir mindestens ein Jahr erhalten, bevor du Teil der Wilden Jagd wirst.«
K APITEL S IEBENUNDZWANZIG
J etzt siehst du, was du angerichtet hast!«, fuhr Palamedes Flamel an. Der Zorn verstärkte seinen Akzent und man verstand ihn kaum noch.
Flamel ignorierte ihn. Er wandte sich an Shakespeare. »Gibt es einen Fluchtweg?«, fragte er ruhig.
Der Dichter nickte. »Natürlich. Direkt unter der Hütte befindet sich der Eingang zu einem Tunnel. Er endet nach ungefähr einer Meile in einem nicht mehr genutzten Theater.« Er lächelte säuerlich. »Den Ort habe ich selbst ausgesucht.«
»Holt eure Sachen«, sagte Flamel zu Sophie und Josh. »Wir gehen. Bis der Gehörnte Gott hier ist, können wir schon ganz woanders sein.« Bevor einer von ihnen protestieren konnte, hatte er die Zwillinge am Arm gefasst und dirigierte sie zur Hütte zurück.
Josh schüttelte Flamels Hand ärgerlich ab und auch Sophie befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff.
Der Alchemyst wollte etwas sagen, als er merkte, dass weder Palamedes noch Shakespeare sich gerührt hatten. Er drehte sich um und sah den Dichter an: »Schnell! Du weißt doch, wozu der Gehörnte Gott fähig ist, und sobald die Wilde Jagd Blut geleckt hat, kann auch er sie kaum noch unter Kontrolle halten.«
»Geht ihr«, erwiderte Shakespeare. »Ich bleibe hier. Ich kann sie aufhalten und euch die Zeit verschaffen, die ihr braucht, um zu verschwinden.«
»Das ist doch verrückt«, protestierte Flamel heftig. »Du kommst dann nicht mehr weg. Cernunnos wird dich vernichten.«
»Er vernichtet vielleicht meinen Körper.« Shakespeare lächelte. »Aber mein Name ist unsterblich und wird das für immer bleiben. Solange es Menschen gibt, werden meine Werke nicht vergessen werden.«
»Wenn die Dunklen Älteren zurückkehren, können die Menschen schneller vom Erdboden verschwinden, als du glaubst«, schnauzte Flamel ihn an. »Komm mit uns«, bat er danach eindringlich. »Bitte!«
Doch der Dichter schüttelte erneut den Kopf. Seine Aura knisterte warm und hell um seinen Körper und erfüllte die Luft mit Zitronenduft. Aus seiner modernen Schutzweste wurden Plattenpanzer und Kettenhemd und schließlich eine prunkvolle und groteske Rüstung. Er war von Kopf bis Fuß von glänzendem gelben Metall bedeckt, das seinen Körperformen angepasst und so ausgelegt war, dass es jedem Angriff standhielt. An Knie und Ellbogen ragten Stacheln heraus. Er schob das Helmvisier hoch, und die hellen Augen leuchteten groß hinter der Brille, die er immer noch trug. »Ich werde bleiben und an der Seite der Gabriel-Hunde kämpfen. Jahrhundertelang haben sie mich nicht im Stich gelassen, jetzt lasse ich sie auch nicht im Stich.«
»William …«, flüsterte Flamel.
»Alchemyst, ich bin nicht gänzlich hilflos. Während meines langen Lebens habe ich auch einiges an Magie gelernt. Du weißt doch, der Kern aller Magie ist Fantasie … Und mehr Fantasie als ich hat noch keiner besessen.«
»Mehr Selbstbewusstsein auch nicht«, sagte Palamedes. »Wir können diesen Kampf nicht gewinnen, Will. Wir sollten verschwinden, uns eine Strategie zurechtlegen und zu einem anderen Zeitpunkt kämpfen. Komm mit uns.« Ein fast flehender Unterton lag in der Stimme des sarazenischen Ritters.
Der unsterbliche Dichter ließ sich nicht beirren. »Ich bleibe. Ich weiß, dass ich nicht gewinnen
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