Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
Madra.«
»Gabriel-Hund«, sagte Sophie, und ihre Augen glitzerten silbern dabei. »Das Absperrkommando.«
Gabriel drehte sich zu ihr um. Mit seiner gespaltenen Zunge schmeckte er die Luft wie eine Schlange. »Es ist lange her, dass man uns bei diesem Namen genannt hat.« Wieder erschien die Zunge zwischen den Lippen. »Aber du bist nicht vollständig menschlich, Sophie Newman, nicht wahr? Du bist der Mondzwilling und jung, jung, zu jung, um das Wissen von Jahrhunderten in dir zu tragen. Du riechst nach der abscheulichen Hexe von Endor«, fügte er verächtlich hinzu. Er runzelte angeekelt die Nase und wandte sich ab.
»He, so kannst du mit meiner Schwester nicht – «, begann Josh, doch Sophie zog ihn am Arm zurück.
Gabriel ignorierte seinen Ausbruch und wandte sich an Palamedes. »Die Larvae und Lemuren sind gefallen.«
»So früh schon!«, rief der sarazenische Ritter. Sowohl er als auch Shakespeare waren sichtlich erschüttert. »Aber doch nicht alle?«
»Alle. Es gibt sie nicht mehr.«
»Es waren fast fünftausend …«, begann Shakespeare.
»Dee ist hier«, berichtete Gabriel mit leisem Grollen. »Und Bastet.« Er ließ die Schultern rollen und verzog das Gesicht, als die Wunde an seinem Rücken aufbrach.
»Aber das ist noch nicht alles, nicht wahr?«, fragte Flamel müde. »Die Anhänger des Dunklen Geschlechts und Dees Londoner Agenten sind ein zusammengewürfelter Haufen oppositioneller Gruppen, die sich genauso gegenseitig bekämpfen wie miteinander in eine Schlacht ziehen. Um die Larvae und Lemuren zu töten, braucht es eine Armee, gut ausgebildet und gut organisiert, die auf einen Anführer hört.«
Gabriel neigte leicht den Kopf. »Die Jagd ist los.«
»Oh nein.« Palamedes zog stotternd die Luft ein und ließ das Breitschwert von der Schulter gleiten.
»Und ihr Meister«, fügte Gabriel grimmig hinzu.
Josh sah seine Schwester fragend an. Wusste sie, wovon der Torc Madra sprach? Ihre Augen waren flache silberne Scheiben und auf ihrem Gesicht spiegelte sich nicht Angst, sondern fast so etwas wie Ehrfurcht.
»Cernunnos ist zurückgekehrt«, sagte Gabriel, und in seiner Stimme schwang tiefe Angst. Und dann warf das gesamte Absperrkommando nacheinander den Kopf in den Nacken und heulte mitleiderregend.
»Der Gehörnte Gott«, flüsterte Sophie und begann zu zittern. »Herr der Wilden Jagd.«
»Ein Erstgewesener?«, fragte Josh.
»Ein Archon.«
K APITEL F ÜNFUNDZWANZIG
M an hat mir gesagt, diese Perenelle sitze im Gefängnis und sei schwach und hilflos.« Billy the Kid sprach mit Nachdruck in das schmale Bluetooth-Mikrofon vor seinem unrasierten Kinn. »Das stimmt ganz einfach nicht.« Durch die mit Fliegen gesprenkelte Windschutzscheibe des Thunderbird konnte er über der Bucht deutlich Alcatraz erkennen. »Und ich fürchte, wir haben ein Problem. Ein großes Problem.«
Am anderen Ende der Welt lauschte Niccolò Machiavelli der Stimme aus der Freisprechanlage, während er seine Reisetasche packte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal selbst gepackt hatte. Das hatte immer Dagon für ihn übernommen. »Und weshalb rufst du mich an?«, fragte er. Er legte ein drittes Paar handgearbeiteter Schuhe in die Tasche, beschloss dann, dass zwei Paar genug seien, und holte das dritte wieder heraus.
»Ich will ganz offen zu dir sein«, sagte Billy nach kurzem Zögern. »Ich habe gedacht, ich brauche dich nicht. Ich war sicher, dass ich allein mit der Frau fertig werde.«
»Ein Fehler, der schon vielen das Leben gekostet hat«, murmelte Machiavelli auf Italienisch. Und auf Englisch fragte er: »Und was hat dazu geführt, dass du deine Meinung geändert hast?«
»Vor ein paar Minuten ist auf Alcatraz etwas passiert. Etwas ganz Merkwürdiges …, bei dem gewaltige Kräfte im Spiel waren.«
»Woher weißt du das? Du bist doch nicht auf der Insel.«
Der Italiener hörte deutlich die Ehrfurcht in der Stimme des Amerikaners. »Ich habe es gespürt – auf drei Meilen Entfernung!«
Machiavelli richtete sich auf. »Wann? Wann genau?«, fragte er und sah auf die Uhr. Er durchquerte das Zimmer, öffnete seinen Laptop und fuhr mit dem Zeigefinger über den Fingerabdruckscanner, um ihn wieder zu aktivieren. Von seinen Spionen in London hatte er ein Dutzend verschlüsselter E-Mails erhalten, die alle von etwas Außergewöhnlichem berichteten, das sich ereignet hätte. Die Mails waren um 8:45 Uhr eingegangen, vor etwas über einer Viertelstunde.
»Vor fünfzehn Minuten«, antwortete
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