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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Boden. Glas klirrte.
    Der Hirsch schrie noch einmal, ein Schrei voll roher, geballter Kraft.
    Clarent schien darauf zu reagieren. Die Waffe zuckte und drehte sich in Joshs Händen. Hitze flirrte um sein Handgelenk und plötzlich knisterte und leuchtete seine Aura orangefarben.
    »Josh …«, flüsterte Sophie.
Josh drehte sich zu seiner Schwester um und sah, dass sie auf seine Hände starrte. Er trug plötzlich ein Paar Handschuhe aus weichem Leder. Sie waren alt, fleckig und zerschrammt und voller Dreck- und Schlammspritzer.
    Der nächste gewaltige Stoß traf das Tor.
    »Wir haben nicht genügend Truppen, um die Mauern halten zu können«, sagte Josh und sprach damit aus, was ihm gerade in den Sinn kam. Er zeigte mit Clarent auf das Tor. »Palamedes und Shakespeare sollten die Torflügel öffnen. Die Gabriel-Hunde können sich die Angreifer vornehmen, wenn sie sich in dem schmalen Eingang zusammendrängen.«
    Flamel kam zu ihm. »Wir müssen hier weg, Josh.«
    In dem Moment, in dem seine Finger die Schulter des Jungen berührten, leuchtete dessen Aura stärker, und goldene Kraftfäden zogen sich über Joshs Brust und Arme. Der Alchemyst zog schnell die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Das Steinschwert flackerte kurz goldgelb auf und nahm danach wieder einen hässlichen, rot gesprenkelten dunklen Grauton an. Josh wurde überraschend von einer Welle von Gefühlen überrollt.
    Angst. Eine schreckliche, panische Angst vor tierähnlichen Wesen und nur schemenhaft erkennbaren Menschen.
    Trauer. Zahllose Gesichter, Männer, Frauen und Kinder, Angehörige, Freunde und Nachbarn. Alle tot.
    Wut. Das stärkste Gefühl war Wut. Eine rasende, alles verzehrende Wut .
    Josh drehte sich langsam um und sah Flamel an. Ihre Blicke trafen sich. Josh wusste sofort, dass die momentanen Gefühle nichts mit dem Schwert zu tun hatten. Er wusste inzwischen, dass Clarents Erinnerungen und Eindrücke seltsam abstoßend waren. Was er gerade empfunden hatte, war in dem Alchemysten vorgegangen. Als der ihn berührt hatte, hatte er seine Angst gespürt, die Trauer und die Wut – und noch etwas anderes. Für einen kurzen Augenblick hatte er Kinder wahrgenommen, ganz schwach nur und fast geisterhaft … Viele Kinder in den Kleidern und Trachten von einem Dutzend verschiedener Länder quer durch die Jahrhunderte. Und als Flamel seine Hand mit einem Ruck weggezogen hatte, war in Josh der Eindruck geblieben, alle diese Kinder seien Zwillinge gewesen.
    Josh machte einen Schritt auf Flamel zu und streckte die Hand mit gespreizten Fingern nach ihm aus. Vielleicht bekam er ja ein paar Antworten, wenn er den Alchemysten einfach nur berührte und sich nicht abschütteln ließ. Dann wüsste er endlich die Wahrheit über den unsterblichen Nicholas Flamel.
    Der Alchemyst wich vor Josh zurück. Obwohl er immer noch lächelte, sah Josh, dass er die Hände zu Fäusten ballte und dass ganz schwach ein Licht aufflackerte, als seine Fingernägel sich grün färbten. Minzegeruch erfüllte die Luft, doch er war säuerlich und bitter.
    Ein weiterer Stoß erschütterte den Schrottplatz und das Tor vibrierte in den Angeln. Die Wilde Jagd warf sich gegen die Mauern, und das Geräusch, als die Krallen über das Metall ratschten, ging durch Mark und Bein. Josh war hin und her gerissen: Sollte er eine Konfrontation mit Flamel erzwingen oder sich auf den Angriff konzentrieren? Etwas, das sein Vater einmal zu ihm gesagt hatte, kam ihm in den Sinn. Sie waren am Ufer des Tennessee River entlanggegangen und hatten über die Schlacht von Shiloh im amerikanischen Bürgerkrieg gesprochen. »Das Beste ist, immer nur an einer Front zu kämpfen, mein Junge«, hatte der Vater gesagt. »Dann gewinnt man öfter.«
    Josh wandte sich ab. Er musste mit Sophie reden und ihr von seinen Empfindungen erzählen. Danach würden sie Flamel gemeinsam zur Rede stellen. Er lief auf Palamedes zu. »Warte, nicht schießen!«
    Doch Palamedes’ tiefe Stimme schallte bereits laut und klar über den Schrottplatz: »Feuer!«
    Die Bogenschützen auf den Zinnen schossen ihre Pfeile ab, die sirrend und flüsternd die Luft durchschnitten und in der Nacht verschwanden.
    Josh biss sich auf die Lippe. Es wäre besser, sie würden ihre Munition aufsparen, doch er musste zugeben, dass der sarazenische Ritter auch etwas von Taktik verstand. Zuerst die Pfeile, dann die Speere und als Reserve für den Nahkampf die vernichtenden Armbrüste, die keine große Reichweite besaßen.
    »Speerwerfer!«, rief

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