Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
Riesensumme auf seinen Kopf ausgesetzt.«
»Sie wollen ihn tot?« Flamel war erschüttert.
Aus Prometheus’ Lachen klang nur Mitleid. »Zuerst wollen sie ihn lebendig.«
Der Alchemyst lehnte sich auf dem knarrenden Küchenstuhl zurück und rieb sich übers Gesicht. »Aber das verändert alles. Wenn Dee nicht mehr für die dunklen Älteren arbeitet, wozu braucht er dann Josh? Wieso will er ihm Nekromantie beibringen?«
Prometheus kam weiter in die Küche herein. »Dee hat offensichtlich seine eigenen Pläne.«
»Dee und Dare«, erinnerte Perenelle die beiden Männer. »Eine gefährliche Kombination.«
»Und jetzt kommt auch noch Josh dazu«, flüsterte Flamel. »Ein goldener Zwilling, ausgebildet in Wasser- und Feuermagie. «
Prometheus zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und drehte ihn so, dass er sich rittlings darauf setzen konnte. Der Stuhl knarrte verdächtig unter seinem Gewicht.
Flamel blickte den Älteren mit zusammengekniffenen Augen an. »Was passiert, wenn ein Zwilling mit rein goldener Aura und bewandert in Wasser- und Feuermagie in Nekromantie ausgebildet wird?«
»Das hat es, so viel ich weiß, noch nie gegeben. Es ist eine machtvolle Kombination, doch das eigentliche Potenzial liegt in der Kraft seiner Aura. Der Junge verfügt über ganz außergewöhnliche Kräfte. Er weiß es nur noch nicht.«
»Aber Dee weiß es«, murmelte Flamel.
»Dann ist Josh mächtiger als Dee?«, fragte Perenelle.
»Ich glaube, ja. Viel mächtiger«, antwortete Prometheus. »Er ist nur ungeübt.«
»Durch Totenbeschwörung werden Tote ins Leben zurückgeholt und mithilfe von Joshs Kräften …«, begann Perenelle.
Flamel brachte ihren Gedanken auf den Punkt: »Wen oder was will Dee von den Toten erwecken?« Er legte die flachen Hände auf den Kristallschädel. »Wenn wir nur sehen könnten, was geschieht …«
Ein helles grünes Licht flackerte kurz im Innern des Schädels auf und erlosch dann wieder. Perenelle legte eine Hand auf die ihres Mannes. Weiße Pünktchen krochen über ihre Fingerspitzen und sanken durch Flamels runzlige Hände in den Kristall. Weißes Licht mit einer Spur Grün darin pulsierte in den Augenhöhlen. Und erlosch wieder.
»Wir haben nicht genug Kraft.« Flamel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, doch Perenelle drückte seine Hände weiter auf den Schädel.
»Warum habt ihr dieses grässliche Ding mitgebracht?«, wollte Prometheus wissen.
»Wir wollten ausprobieren, ob wir damit die Monster auf Alcatraz in Schach halten können«, erklärte Perenelle. »Areop-Enap ist immer noch auf der Insel. Ich hatte gehofft, wir könnten die Bestien dazu bringen, dass sie sich gegenseitig zerfleischen, wenn es uns möglich gewesen wäre, durch die Augen der Urspinne zu sehen. Viele sind natürliche Feinde. Ich dachte, wir könnten damit etwas Zeit gewinnen, bis Sophie und Josh voll ausgebildet sind.«
»Ein guter Plan«, lobte Prometheus. »Aber ihr müsst den Schädel mit euren Auren aufladen.«
»Wir hatten eigentlich darauf gezählt, dass Sophie und Josh uns dabei helfen.«
Prometheus sah die beiden Unsterblichen an. »Ihr wisst schon, dass der Schädel euch aussaugt, wenn ihr ihn aufladet? Dass er sich eure Auren einverleibt, euer Gedächtnis, eure Emotionen?«, sagte er gedehnt. »Die Schädel sind echte Vampire. Die Zwillinge sind jung. Der Prozess hätte sie ein paar Jahre ihres Lebens gekostet, aber sie hätten ihn überlebt. In eurem derzeitigen Zustand würdet ihr die Sache nicht überleben. «
»Wir haben unser ganzes Leben lang für das Überleben der Menschen gekämpft«, sagte Perenelle leise. »Wir können jetzt nicht aufgeben. Wir werden bis zum letzten Atemzug kämpfen, um sie vor den dunklen Älteren zu bewahren.«
»Ihr würdet einen hohen Preis dafür bezahlen.«
»Alles hat seinen Preis«, erwiderte Flamel ohne Pathos. »Und manche Dinge sind jeden Preis wert.« Er holte tief Luft und blickte Prometheus an. »Du hast einen hohen Preis bezahlt, um die Humani zum Leben zu erwecken.«
Prometheus nickte.
»Hast du es je bereut?«
»Keinen Augenblick.« Prometheus starrte den Schädel an. »Keinen einzigen Augenblick«, versicherte er. Dann lachte er bitter. »Kristall-Bibliotheken, nannte meine Schwester diese Dinger. Sie glaubte, dass sie möglicherweise mitverantwortlich waren für den Niedergang der Archone, und hat alle zerstört, die sie in die Finger bekam. Es gibt Wissen, das nicht weitergegeben werden sollte, sagte sie. Und einen Rat hat sie mir immer wieder
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