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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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alte Frau nickte. »Ich bin die Wächterin. Mithilfe von verbotenem Archonen-Wissen hat Abraham mich unsterblich gemacht. Ich war ausersehen, über die Zwillinge zu wachen und sie zu beschützen. Und damit er über mich wachen und mich beschützen konnte, vermachte mein Mann auch meinem jüngeren Bruder das Geschenk der Unsterblichkeit.«
    »Dein Bruder …«, begann Sophie leise.
    Tsagaglalal nickte. Ihr Blick war starr auf den Himmel gerichtet. »Wir haben über zehntausend Jahre zusammen auf der Erde gelebt und über Generationen von Newmans gewacht. Und was für einen Stammbaum sie haben! Mein Bruder und ich haben Adlige und Bettler bewacht, Herren und Sklaven. Wir haben in so ziemlich jedem Land auf diesem Planeten gelebt und gewartet, gewartet, immer nur gewartet …« Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. »Es gab hin und wieder eine Goldaura in deiner Familie, auch einige Silberauren. Selbst ein paar Zwillingspaare, doch die prophezeiten Zwillinge waren nicht dabei. Und der Verstand meines Bruders ist unter der Bürde der Jahre langsam zusammengebrochen.«
    »Aber wie kommen die Flamels ins Spiel? Weshalb haben sie nach Zwillingen gesucht?«
    »Ein Fehler, Sophie. Eine Fehlinterpretation. Vielleicht sogar eine gewisse Arroganz. Ihre Aufgabe bestand lediglich darin, auf das Buch aufzupassen. An irgendeinem Punkt glaubten sie dann, dass es ihnen aufgetragen sei, die legendären Zwillinge zu finden.«
    Sophie hatte das Gefühl, als würde alle Luft aus ihrem Körper gesaugt. »Dann war alles, was sie getan haben … sinnlos?«
    Tsagaglalal lächelte. »Nein, sinnlos war es nicht. Alles, was sie taten, hat sie näher zu dieser Stadt gebracht, in diese Zeit und schließlich zu euch. Es war nicht ihre Aufgabe, die Zwillinge zu finden – die Prophezeiung lautete, dass die Zwillinge sie finden würden. Ihre Aufgabe war es, die Zwillinge zu beschützen und dafür zu sorgen, dass ihre Sinne erweckt würden.«
    Sophies Kopf drohte zu platzen. Der Gedanke, dass alles in ihrem Leben, angefangen mit der Geburt, bereits vor zehntausend Jahren vorhergesagt worden war, löste schieres Entsetzen in ihr aus. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. »Dein Bruder«, fragte sie rasch. »Wo ist er jetzt?«
    »Wir gingen zum ersten Mal nach England, als wir erfuhren, dass Scathach einem jungen Mann namens Arthur auf den Thron verholfen hatte. Mein Bruder schloss den jungen Mann ins Herz. Arthur wurde wie ein Sohn für ihn. Als er starb, war mein Bruder am Boden zerstört. Sein Verstand begann zu zerfallen. Er fand es schwierig, Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzuhalten, Realität und Fantasiegespinste. Er war überzeugt, Arthur käme zurück und bräuchte ihn dann. Deshalb hat er England nie mehr verlassen. Er sagte, er würde dort sterben.«
    »Gilgamesch«, flüsterte Sophie.
    »König Gilgamesch«, ergänzte Tsagaglalal ebenso leise. »In England war er allerdings unter einem anderen Namen bekannt.« Tränen rollten ihre faltigen Wangen hinunter und im Garten roch es plötzlich intensiv nach Jasmin. »Für mich ist er verloren. Seit Langem verloren.«
    »Wir sind ihm begegnet«, erzählte Sophie aufgeregt. Sie beugte sich vor und berührte Tsagaglalals Arm. Ihre Aura knisterte. »Er lebt! In London.« Sie musste selbst Tränen wegblinzeln, als sie an den zerlumpten, schmutzigen alten Obdachlosen mit den schockierend blauen Augen dachte, dem sie auf der Rückbank eines Taxis zum ersten Mal begegnet war.
    Der Jasminduft wurde sauer. Tsagaglalals Stimme klang bitter. »Ach, Sophie, ich weiß, dass er noch lebt und in London ist. Ich habe Freunde dort, die auf meine Bitte hin ein Auge auf ihn haben, dafür sorgen, dass er immer genügend Geld hat und nie hungern muss.« Sie weinte jetzt. Dicke Tränen tropften von ihrem Kinn ins Gras, wo winzige Jasminblüten aufgingen und sich innerhalb einer Sekunde wieder schlossen. »Er erinnert sich nicht mehr an mich«, flüsterte Tsagaglalal. »Nein, das stimmt nicht. Er erinnert sich wohl an mich, aber er erinnert mich so, wie ich einmal war, vor zehntausend Jahren, jung und hübsch. Mit meinem jetzigen Aussehen erkennt er mich nicht wieder.«
    »Er hat gesagt, er hat alles aufgeschrieben«, erzählte Sophie. Sie wischte silberne Tränen von ihren Wangen. »Er hat gesagt, er würde auch über mich schreiben, damit er mich nicht vergisst.« Sie erinnerte sich, wie der alte Mann ihr einen Packen Papier gezeigt hatte, der mit Schnur zusammengebunden war. Es waren Seiten aus

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