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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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normalerweise reges Leben herrschte, leer waren. Bewaffnete Anpu bewachten sämtliche Türen. Einige hatten kleinere, vierbeinige Anpu wie Hunde an ihrer Seite. Entlang der hell erleuchteten Flure waren in regelmäßigen Abständen große Behältnisse aufgestellt worden, in denen Duftkerzen und wohl riechende Kräuter brannten, doch ihr süßer Geruch wurde von dem intensiven, animalischen Gestank der Anpu vollkommen überlagert.
    Marethyu war mit unzerreißbaren Steinketten gefesselt. Eine trug er um jedes Handgelenk, eine um die Taille und noch einmal je eine um die Knöchel. Die Wächter bildeten einen Kreis um ihn und jeder hielt eine Kette fest. Man hatte ihm seinen Umhang abgenommen, den sich einer der Wachen jetzt über den Arm gelegt hatte. Marethyu trug nur noch ein langärmeliges Kettenhemd, das vom Hals bis zur Taille reichte, und darunter eine schmutzige, ausgefranste Jeans. An seinen zerschrammten Arbeitsschuhen blitzten über den Zehen schützende Metallkappen. Das fettige blonde Haar reichte ihm bis auf die Schultern und der schlecht geschnittene Pony fiel ihm in die ungewöhnlich blauen Augen. Kinn und Wangen bedeckte ein grauweißer Dreitagebart. Auf dem Weg ins Innere des Palastes ruckte sein Kopf ständig hin und her. Die Lippen bewegten sich, wenn er die Schriftzeichen auf den alten Wandpaneelen übersetzte oder die grobe Ogham-Schrift auf den Sockeln entzifferte, die in regelmäßigen Abständen in den Fluren aufgereiht waren und Statuen aus Glas und Metall trugen.
    Die Anpu-Wachen zogen ihn bis vor eine hohe Tür mit zwei schmalen Flügeln, machten jedoch keine Anstalten, anzuklopfen oder einzutreten.
    Der Mann mit der Hakenhand hängte sich in seine Ketten, um die Tür genauer betrachten zu können. Zwei riesige Metallplatten, eine aus reinem Silber, die andere aus Gold, bildeten die Türflügel. Sie waren so poliert, dass sie glänzten wie Spiegel. Der mannshohe Türsturz darüber bestand aus massivem Gold. Darin eingraviert waren Tausende von Quadraten mit jeweils einem Gesicht – entweder von einem Menschen, einem Tier oder einem Ungeheuer. Einige der Quadrate waren auch leer oder die Gesichter nur halb vollendet. In der Mitte des Türsturzes jedoch befand sich ein Quadrat, das größer war als die anderen. Es zeigte das sorgfältig gearbeitete Bild eines Halbmondes … oder eines Hakens.
    Marethyu hob mit einem Ruck seinen linken Arm, um seinen Haken mit dem Bild zu vergleichen. Dabei riss er fast den Anpu, der diese Kette hielt, von den Füßen. Original und Abbildung waren fast identisch. Er kniff die Augen zusammen und übersetzte gewissenhaft die Schriftzeichen um den Haken herum.
    »Merkwürdig, nicht wahr?« Eine laute Stimme hallte durch den Flur.
    Die Flügeltüren öffneten sich. Weißer duftender Rauch quoll heraus und waberte über den Boden. Es roch fast schon widerlich süß nach Weihrauch. Der Sprecher war erst zu erkennen, als die Türflügel sich ganz geöffnet hatten und grelles weißes Licht auf den Flur fiel. Im Türrahmen stand eine ungewöhnlich große Gestalt. An ihrem langen metallischen Kapuzenumhang lief weißes Licht wie Flüssigkeit herunter. »Ich fand diese Tür in den Ruinen einer Stadt, die ein Erdenfürst mitten in einem unwirtlichen Sumpfgebiet weit im Süden von hier erbaut hatte. Der Sumpf hatte einen Großteil der Stadt verschlungen. Die Tür war makellos und unberührt. Sie ist zehntausend – vielleicht sogar zehn Mal zehntausend Jahre alt.«
    Marethyu riss wieder an der Kette, und der Anpu, der sie hielt, hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Er hob den Arm, und der flache Halbmond aus Metall, der an seinem Handgelenk befestigt war, reflektierte das Licht und leuchtete zuerst silbern, dann golden. »Es ist merkwürdig«, bestätigte er, »doch es überrascht mich nicht. Mich kann nicht mehr viel überraschen.« Er wies mit dem Kinn auf die Reihen von Quadraten. »Schön, dass sie die Erinnerung an mich in ihren Geschichten festgehalten haben.«
    »Die Erdenfürsten wussten von dir.«
    »Es gab eine kurze Begegnung.«
    »Ganz so kurz war sie ja wohl nicht. Sie haben dein Symbol in die Liste ihrer Könige und Herrscher dort oben aufgenommen.« Die große Gestalt in dem metallenen Umhang kam näher. Sie schob die Kapuze zurück, sodass die schräg stehenden Augen und die scharf geschnittenen Züge zu erkennen waren. »Ich bin Aten von Danu Talis.«
    »Ich weiß, wer du bist. Und ich bin … Marethyu.«
    »Ich habe dich erwartet«, sagte Aten.
    »Hat

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