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Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Titel: Nicholas' Geheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Eine andere Erklärung kann es gar nicht geben. »Nächstes Mal vielleicht«, antwortete sie genauso lässig wie er.
    Sichtlich amüsiert küsste er ihr die Hand. »Ich kann es kaum erwarten, Aphrodite.«
    Er ging zur Balkontür, winkte Melanie noch einmal zu und begann dann mit seinem Abstieg. Melanie konnte der Versuchung nicht widerstehen. Sie lief auf den Balkon und beugte sich über die Brüstung.
    Er bewegte sich sicher und furchtlos, ein Schatten, der an der weißen Mauer hinabglitt. Dann sprang er auf den Boden und verschwand zwischen den Bäumen, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Melanie trat ins Zimmer zurück, schloss rasch die Balkontür und schob den Riegel vor.

3. K APITEL
    Von der Terrasse konnte man auf den tiefblauen Golf mit seinen kleinen Inseln hinausschauen. Boote, kleine Pünktchen in der Entfernung, trieben auf dem Wasser. Melanie sah sie kaum. Zu sehr war sie in Gedanken damit beschäftigt, sich einen Reim auf die rätselhaften Bemerkungen ihres nächtlichen Besuchers zu machen. Nur mit halbem Ohr verfolgte sie die Gespräche der anderen Anwesenden.
    Dorian Zoulas war, wie Liz ihn beschrieben hatte, blond und sehr attraktiv. Mit seinem sonnengebräunten Gesicht und einem eleganten weißen Anzug wirkte er wie ein Adonis des zwanzigsten Jahrhunderts. Er besaß Intelligenz und Bildung und wirkte sehr männlich.
    Liz’ Absichten hätten Melanie normalerweise veranlasst, sich ihm gegenüber distanziert zu verhalten, aber dann bemerkte sie seine leichte Erheiterung und erkannte, dass er die Gastgeberin sehr wohl durchschaut und beschlossen hatte, das Spiel mitzumachen. Die amüsierte Herausforderung in seinen Augen machte es Melanie leicht, sich auf einen harmlosen Flirt mit ihm einzulassen.
    Alex’ Cousine Iona hingegen war Melanie weniger sympathisch. Ihre blendende Erscheinung und ihr offenbar hitziges Temperament waren beeindruckend und befremdlich zugleich. Der Glanz ihrer Schönheit und ihres Reichtums konnte weder über ihren wahren Charakter noch ihre Nervosität hinwegtäuschen. Ionas Augen und ihr Mund lächelten nie wirklich. Melanie erschien sie wie ein Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen konnte – unberechenbar und gefährlich.
    Mit einem Mal fand Melanie, dass diese Beschreibung genauso gut auf ihren nächtlichen Besucher zutraf. Aber seltsam, bei dem Mann bewunderte sie diese Eigenschaften, bei Iona fand sie sie abstoßend. Lege ich zweierlei Maß an? fragte sie sich. Kaum, dachte sie. Die Energien, die in Iona schlummern, sind zerstörerisch, bei ihm hingegen dominiert der Verstand.
    Fast gewaltsam schüttelte Melanie diese Gedanken ab und drehte sich zu den anderen Gästen um. Sie schenkte Dorian ihre ganze Aufmerksamkeit. »Im Vergleich zu Athen müssen Sie es hier sehr ruhig finden, oder?«
    Dorian wandte sich zu ihr um und lächelte sie an, als wäre sie die einzige Frau auf der Terrasse. Melanie fand diesen kleinen Trick sehr nett. »Ja, diese Insel ist eine Oase der Ruhe. Aber ich brauche das Chaos der Großstadt. Da Sie in New York wohnen, verstehen Sie das wohl.«
    »Durchaus, aber ich finde die Ruhe hier herrlich.« Melanie lehnte sich mit dem Rücken zur Sonne ans Geländer. »Bisher habe ich meine Tage am Strand zugebracht und hatte weder Zeit noch die Energie, mich auf der Insel umzuschauen.«
    »Lokalkolorit gibt es in dieser Gegend hier genug, falls Sie das suchen«, meinte Dorian. Er zog ein flaches goldenes Etui aus der Tasche und bot Melanie eine Zigarette an. Als sie ablehnte, zündete er sich selbst eine an. »Höhlen und kleine Buchten, Olivenhaine, ein paar Bauernhäuser und Ziegenherden«, fuhr er fort. »Ein kleines verträumtes Dorf, fernab der Zivilisation.«
    »Wundervoll!« Melanie nippte an ihrem Wein. »Aber bevor ich mir das alles ansehe, werde ich Muscheln sammeln und mich nach einem Bauern umsehen, der mir beibringt, wie man Ziegen melkt.«
    »Das kann ja heiter werden«, bemerkte Dorian lächelnd. »Ziegen sind ausgesprochen tückisch, falls Sie es noch nicht wissen.«
    »Ich bin nicht leicht einzuschüchtern, das wird Liz Ihnen bestätigen.«
    »Bei der Muschelsuche helfe ich Ihnen mit Freuden.« Dorian lächelte noch immer und betrachtete sie mit einem bewundernden Blick, der ihr nicht entgehen konnte. »Aber was die Ziegen betrifft …«
    »Es überrascht mich, dass Ihre Wünsche in Bezug auf Unterhaltung so genügsam sind«, mischte sich Iona in das Gespräch ein.
    Melanie schaute sie an und fand es ziemlich schwierig, dabei zu lächeln.

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