Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Interesse. Der eine in Melanies Augen ein Panter, der andere ein Bluthund.
»Dann wissen Sie also über Miss Theocharis Bescheid.«
»Ja.« Nick reichte Tripolos die Sahne. »Eine scheußliche Sache. Ich werde nachher in Athen anrufen und mich nach ihr erkundigen. Sind Sie Ionas wegen hier?«
»Ja. Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen, Mr. Gregoras. Ich weiß, Sie sind ein viel beschäftigter Mann.«
»Es ist meine Pflicht, mit der Polizei zu kooperieren, Captain«, erwiderte Nick. »Aber in diesem Fall wird mir das nicht möglich sein, fürchte ich.«
»Da Sie gestern mit Iona Theocharis den ganzen Nachmittag über zusammen waren, dachte ich, Sie könnten mir zumindest Auskunft über ihren Gemütszustand geben.«
»Ah, ich verstehe.« Nick trank seinen Kaffee und überlegte rasch, wie er jetzt vorgehen sollte. »Captain, ich weiß nicht, ob ich Ihnen da helfen kann. Selbstverständlich hat es Iona furchtbar mitgenommen, dass dieser Mord praktisch vor ihrer Haustür geschehen ist. Sie war nervös, aber das ist sie oft. Sie benahm sich in keiner Weise ungewöhnlich.«
»Sie waren eine ganze Weile mit der Yacht unterwegs«, bohrte Tripolos hartnäckig weiter. »Ergab sich vielleicht aus der Unterhaltung ein Hinweis, der auf Selbstmordabsichten schließen ließ? Ich nehme an, Sie haben sich unterhalten, oder?«
»Wir haben uns nicht allein mit Gesprächen beschäftigt, Captain. Sie verstehen«, bemerkte Nick und schaute Tripolos viel sagend an.
»Ich verstehe.«
Nick fragte sich, wie lange das Scharmützel noch weitergehen würde. Er beschloss, sich zur Abwechslung einmal etwas wortreicher zu äußern. »Iona ist nicht leicht zu durchschauen. Sie ist sprunghaft, unausgeglichen und äußerst eigenwillig – das ist allgemein bekannt im Freundes- und Familienkreis. Aber ich muss sagen, auf die Idee, sie könnte einen Selbstmordversuch unternehmen, wäre ich nie gekommen. Ich kann mir nicht helfen, Captain, aber ich halte es nach wie vor für unwahrscheinlich.«
Tripolos lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück. »Warum?«
Es genügt, wenn ich ihm jetzt ein paar allgemeine Floskeln serviere, dachte Nick. »Sehr einfach, Captain – sie ist nicht der Typ, der sich das Leben nimmt. Dazu ist sie viel zu egozentrisch. Iona ist maßlos lebenshungrig, außerdem ist sie schön, heißblütig und sexy. Nein, nein, eine solche Frau denkt nicht an Selbstmord.« Nick zuckte die Schultern. »Meiner Ansicht nach war es ein Unfall.«
»Nein, Mr. Gregoras. Es war kein Unfall, das steht fest.«
Nick merkte, dass Tripolos jetzt von ihm eine Reaktion erwartete, aber er hob nur fragend die Augenbrauen.
»Das war nicht der so genannte ›goldene Schuss‹ eines Anfängers, Mr. Gregoras. Eine dreifache Überdosis Heroin – das passiert einem erfahrenen Fixer wie Iona Theocharis nicht. Die Unzahl der Einstichnarben an Armen und Oberschenkeln beweisen die traurige Wahrheit.«
»Ich verstehe.«
»Wussten Sie, dass Miss Theocharis heroinsüchtig ist?«
»Ich kenne Iona nicht sehr gut, Captain, eigentlich nur auf gesellschaftlicher Ebene. Sie ist die Cousine meines Freundes, eine schöne Frau, die manchmal nicht ganz leicht zu ertragen ist.«
»Immerhin haben Sie den gestrigen Tag mit ihr verbracht.«
»Eine schöne Frau«, wiederholte Nick lächelnd. »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann.«
»Vielleicht interessiert Sie meine Theorie?« fragte Tripolos.
Nick traute diesem freundlichen Blick nicht, lächelte aber weiter. »Selbstverständlich.«
»Sehen Sie«, fuhr Tripolos fort, »wenn es kein Unfall war und wenn Ihr Instinkt Sie nicht täuscht, steht nur noch eine Möglichkeit offen.«
»Was denn?« Nick starrte den Captain stirnrunzelnd an. »Wollen Sie damit sagen, jemand hätte versucht, Iona zu ermorden?«
»Ich bin Polizist, Mr. Gregoras.« Tripolos sah wie die Bescheidenheit in Person aus. »Ich ziehe prinzipiell jede, auch die unwahrscheinlichste Möglichkeit in Betracht und lasse kein Verdachtsmoment außer Acht. Kann man offen mit Ihnen reden?«
»Ich bitte sogar darum.« Gar nicht dumm, dachte Nick. Im Gegenteil, sehr geschickt. Aber er täuscht sich. Die Falle, die er so sorgfältig gestellt hat, wird nicht zuschnappen.
»Ich stehe vor einem Rätsel«, sprach Tripolos weiter. »Aber Sie kennen die Familie Theocharis seit Jahren und können die Zusammenhänge besser beurteilen. Das muss natürlich unter uns bleiben – Sie verstehen?«
»Natürlich. Fangen Sie an,
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