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Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Titel: Nicholas' Geheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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riskieren, den etwas bequemeren, offenen und mondbeschienenen Pfad zu benutzen. Im Moment sah er den Mann zwar nicht, wusste aber, wohin er ging.
    Melanies weiche Fußsohlen schrammten über das raue Gestein, aber sie gab keinen Laut von sich, sondern kletterte eisern weiter. Es war ihr egal, ob sie sich die Füße zerschnitt oder nicht, sie wollte Nick nicht allein lassen.
    Auf einem kleinen Felsvorsprung blieb Nick stehen und überlegte. Wäre er allein und bewaffnet, hätte er gewagt, auf dem schmalen Pfad weiterzugehen. Der Mann war weit genug entfernt, selbst wenn er sich umdrehte, würde er in der Dunkelheit nichts erkennen. Aber er war nicht allein, und er hatte keine Waffe. Es war zu riskant.
    »Hör zu«, flüsterte er und packte Melanie bei den Schultern in der Hoffnung, ihr Furcht einflößen zu können. »Der Mann ist ein Killer, und er ist garantiert bewaffnet. Wenn er merkt, dass sich die Ware nicht dort befindet, wo sie sein sollte, wird ihm klar, dass er gejagt wird. Geh zur Villa zurück.«
    »Soll ich die Polizei anrufen?« fragte Melanie äußerlich ruhig, obwohl Nick ihr sehr wohl Angst gemacht hatte.
    »Nein!« antwortete Nick scharf, aber es klang nicht lauter als ein Atemzug. »Ich will mich nicht um die Chance bringen, selbst zu sehen, wer er ist.« Fast bittend schaute er Melanie an. »Melanie, ich habe keine Waffe. Wenn er …«
    »Ich bleibe bei dir, Nick. Du verschwendest mit deinem Gerede nur Zeit.«
    Nick stieß noch einmal einen leisen Fluch aus. »In Ordnung«, sagte er dann. »Aber wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage, dann schlage ich dich bewusstlos und verstaue dich für eine ganze Weile hinter einem Felsen.«
    Melanie bezweifelte es nicht. Sie hob ihr Kinn. »Gehen wir.«
    Behände zog sich Nick an dem Felsvorsprung hoch und stand dann auf dem Pfad. Ehe er sich bücken und Melanie heraufhelfen konnte, kniete sie schon neben ihm auf dem harten Boden. Von so einer Frau konnte man nur träumen, dachte er: stark, schön, loyal. Er packte sie bei der Hand und rannte mit ihr den Pfad entlang, um die Zeit wieder aufzuholen, die er mit seinen Vorhaltungen vergeudet hatte. Nach einer Wegstrecke, die ihm lang genug erschien, verließen sie den Pfad und bewegten sich wieder zwischen den Felsen weiter.
    »Du weißt offenbar, wohin er geht«, flüsterte Melanie atemlos. »Wohin?«
    »Zu einer kleinen Berghöhle bei Stevos’ Haus. Dort will er die Beute der letzten Nacht abholen. Er wird sie nicht vorfinden. Und dann wird er ins Schwitzen geraten, und zwar gehörig. So, still jetzt.«
    Die Schönheit der klaren Mondnacht wurde Melanie bewusst. Der Himmel schien aus Samt gemacht und mit unzähligen Diamanten besetzt. Sogar das niedrige harte Strauchwerk, das vereinzelt aus dem Gestein herauswuchs, sah jetzt weich und durchsichtig aus. In der Feme rauschte leise das Meer. Ein Eulenruf störte kaum die Stille. Wenn ich mich jetzt bücke und genau hinsehe, dachte Melanie, finde ich hier bestimmt winzige blaue Blümchen.
    »Wir sind da. Warte hier.« Nick zog Melanie hinter einen Felsblock und drückte sie zu Boden.
    »Nein, ich …«
    »Keine Widerrede«, schnitt er ihr das Wort ab. »Ohne dich komme ich schneller voran. Verhalte dich absolut still!«
    Ehe sie etwas sagen konnte, war Nick schon unterwegs. Auf Händen und Knien kroch er voran. Melanie schaute ihm nach, bis er außer Sicht war. Dann konnte sie nur noch beten.
    Nick bewegte sich jetzt schneller vorwärts. Nach seinen Berechnungen musste er den Weg seines Opfers kreuzen. Eigentlich hätte er sich dieses Vergnügen erst morgen Nacht leisten dürfen, aber der Gedanke, schon heute zu erfahren, wer der Mann war, stellte eine zu große Versuchung dar.
    Nahe beim Haus des Ermordeten versteckte Nick sich hinter Felsen und Buschwerk. Er sah, dass man hier den Boden bearbeitet hatte, um einen Gemüsegarten anzulegen, aber die Erde auf dem Gestein hatte nichts hergegeben. Nick dachte an die Frau, die manchmal mit Stevos geschlafen und seine Hemden gewaschen hatte. Was mochte aus ihr geworden sein?
    Er hörte das Boot auf die Klippen auflaufen, kroch weiter zum Eingang der Höhle und wartete. Der Mann bewegte sich sicher in ihrem Inneren umher. Dann hallte ein wilder Fluch durch die Höhle. Nick lächelte grimmig.
    Nun denkst du an Verrat, rief er dem Mann im Stillen zu. Wie schmeckt dir das?
    Das Geräusch der Bewegungen innerhalb der Höhle wurde lauter. Nick lächelte zufrieden. Jetzt suchte der Mann nach Anzeichen dafür, dass

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