Nicholas' Geheimnis (German Edition)
hämmerndem Herzen an ihn. »Ich wünschte, die Sonne würde nie wieder aufgehen.«
Nick barg das Gesicht in ihrem Haar. Schuldgefühle quälten ihn. Vom ersten Augenblick an hatte er Melanie nur Furcht und Schrecken gebracht. Auch seine Liebe würde das nicht ändern. Er durfte ihr nicht sagen, dass er sie liebte. Täte er es, würde sie vielleicht von ihm verlangen, sich aus seiner Verantwortung zu stehlen und seiner erst halb erledigten Aufgabe den Rücken zuzukehren. Nick wusste schon jetzt, dass er ihr diese Bitte erfüllen und dann alle Achtung vor sich selbst verlieren würde.
»So etwas darfst du dir nicht wünschen, Melanie«, sagte er. »Die Sonne wird morgen Abend untergehen. Und wenn sie wieder aufgeht, haben wir Zeit für uns, viel Zeit.«
Melanie musste ihm vertrauen, musste glauben, dass ihm nichts geschehen konnte und dass die Gefahr, mit der er lebte, in nicht einmal vierundzwanzig Stunden vorüber sein würde.
»Komm jetzt mit.« Melanie hob den Kopf und lächelte Nick an. Ihre Ängste und Befürchtungen konnten ihm nichts nützen. »Bring mich ins Bett, Nick.«
»Verführerische Nixe!« Nick neigte sich zu ihr und küsste ihre Wange mit unendlicher Zärtlichkeit. »Aber du schläfst ja schon im Stehen ein. Es kommen noch andere Nächte. Ich bringe dich jetzt zum Haus.« Er drehte sich um und drängte zu dem Steilpfad.
»Vielleicht fällt es dir schwerer, als du denkst, mich allein zu lassen«, bemerkte Melanie mit einem Lächeln.
Nick legte den Arm um ihre Schultern und lachte leise. »Leicht fällt es mir bestimmt nicht, aber …« Unvermittelt hob er den Kopf wie ein Tier, das eine Witterung aufnimmt. Sein Blick schweifte über den Fuß der Klippen.
»Nick, was …«
Nick presste die Hand auf Melanies Mund zog sie in den Schatten der Zypressen. Ihr Herz pochte so heftig wie beim ersten Mal, aber diesmal wehrte sie sich nicht.
»Still! Kein Wort!« flüsterte Nick. Er nahm die Hand von ihrem Mund und schob Melanie mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. »Keinen Ton, Melanie!«
Melanie nickte, aber Nick sah es nicht. Sein Blick war auf die Klippen gerichtet. Er wartete. Dann hörte er es, der Kiel des Bootes schrammte über den Fels. Nick strengte seine Augen an und entdeckte schließlich den schwarzen Schatten.
Es ist soweit, dachte Nick und beobachtete den Mann, der sich eilig über das Gestein bewegte. Du wirst nichts finden, sagte er im Stillen zu der dunklen Gestalt. Und diesmal entkommst du mir nicht!
Geräuschlos bewegte sich Nick zu Melanie zurück. »Lauf zur Villa und bleib dort. Rühr dich unter keinen Umständen aus dem Haus!«
»Was hast du gesehen? Was hast du vor?« wollte Melanie wissen.
»Tu, was ich dir sage.« Nick nahm Melanie beim Arm und zog sie zu dem Pfad. »Beeil dich. Ich kann jetzt keine Zeit verschwenden, sonst verliere ich ihn.«
Ihn? Melanie schluckte ihre Angst hinunter. »Ich komme mit!«
»Bist du verrückt?« Ungeduldig zerrte Nick sie weiter. »Geh ins Haus, wir sehen uns morgen.«
»Nein.« Melanie befreite sich aus seinem Griff. »Ich sagte, ich komme mit. Du kannst mich nicht daran hindern.«
Hoch aufgerichtet stand sie vor ihm. In ihren Augen las Nick sowohl Furcht als auch Entschlossenheit. Er stieß einen leisen Fluch aus. In jeder Sekunde, die er hier vertrödelte, entfernte sich der Mann weiter. »Ich habe keine Zeit, jetzt …«
»Dann verschwende sie nicht«, sagte Melanie ruhig. »Ich komme mit.«
»Gut, dann komm.« Nick drehte sich um. Auf den Klippen hält sie es barfuß keine zehn Minuten aus, dachte er. In zehn Minuten humpelt sie zur Villa zurück. Schnell ging er auf die Klippen zu, ohne auf Melanie zu warten. Sie biss die Zähne zusammen und lief hinter ihm her.
Nick kümmerte sich nicht um sie. Er warf einen Blick auf den Himmel und wünschte, die Nacht wäre nicht so klar. Ein paar Wolken vor dem Mond, und er könnte riskieren, sich näher an den Mann heranzubewegen, den er verfolgte. Ein paar Steine lösten sich unter seinen Füßen und rollten hinab. Nick schaute sich um und stellte überrascht fest, dass Melanie mit ihm Schritt hielt.
Dieses verrückte Geschöpf! Insgeheim musste er sie widerstrebend bewundern. Wortlos streckte er ihr die Hand hin und zog sie zu sich herauf. »Du bist wahnsinnig«, zischte er. Am liebsten hätte er sie jetzt durchgeschüttelt. Oder geküsst. »Gehst du jetzt endlich zurück? Du bist barfuß.«
»Du auch.«
Nick fluchte leise vor sich hin und ging weiter. Er konnte es nicht
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