Nicholas' Geheimnis (German Edition)
bester Dinge«, stellte Liz fest, »aber darüber reden wir später. Melanie, es tut mir Leid, aber ich muss noch bis morgen hier bleiben. Die Ärzte sind zuversichtlich, aber Iona liegt noch immer im Koma. Ich kann es Alex nicht zumuten, mit seiner Familie und dem ganzen Drum und Dran allein fertig werden zu müssen.«
»Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Liz, ihr beide tut mir ehrlich Leid.« Melanie musste an Ionas Beteiligung am Schmuggel denken. »Wie trägt es Alex?« fragte sie mitfühlend. »Er wirkte so verzweifelt, als er hier abreiste.«
»Für ihn wäre es einfacher, wenn die Familie nicht ständig Erklärungen erwartete. Oh Melanie, es ist schrecklich!« Die Stimme klang, als kämpfe Liz mit Tränen. »Wenn Iona stirbt … ihre Mutter würde nie darüber hinwegkommen. Und Selbstmord, das macht alles nur noch schlimmer.«
Melanie schluckte hinunter, was ihr auf der Zunge lag. Nick hatte ihr vertraut, und sie durfte nicht einmal Liz sagen, was sie wusste. »Du sagtest doch, die Ärzte hätten Hoffnungen.«
»Ja, ihr Kreislauf hat sich stabilisiert, aber …«
»Wie geht es Dorian, Liz? Hat er sich gefasst?«
»Kaum.« Liz seufzte. »Es ist mir unbegreiflich, dass ich nicht schon früher gemerkt habe, was er für Iona empfindet. Er ist kaum von ihrem Bett gewichen. Hätte Alex ihn dort nicht weggescheucht, hätte er vermutlich auf dem Stuhl in ihrem Krankenzimmer übernachtet, statt nach Hause zu gehen. Aber er scheint auch zu Hause nicht zur Ruhe zu kommen – so, wie er heute Morgen aussieht.«
»Bitte grüß ihn von mir, ja? Und Alex natürlich auch.« Melanie seufzte bekümmert. »Liz, ich fühle mich so nutzlos.« Sie dachte an Schmuggel und Mord und schloss die Augen. »Ich wünschte, ich könnte etwas für euch tun.«
»Sei einfach da, wenn wir wiederkommen.« Liz’ Stimme klang nicht mehr so angespannt, aber Melanie wusste, wie viel Mühle es sie kostete. »Erhol dich am Strand und such dir einen Ziegenhirten. Wenn du noch mal nächtliche Streifzüge unternimmst, hast du dann wenigstens Gesellschaft.«
Als Melanie schwieg, fragte Liz langsam: »Oder hattest du in der Nacht beim Baden Gesellschaft? Einen Ziegenhirten – oder vielleicht einen Schriftsteller?«
»Weder noch.«
»Dann muss es Nick sein«, folgerte Liz. »Man stelle sich vor, ich musste ihn nur einmal zum Dinner einladen.«
Melanie lächelte schwach. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.« Das Leben ist überall, erinnerte sie sich, man muss es nur zu finden wissen.
»Na schön, darüber unterhalten wir uns morgen. Amüsier dich gut. Meine Telefonnummer hast du, falls du mich brauchst. Ach ja, und wo wir unseren Wein aufbewahren, weißt du ja auch«, setzte Liz hinzu, und diesmal klang es wirklich fröhlich. »Wenn du dir einen gemütlichen Abend machen willst, bedien dich ruhig.«
»Ich weiß das zu würdigen, Liz, aber …«
»Und sorg dich nicht um uns. Es wird schon alles wieder gut. Da bin ich ganz sicher. Bestell einen schönen Gruß an Nick.«
»Mach ich«, sagte Melanie zu ihrem eigenen Erstaunen.
»Das freut mich. Also bis morgen.«
Lächelnd legte Melanie den Hörer auf.
»Nach ein paar Gläsern Ouzo«, schloss Stephanos und strich seinen Schnurrbart, »wurde Michalis etwas gesprächiger. Ich erfuhr, dass unser Mann in der letzten Februar- und in der zweiten Märzwoche auf dem Fischerboot gewesen war. Diese beiden Daten schließen weder die Nacht ein, in der wir Melanie James trafen, noch die, in der du ihm die Ladung weggeschnappt hast.«
Nick blätterte durch die Berichte auf seinem Schreibtisch. »Und von Ende Februar bis zur ersten Aprilwoche war der andere in Rom. Das würde ihn auch ohne meinen Glückstreffer letzte Nacht aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen. Nach dem Anruf eben aus Athen würde ich sagen, bin ich sicher, er hat mit der Sache nichts zu tun. Also wissen wir jetzt, dass unser Mann allein arbeitet, und können zuschlagen.«
»Und das tust du leichten Herzens? Was hat Athen gesagt?« wollte Stephanos noch wissen.
»Dass die Ermittlungen bezüglich des anderen abgeschlossen sind. Er ist sauber: Buchführung, Aufzeichnungen, Telefongespräche, Korrespondenz – alles in Ordnung. Und wir hier wissen, dass er zur Zeit der ›Fischzüge‹ nicht auf der Insel war.« Nick lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Da unser Mann den Verlust der Ware entdeckt hat, wird er zweifellos heute Nacht auf dem Boot sein. Er wird es nicht zulassen, dass ihm noch eine Ladung durch die
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