Nicholas' Geheimnis (German Edition)
jemand seine Ware hier gefunden und gestohlen hatte. Noch wusste er nicht, dass hier kein Dieb gewesen war, sondern dass man ihm die Beute direkt unter der Nase weggeschnappt hatte.
Der Mann kam aus der Höhle heraus. Er war ganz in Schwarz und trug noch eine Kapuzenmaske. Nimm sie ab, befahl im Nick im Stillen. Ich will dein Gesicht sehen.
Die dunkle Gestalt stand im Schatten des Höhleneingangs. Die Haltung des Mannes ließ seine Wut erkennen. Er wandte den Kopf, als suche er etwas – oder jemanden.
Beide hörten das Geräusch im selben Augenblick. Lose Steine rollten, Büsche raschelten. Um Himmels willen – Melanie! Nick schob sich halb aus seinem Versteck. Er sah, dass die schwarze Gestalt einen Revolver zog und in die Höhle zurücktrat.
Nick packte den Felsbrocken, hinter dem er sich versteckte, und bereitete sich auf den Angriff vor. Wenn er jetzt den Mann ansprang und dessen Überraschung ausnutzte, würde vielleicht genug Zeit bleiben, Melanie zu warnen, so dass sie flüchten konnte.
Furcht überkam ihn, aber nicht um sich selbst hatte Nick Angst, sondern um Melanie. Wenn sie nun nicht schnell genug rennen konnte? Das Buschwerk direkt über dem Pfad bewegte sich. Nick hielt die Luft an und verharrte sprungbereit.
Hinter dem Gebüsch erschien eine struppige Ziege, die offensichtlich vor Hunger nicht hatte schlafen können und nun auf der Suche nach Gras war.
Nick sank hinter dem Felsbrocken zu Boden. Dass er zitterte, brachte ihn in Wut. Obwohl Melanie völlig unschuldig war, verfluchte er sie in diesem Augenblick.
Der Mann in Schwarz fluchte ebenfalls. Er steckte seine Waffe zurück und schritt den Pfad entlang. Als er an Nicks Versteck vorbeikam, zog er die Kapuze vom Kopf.
Nick sah das Gesicht, die Augen und wusste alles.
Melanie kauerte hinter dem Felsblock, wo Nick sie verlassen hatte. Sie hatte die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen. Ihr war, als hätte sie schon eine Ewigkeit gewartet. Angestrengt lauschte sie auf die Geräusche der Nacht. Seit Nick fort war, klopfte ihr Herz wie verrückt vor Angst.
Melanie schwor sich, dass sie zum letzten Mal so dasaß und hilflos wartete. Sie war den Tränen nahe. Wenn etwas geschähe … Sie führte den Gedankengang nicht zu Ende. Nick würde schon nichts geschehen. Er musste jeden Moment wieder auftauchen. Aber die Minuten flossen dahin.
Als es dann soweit war, hätte Melanie fast aufgeschrien. Sie hatte Nick nicht herankommen hören. Er duckte sich neben sie. Melanie ließ sich ohne ein Wort einfach in seine Arme fallen.
»Er ist verschwunden«, sagte Nick.
Die Erinnerung an die kritischen Sekunden überfielen ihn. Er presste Melanie an sich und küsste sie, als wäre es das letzte Mal. Alle Furcht fiel von ihr ab, bis nichts mehr blieb als die Liebe.
»Oh Nick, ich hatte solche Angst um dich! Was ist passiert?«
»Er war nicht besonders erfreut.« Nick zog Melanie hoch. »Ganz und gar nicht. Morgen wird er auf dem Boot sein.«
»Hast du erkannt, wer es …«
»Keine Fragen!« Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Melanie blieb stumm, aber sie hatte den Eindruck, als begänne das Abenteuer für ihn jetzt erst. »Ich möchte dich nicht wieder anlügen müssen«, erklärte Nick lachend und schob Melanie auf den mondbeschienenen Pfad. »Und jetzt, mein halsstarriger, tapferer Engel, bringe ich dich nach Hause. Morgen, wenn du nicht mehr auf deinen zerschundenen Füßen stehen kannst, wirst du mich verfluchen.«
Nick will mir nicht mehr sagen, dachte Melanie. Vielleicht ist es besser so. »Bleib heute Nacht bei mir.« Sie lächelte ihn an. »Und wenn es nur für eine Stunde ist. Dann werde ich dich nicht verfluchen.«
Nick lachte und strich über Melanies Haar. »Welcher Mann könnte einer solchen Versuchung widerstehen?«
Melanie erwachte von dem leisen Klopfen an ihrer Tür. Zena, das kleine Dienstmädchen, trat ein.
»Verzeihung, Miss, ein Anruf aus Athen.«
»Vielen Dank, Zena. Ich komme sofort.« Rasch stand Melanie auf, band sich im Laufen ihren Morgenmantel zu und eilte ans Telefon. »Hallo?«
»Melanie! Habe ich dich etwa geweckt? Es ist nach zehn!«
»Liz?« Melanie versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Der Tag hatte schon gedämmert, als sie eingeschlafen war.
»Natürlich. Kennst du denn sonst noch jemanden in Athen?«
»Ich bin noch ein bisschen verschlafen«, gestand Melanie und lächelte leise in Erinnerung an die Nacht. »Ich habe bei Mondschein gebadet. Es war herrlich.«
»Wunderbar, du bist also
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