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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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um keine Abdrücke zu hinterlassen, und nahm sie vollends ab.
    Der Hohlraum des Pontons war mit getrocknetem Kraut-Marihuana fest ausgestopft.
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus.
    Calhoun hüllte sich in Schweigen.
    »Wir haben hier an der Spitze ein paar gute Spuren«, sagte Sellers. »In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie mal eben mit mir ins Revier kommen und Ihre Fingerabdrücke abnehmen lassen.«
    »Warum?«
    »Wir wollen uns nur davon überzeugen, daß die Abdrücke am Hausboot nicht von Ihnen stammen.«
    Ich sah Calhoun an.
    »Ich glaube nicht, daß Sie unter den gegebenen Umständen das Recht haben, uns Fingerabdrücke abzunehmen«, sagte Calhoun.
    »Vermutlich nicht«, sagte Sellers. »Aber ich denke, wir werden es trotzdem tun — so oder so. Haben Sie denn was dagegen?«
    »Überhaupt nicht«, versicherte ich eilig. »Meine haben Sie übrigens in den Akten. Ich mußte diese Prozedur schon häufiger über mich ergehen lassen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Sellers.
    »Das ist ein Willkürakt«, erklärte Calhoun. »Wenn Sie auch nur den leisesten Grund dazu hätten, einen von uns zu verdächtigen, wäre das etwas anderes, aber Sie tappen doch noch völlig im dunkeln, und —«
    »Wir haben uns bereits ein bißchen näher mit Ihnen beschäftigt, Mister Milton Carling Calhoun«, unterbrach ihn Sellers und betrachtete meinen Klienten gedankenvoll. »Sie leben von Ihrer Frau getrennt, und zwar in den Mantello Apartments, einem sehr luxuriösen Apartment-Haus am Wilshire Boulevard. Gestern abend gegen neun Uhr dreißig kam für Sie ein Anruf aus Mexicali, der über die Zentrale des Hauses lief. Gleich darauf riefen Sie die Garage an, bestellten Ihren Wagen und sagten, Sie müßten geschäftlich verreisen.
    Offensichtlich haben Sie durch den Anruf etwas erfahren, was Ihnen die Spritztour zum Imperial Valley wert war. Ich
    schätze, Sie sind heute gegen zwei Uhr morgens angekommen.
    Es regnete, und die Fahrt muß alles andere als schön gewesen sein. Mir ist heute früh gleich aufgefallen, daß Sie ziemlich abgespannt aussahen.
    Sie müssen auf der Fahrt nach Calexico direkt an dem Hausboot vorbeigefahren sein. Denkbar ist, daß Sie den Kombi erkannten, hielten und das Hausboot betraten. Wir haben auch innen Fingerabdrücke gefunden.
    Ich frage Sie nochmals, Milton Carling Calhoun — sind Sie bereit, mit hereinzukommen und sich Ihre Fingerabdrücke abnehmen zu lassen?«
    Calhoun atmete tief. »Wie, zum Kuckuck, haben Sie von dem Anruf erfahren? Und woher wissen Sie, wann ich in Los Angeles losgefahren bin?«
    Sellers grinste — ein bißchen schief, weil ihm seine Zigarre dabei im Wege war. »Sie dürfen die Polizei nun auch nicht allzu gering einschätzen, mein Bester. Nach unserer traulichen Frühstücksunterhaltung habe ich ein Ferngespräch angemeldet und hatte in Minuten die Information, die ich brauchte. Sie >  sind ein sehr gesetzestreuer Bürger. Als Sie Ihren Wohnsitz wechselten, haben Sie dem Kraftfahrzeugamt vorschriftsmäßig Ihre neue Adresse mitgeteilt. Wirklich sehr löblich! Da die Mantello Apartments was für gehobene Ansprüche sind, ist dort die Telefonzentrale rund um die Uhr besetzt. Die Nachtschicht hat natürlich nicht in Ihr Gespräch hineingehört, aber das Mädchen erinnert sich, daß der Anruf aus Mexicali kam. Nun könnte es doch durchaus sein, daß der nächtliche Anrufer Eddie Sutton war, der Sie mit der Mitteilung erfreuen wollte, daß er gut über die Grenze gekommen war, und dem Sie sagten, er solle den Kombi abstellen und Ihre Ankunft abwarten...«
    »Sie haben wohl den Verstand verloren«, fauchte Calhoun.
    Sellers zog den durchweichten Zigarrenstummel aus dem Mund, betrachtete das zerfranste, abgekaute Ende, steckte den Stummel wieder in den Mund, zückte ein Feuerzeug, knipste es an, hielt die Flamme an das Zigarrenende und paffte, bis ein kalter, bläulichweißer Rauchfaden erschien.
    »Bisher habe ich kein Belastungsmaterial gegen Sie, sondern nur so ein gewisses ungutes Gefühl. Aber solchen Gefühlen pflege ich nachzugehen. Nun kommen Sie schon!«
    Wir gingen hinein, und Sellers verarztete uns.
    Es war offenbar das erste Mal, daß Calhoun sämtliche Fingerabdrücke abgenommen wurden. Er stellte sich denkbar ungeschickt an, und der Fingerabdruck-Experte mußte jeden Finger einzeln packen und auf dem Papier abrollen. Auch mit dem in Farbloser getauchten Tuch, das der Mann ihm gab, um ihn von der schwarzen Farbe zu befreien, wußte mein Klient zunächst nichts

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