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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Schlammschicht.
    Ich ging am Straßenrand entlang. Im Graben selbst waren keine Fußspuren zu sehen, dafür aber liefen Spuren am Grabenrand entlang. Die Polizei und vermutlich auch einige der Neugierigen hatten wohl nachgesehen, ob jemand den Graben überquert hatte.
    Ich zog Schuhe und Socken aus, watete durch den zähen Schlamm, kletterte an der anderen Seite hoch und kroch, Schuhe und Strümpfe in der linken Hand, durch den Stacheldrahtzaun. Ich versuchte, mich so unbefangen wie möglich zu bewegen. Ein verrückter Gringo, der wieder mal was Unsinniges anstellt, ist in dieser Gegend ein gewohntes Bild.
    Ich ging etwa fünfzig Meter auf der anderen Grabenseite entlang und schaute in das Feld hinüber. Dann kehrte ich zurück zu meinem Ausgangspunkt und lief fünfzig Meter in die andere Richtung.
    Ich hatte kaum ein paar Schritte gemacht, da sah ich es — einen kleinen Gegenstand, der in der schräg auffallenden Sonne bläulich aufblitzte.
    Ich schaute mich um. Niemand schien sich für mich zu interessieren.
    Etwa sechs Meter vom Feldrand entfernt lag der Revolver unter einer Luzerne.
    Ich betrachtete ihn genau. Es war ein blauglänzender Smith & Wesson, Kaliber .38.
    Ich wandte mich um und entfernte mich langsam von meinem Fund.
    Ich war erst ein paar Schritte zum Zaun hin gegangen, als ein etwa zehnjähriger barfüßiger Bengel mit schwarzen Augen durch den schlammigen Graben auf mich zugerannt kam.
    »Was haben Sie gefunden, Mister?« fragte er.
    »Gefunden?« echote ich mit möglichst unschuldigem Gesicht.
    »Sie haben etwas gefunden. Sie sind in das Feld hineingegangen. Sie — ich sehe mal nach.«
    Er rannte auf die Stelle zu, an der er mich offenbar gesehen hatte.
    »Warte mal!« rief ich ihm nach.
    Er blieb stehen.
    »Ich habe etwas sehr Wichtiges gefunden«, sagte ich, »und ich möchte nicht, daß die anderen Leute etwas davon merken. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    Sein Gesicht leuchtete vor Aufregung. »Natürlich. Klar«, versicherte er. »Was soll ich machen?«
    »Ich passe hier auf, damit niemand das, was ich gefunden habe, anfaßt. Eigentlich wollte ich selbst die Polizei rufen, aber du kommst mir gerade recht. Wohnen deine Eltern hier in der Nähe?«
    »In dem Haus da drüben.« Er zeigte hinüber. »In dem weißen Haus.«
    »Habt ihr Telefon?«
    »Ja.«
    »Ich bleibe hier«, sagte ich. »Du gehst jetzt ganz schnell nach Hause zu deinem Vater, wenn er daheim ist, sonst zu deiner Mutter. Sie soll die Polizei in Calexico anrufen und sie bitten, sofort jemanden hierherzuschicken. Donald Lam hätte ein wichtiges Beweisstück gefunden. Lam wie L-a-m. Wirst du das können?«
    »Klar!«
    »Und sag niemandem etwas außer deinen Eltern.«
    »Nur meiner Mutter«, meinte er. »Mein Vater ist bei der Arbeit.«
    »Dann schieb los! Und beeil dich!« sagte ich.
    Ich setzte mich auf den Grabenrand und wartete. Der Kleine schlängelte sich durch den Stacheldrahtzaun, tappte durch den schlammigen Graben und sauste wie ein geölter Blitz zu dem weißen Haus hinüber.
    Nach einer knappen Viertelstunde rollten Frank Sellers und ein Polizeibeamter aus Calexico an.
    Der Kleine hatte schon auf sie gewartet. Er winkte ihnen eifrig zu und ging voraus.
    Sellers und sein Kollege waren offensichtlich nicht begeistert von der Schlammpartie, aber schließlich wateten sie hindurch.
    Die Leute, die ziemlich unentschlossen herumgestanden hatten, wurden hellwach, als sie den Streifenwagen und den Zehnjährigen sahen, der die beiden Beamten durch den Entwässerungsgraben lotste. Dann bemerkten sie mich, und ein paar Unerschrockene machten sich daran, den Hütern des Gesetzes zu folgen. Aber der Polizeibeamte aus Calexico scheuchte sie zurück, ehe sie sich in das Luzernenfeld stürzen konnten.
    Sellers und sein Begleiter stapften zu mir hinüber.
    »Wenn das eine Ente ist, halbe Portion, dann können Sie was erleben«, drohte Sellers.
    »Überzeugen Sie sich selbst«, sagte ich.
    Ich ging voraus und blieb an einer Stelle stehen, von wo aus sie die Waffe sehen konnten.
    »Mich laust der Affe«, sagte Sellers.
    Die Beamten wechselten einen Blick. Dann sahen beide mich an. »Sind Sie da drüben gewesen?« fragte Sellers.
    »Ich bin nur bis hierher gekommen.«
    »Hoffentlich stimmt’s«, sagte Sellers. »Woher wußten Sie, daß die Waffe dort liegt?«
    »Ich habe es nicht gewußt. Wollte mich nur mal hier Umsehen.«
    »Das haben bereits andere Leute besorgt«, knurrte Sellers.
    »Was tut ein Mann, sagte ich mir, der eine Waffe

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