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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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brachte sie ins Büro des Sheriffs. Ein Ballistik-Experte und ich gaben dort Probeschüsse mit dem Revolver ab. Die Patronen untersuchten wir zusammen mit der tödlichen Kugel unter einem Vergleichsmikroskop.«
    »Und was stellten Sie fest?«
    »Die Kugeln glichen einander wie ein Ei dem anderen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, daß diese Waffe, die als Beweisstück B der Anklage dem Gericht vorliegt, die Mordwaffe ist.«
    »Im Augenblick habe ich keine Fragen mehr«, sagte Roberts. »Der Zeuge steht Ihnen zur Verfügung, Herr Verteidiger.«
    Newberry dachte einen Augenblick nach. »Ich verzichte vorerst auf das Kreuzverhör«, entschied er dann.
    »Bitte Lorenzo Gonzales in den Zeugenstand«, sagte Roberts.
    Lorenzo kam mit ängstlichem Gesicht heran.
    »Wie alt bist du, junger Mann?« erkundigte sich Richter Polk.
    »Zehn. Ich werde elf.«
    »Weißt du, was man unter einem Eid versteht?«
    »Jawohl, Herr Richter.«
    »Nämlich?«
    »Daß man die Wahrheit sagen muß.«
    »Und was geschieht, wenn man nicht die Wahrheit sagt?«
    »Man wird bestraft.«
    »Und du hast Angst vor Strafe?«
    »Jeder hat Angst vor Strafe.«
    »Lassen Sie ihn den Eid ablegen«, sagte Richter Polk.
    Der Junge wurde vereidigt.
    Roberts fragte: »Du kennst Donald Lam, den Zeugen, der kurz zuvor hier ausgesagt hat?«
    »Jawohl, Herr Richter.«
    »Was tat er, als du ihn zuerst gesehen hast?«
    »Er ging an der Stelle herum, wo die vielen Leute standen.«
    »Was hast du beobachtet?«
    »Ich habe gesehen, wie er seine Schuhe und seine Socken ausgezogen hat und durch den dreckigen Graben gewatet ist.«
    »Was hattest du an?«
    »Hose und Hemd.«
    »Lange Hose?«
    »Jeans. Aber die Hosenbeine sind am Knie abgeschnitten.«
    »Und Schuhe und Strümpfe?«
    »Nein. Schuhe trage ich nie, außer in der Kirche und wenn was Besonderes los ist, so wie jetzt. Mit Schuhen tun mir die Füße weh.«
    »Du warst also barfuß?«
    »Ja.«
    »Dir hat es demnach nichts ausgemacht, durch den Graben zu laufen?«
    »Nein.«
    »Wieso bist du eigentlich durch den Graben gelaufen?«
    Lorenzo, der offensichtlich vorher sorgfältig gedrillt worden war, antwortete: »Ich habe gesehen, wie der Detektiv da was gefunden hat.«
    »Einspruch«, unterbrach Newberry. »Das ist keine Aussage, sondern eine Schlußfolgerung.«
    Richter Polk lehnte sich gespannt vor. »Ich werde selbst einige Fragen an den Zeugen richten«, erklärte er. »Junger Mann: War in der Haltung dieses Privatdetektivs, Donald Lam, etwas, was dich zu der Annahme veranlaßte, er habe etwas gesehen?«
    »Ja.«
    »Und zwar?«
    »Er ging immer so rum, und ich hab’ ihn beobachtet, und dann ist er stehengeblieben, hat sich umgedreht, und plötzlich ist er in das Luzernenfeld hinausmarschiert. Er steht mit dem Rücken zu mir, so daß ich nicht sehen kann, was er macht, und auf einmal dreht er sich wieder um und geht zu dem Graben zurück.«
    »Und was hast du getan?«
    »Wie ich gesehen hab’, daß er was gefunden hatte, bin ich durch den Graben gerannt und zu ihm rüber ins Luzernefeld.«
    »Bist du sehr schnell gerannt?«
    »Mächtig schnell. Meine Füße sind nämlich sehr robust. Mir macht es nichts aus, über Steine zu rennen. Das kann ich barfuß viel besser als mit Schuhen.«
    »Was geschah dann?« fragte der Richter.
    »Wie der Mann gemerkt hat, ich weiß, daß er was gefunden hat, hat er gesagt, ich soll zu meinen Eltern gehen, und die sollen die Polizei rufen.«
    »Verzeihung, hohes Gericht«, fuhr Newberry dazwischen, »das ist lediglich eine Schlußfolgerung des Zeugen und daher für die Beweisaufnahme unerheblich. Ich beantrage —«
    »Einen Augenblick«, sagte Richter Polk. »Dem Einspruch wird vorläufig stattgegeben. Trotzdem möchte ich diesem jungen Mann noch einige weitere Fragen stellen. Was war denn nun eigentlich so Ungewöhnliches an Mr. Lams Verhalten?«
    »Na, erst geht er so an dem Grabenrand rum, und dann sieht er nach ein paar Schritten, wie ich auf ihn zurenne.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich fragte ihn: >Was haben Sie gefunden, Mister?<, und er antwortet mir zuerst gar nicht. Er überlegt sich die Sache ein bißchen, und dann sagt er: >Das braucht dich nicht weiter zu interessieren. Lauf gleich nach Hause : — wohnst du hier in der Nähe< — >Ja<, sag’ ich, >ich wohne hier in der Nähe< — >Lauf nach Hause<, sagt er, >und bitte deinen Vater, die Polizei zu rufen. Sie soll sofort herkommen.<
    Daraufhin frag ich ihn nochmal: >Was haben Sie gefunden?<, und er sagt

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