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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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zu sein und berichtet uns nun ausführlich und geradezu enthusiastisch, zu welch unglaublichen Geburtserlebnissen die riesige Badewanne schon beigetragen hat. Ein Raunen geht durch die Menge, als sie von entspannten Gebärenden und kürzesten Entbindungszeiten ohne Einsatz von Schmerzmitteln berichtet. Selbst die Kinder seien zutiefst dankbar, an solch einem Ort der Liebe und des Lichts geboren zu werden. »Aus dem Wasser in das Wasser«, nennt Magdalena das und strahlt plötzlich über das ganze Gesicht.
    »Und Sie haben keine Sorge, dass die Zwerge bei dieser Aktion absaufen?«, fragt Mara mitten in die gelöste Stimmung hinein, während sie die Arme vor der Brust verschränkt und sich gegen die dunkelblaue Wand lehnt.
    »Also bitte, es sind Kinder und keine Zwerge«, empört sich umgehend eine sehr kleine und sehr dicke Frau, die offensichtlich kurz davor ist, vor Begeisterung um ein Probebad in der Wunderbadewanne zu bitten.
    Magdalena hingegen ist auch durch diesen Einwand nicht zu erschüttern. Gelassen antwortet sie: »Das ist kein Problem. Die Kinder fangen erst an zu atmen, wenn ihr Gesicht vollständig an der Luft ist. Bis dahin sind sie ja durch die Nabelschnur gut versorgt.«
    »Und da sind Sie sich ganz sicher?«, hakt Mara nach.
    »Ja«, antwortet Magdalena.
    »Warum?«
    »Weil ich seit zwanzig Jahren Hebamme bin.«
    »Und wenn doch mal einer zu früh nach Atem ringt? Dann säuft er ab, oder?«
    »Das passiert nicht!«, antwortet Magdalena jetzt etwas schärfer.
    »Ja, warum denn nicht? Erklären Sie das doch mal.« Auch Maras Stimme bekommt einen bissigen Unterton.
    »Es ist ein Reflex!«
    Okay, Magdalena ist jetzt sauer. Ich hoffe, sie haben auf dieser Station viele Hebammen zur Auswahl, sonst sieht es für die Bohne und mich düster aus. Mit einem einbetonierten Lächeln dränge ich mich durch die Masse der dicken Bäuche, erreiche Mara aber erst, nachdem sie folgende Worte zum Besten geben konnte: »Reflexe, ich bitte Sie! Darauf sollten wir uns nun wirklich nicht verlassen.«
    Plötzlich überkommt mich der Gedanke, umgehend und fluchtartig hier abzuhauen, denn wir sind definitiv im Kreise der Bald-Gebärenden nicht mehr sicher, als auch Andrea sich auf die Welle der Anti-Geburtsbadewannen-Bewegung schwingt.
    »Also, ich habe es zweimal probiert in dieser Wanne und musste jeweils nach einigen Minuten wieder flüchten. Für jede Frau ist das auch nichts«, sagt sie düster, während sie das Corpus Delicti fest im Auge behält.
    »Ich habe noch nicht viele Frauen getroffen, die das so sehen«, antwortet Magdalena spitz, und die Köpfe der Menge fliegen wie beim Tennis zwischen Andrea und ihr hin und her. Aufschlag Andrea.
    »Vielleicht sollte man einfach nicht solche Erwartungen schüren. Schmerzen gibt es trotzdem, und außerdem haben Sie nur EINE Wanne. Was, wenn die belegt ist? Sie haben ja auch DREI Zimmer hier. Also kann von DREI potentiellen Gebärenden nur EINE hier rein. Wenn man sich da jetzt total drauf festlegt, kann das schon sehr enttäuschend sein. Was wiederum den Geburtsablauf erheblich stören könnte.«
    Nach dieser hübschen Argumentationskette ist der Ball wieder bei Magdalena, die mit wütend zusammengekniffenen Augen sagt: »Wir schüren keine Erwartungen. Meine Erfahrungen sind hervorragend. Wollen Sie das in Abrede stellen?«
    »Nie im Leben!« Andrea grinst fröhlich und klimpert einmal wie Bambi mit den Augen, woraufhin die Köpfe wieder zu Magdalena fliegen, die jedoch schon wütend an einem der eingebauten Unterschränke hantiert. Grob zerrt sie eine der Türen auf und tritt dann zur Seite, nicht ohne Mara, Andrea und mir einen bitterbösen Blick zuzuwerfen. Dabei war ich an diesem Match gar nicht beteiligt.
    »Das hier ist unsere Multimedia-Anlage. Damit können Sie während der Geburt entspannende Musik hören!« Energisch drückt sie auf einen kleinen Knopf, und irgendetwas Walgesang-Ähnliches durchflutet den Raum.
    »Multimedia«, schnaubt Mara, während sie ihre Fingernägel betrachtet. »Das ist ein einfaches Elektrogerät, in Fachkreisen auch CD -Spieler genannt.«
    »Schnauze jetzt«, knurre ich leise. »Sonst schlag ich dich nieder!« Ich habe mittlerweile vermutlich eine Gesichtsfarbe, mit der ich einem Hummer Konkurrenz machen könnte. Dennoch versuche ich mich weiterhin verzweifelt an einer möglichst freundlichen und neutralen Miene.
    Tom zappelt vor einem der Fenster herum und quatscht mit Jutta, während Andrea und Mara sich in stiller Eintracht gegenseitig

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