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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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es jedem gestandenen Brauereikutscher ganz flau im Magen werden würde. »Scheißdreck«, »Arschloch« und »Wichser« gehören noch zu den harmloseren Ausdrücken. Es gab auch andere spannende Vokabeln, die ich an dieser Stelle aber aus Gründen der Sittlichkeit nicht wiedergeben möchte. Alles Ausdrücke, von denen ich dachte, dass sie direkt nach der Geburt von Prinzessin Klara aus Andreas mütterlichem Hirn eliminiert wurden. Weit gefehlt. Ich bin offenbar nur zu selten im Kleinbus der Familie Schmidt-Beyer mitgefahren, mit Andrea am Steuer und den lieben Kleinen in Sicherheit bei Papa oder Oma und Opa.
    Andrea leidet nämlich nicht nur unter einem Fäkalwortstau, sondern auch noch unter dem Dogma der Unfehlbarkeit. Sie hat den festen Glauben, alles besser zu können als die anderen. Mit drei ist das ja noch ganz niedlich, mit fünfunddreißig kann es sehr anstrengend sein. Andere Autofahrer, denen man ja doch hin und wieder auf deutschen Straßen begegnet, sind grundsätzlich ein großes Ärgernis für sie. Alle doof außer meiner Schwester. Zumindest verläuft die Fahrt äußerst unterhaltsam, und bei Erreichen der Klinik haben wir alle unseren persönlichen Wortschatz um die eine oder andere Kostbarkeit erweitert.
    Das städtische Klinikum ist in einem nagelneuen, architektonisch aber dennoch sehr fragwürdigen Bau untergebracht. Die Fassade glitzert wie wild in der milden Abendsonne, und es gibt wenig Grün und ganz viele Parkplätze drum herum. Das gesamte Klinikgebäude wirkt wie ein fehlgeleitetes Raumschiff auf einem Edeka-Parkplatz.
    Im Gänsemarsch schlängeln wir uns durch eine hektisch zirkulierende Drehtür und folgen den Schildern mit der Aufschrift »Kreißsaal-Führung«. Diese lotsen uns direkt in die Kantine der Klinik, wo schon diverse andere werdende Eltern auf den Einlass in die Stätte des Grauens warten. Das ist natürlich eine grundlegend falsche Einstellung meinerseits, aber gerade in den vergangenen Tagen habe ich zu viel Zeit bei Google mit dem Suchwort »Geburt« verbracht.
    Wir gesellen uns zu den anderen Wartenden, nicht ohne ein gewisses Aufsehen zu erregen. Ein Mann, eine Schwangere und drei weitere, allerdings unschwangere Frauen sind schließlich durchaus als größere Horde zu bezeichnen. Da Tom und Jutta mir sogleich liebevoll die Arme um die Schultern legen, gibt es bei der größeren Horde auch noch Probleme der familiären Zuordnung. Tatsächlich bricht bei meinem Bruder hier in der Öffentlichkeit ein gewisser Beschützerinstinkt aus, der uns einige zweifelnde Blicke beschert. Als Mara dann auch noch beginnt, ihre ohnehin schon roten Lippen in aller Seelenruhe nachzuziehen, und Andrea alle mit einem abschätzigen Blick – »Ha, ihr werdet nie so eine gute Mutter wie ich!« – bedenkt, taucht endlich eine kleine, dicke Frau im OP -Kittel auf.
    »Guten Abend!«, begrüßt sie uns alle und setzt sich mit der halben Pobacke auf einen der herumstehenden Tische. »Mein Name ist Magdalena, und ich bin die leitende Hebamme hier am Klinikum.« Ihre Stimme klingt etwas verdrießlich. Vermutlich sind die fast dreißig Menschen vor ihr der eher unangenehme Teil ihres Jobs. »Willkommen zu unserer Kreißsaal-Führung. Haben Sie Fragen, bevor wir uns die Geburtsstation ansehen?«
    »Wie ist denn Ihre Dammschnittrate?«, poltert Mara hinter mir los, und ich zucke erschrocken zusammen. Natürlich bin ich ebenfalls daran interessiert, wie in dieser Klinik mit dem Skalpell umgegangen wird, aber etwas mehr Höflichkeit wäre doch angebracht. Immerhin besteht die reelle Chance, dass Magdalena die Bohne zur Welt bringt, und vielleicht erinnert sie sich dabei an Maras polterige Art und ist unfreundlich zu uns beiden. Eine freundliche Hebamme ist für mich und die Bohne überlebenswichtig.
    Zum Glück zeigt sich Magdalena recht unbeeindruckt von Maras Tonfall, sie antwortet einfach ebenso patzig: »Sie liegt unter dreißig Prozent. Wir schneiden niemals nur prophylaktisch. Aber manchmal kann man Mutter und Kind nur durch einen Dammschnitt helfen. Oder eben einen Kaiserschnitt.«
    Trotz des ruppigen Tonfalls klingt sie sehr kompetent, und alle Anwesenden nicken eifrig. Dennoch sehe ich bei dem Wort »Dammschnitt« leichte mimische Entgleisungen und kollektives Zusammenzucken. Die Vorstellung, dass mit einem Skalpell da unten … mir wird ganz blümerant, und ich gucke auf der Suche nach Ablenkung erst mal aus dem Fenster, während ich beruhigend eine Hand auf meinen Bauch lege.
    Wenn ich etwas

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