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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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Dinge ins Ohr flüstern. Michaela hat sich aus meinem Dunstkreis in Sicherheit gebracht und wartet fluchtbereit neben der Tür. Immerhin wurde sie vorhin mit mir, der schwangeren Anführerin der marodierenden Truppe, gesichtet.
    Alles in allem ist mir eins klar: Hier wird die Bohne nicht zur Welt kommen. Keine Badewanne, kein Buckelwalgesang und keine noch so niedrige Kaiserschnittrate dieser Welt können mich dazu bewegen, freiwillig einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen. Ganz zu schweigen davon, hier ein Kind zu kriegen.
    Jutta kommt auf mich zu, und während die anderen potenziellen Eltern noch stumm dem Wal bei seinem Gejammer lauschen, flüstert sie mir zu: »Du brauchst eine Klinik, in die du deine eigene Hebamme mitnehmen kannst. Das geht hier nicht, und Magdalena bekommt einen Tobsuchtsanfall, wenn Andrea und ich mit in den Kreißsaal marschieren.«
    Düster blicke ich sie an. »Ich habe keine eigene Hebamme. Und das war das letzte Mal, dass ich die gesamte Bagage mitschleppe. Die nächste Klinik besichtige ich heimlich und alleine. Oder mit dir. Du warst hier noch die Unauffälligste.«
    Sie nickt erfreut. »Jetzt suchst du dir erst mal eine gute Hebamme, und mit der besprichst du alles Weitere. Der Ort des Geschehens ist eigentlich auch ziemlich egal, Schlachthausatmosphäre haben die in keinem deutschen Krankenhaus mehr. Da hat sich viel getan. Die Klinik sollte einfach nur dicht dran sein. Und wenn du unbedingt Walgesänge brauchst, bring ich dir meinen iPod mit. Basta.«
    Wir nicken einträchtig und versuchen möglichst unauffällig, unsere Kampftruppe zum Rückzug zu bewegen. Auf dem Weg zu Raum drei – »Waldpfad« – biegen wir einfach aus der großen Gruppe ab und schlüpfen durch eine Tür mit der Aufschrift »Ausgang« ins Freie.

Kapitel 28
    Der nächste Morgen im Büro beginnt mit einem Schock. Einem positiven Schock – Moment, ist es dann überhaupt noch ein Schock? Ich weiß es nicht, aber ich falle schier vom Stuhl, als ich nur schnell nebenbei eine Online-Überweisung ausführen möchte und mein Blick in der Umsatzübersicht meines Bankkontos auf den letzten Geldeingang fällt: 49 400 € (in Worten: neunundvierzigtausendvierhundert).
    Schnell halte ich mir die Augen zu und schiele dann erneut durch die Finger auf den Bildschirm: 49 400 € .
    Ich bin reich. Ich bin saureich. O mein Gott! Ich muss mich mitteilen, sofort, sonst platze ich.
    Als Erstes zerre ich mein Handy aus der Tasche und wähle in Windeseile die Nummer von Dr. Clemens Morgenroth. Es klingelt einmal, dann flötet mir mein Anwalt fröhlich ins Ohr: » Haaallo , Frau Schmidt!«
    »Hallo, Herr Dr. Clemens Morgenroth. Sie werden nicht glauben, was passiert ist!«
    »Das Geld ist da?«, fragt er frohlockend, und ich brülle: » Jaaaaa! «
    Gut, Herr Dr. Clemens Morgenroth wird ab sofort ein Hörgerät tragen müssen, aber ich kann meiner Freude nur durch lautstarke Artikulation Luft machen.
    »Oh, wie schön!«, erwidert er und ist so freundlich, den Hörschaden nicht zu erwähnen. Bei einer eventuellen Schadensersatzklage wäre das Geld nämlich ratzfatz wieder weg.
    In diesem Moment höre ich im Hintergrund bei Dr. Morgenroth plötzlich tumultartige Zustände ausbrechen. Jemand ruft, eine Frau schimpft, und ich raune: »Oh, Sie sind im Stress?«
    »Ja, total. Alle verrückt hier«, antwortet er gut gelaunt. »Aber wenn meine Lieblingsmandantin anruft, gehe ich ran. Komme, was wolle.« Ich kann ihn bei diesen Worten förmlich grinsen sehen und verspreche ihm, dass wir uns irgendwann noch mal auf einen Kaffee treffen. Vielleicht wenn die Bohne achtzehn wird. Letzteres lasse ich natürlich unerwähnt.
    Nach diesem Telefonat springe ich auf und schwebe förmlich die Treppe hinunter. Wie eine Elfe – okay, eine übergewichtige Elfe – hüpfe ich um die Ecke und stehe mitten in der Küche, in der sich Elena gerade einen Kaffee kocht. Wortlos springe ich sie an und nehme sie in den Arm, wodurch sie die Kaffeebüchse fallen lässt und sich das braune Pulver in alle Himmelsrichtungen verstreut.
    »Die Abfindung ist da!«, tröte ich, und Elenas Gesichtsausdruck wechselt von erschrocken zu hocherfreut.
    »Juhu! Ein Grund zum Feiern!«, ruft sie, und gemeinsam legen wir einen kurzen Boogie durch die Küche hin. »Das ging ja schnell!«
    »Toll, was?« Ich bin ganz außer Atem, und die Bohne boxt mir empört in die Rippen. Entspann dich mal, Mutter!
    »Was machst du jetzt mit dem Geld?« Elena schwingt sich auf den Küchentresen und

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