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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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an Nummer dreiundsiebzig nicht zu sehr zu gewöhnen, da Toms durchschnittliche Beziehungsdauer bei neun Wochen liegt.
    Diese Familientreffen sind wirklich nett, bis auf das Essen. Vor zwei Wochen gab es Pastinaken-Eintopf mit Runzelerbsen, woraufhin Andrea meiner Mutter ein neues Kochbuch geschenkt hat. Titel: Schmackhaft kochen mit Gemüse . Der Hinweis hätte natürlich etwas subtiler ausfallen können, immerhin gibt meine Mutter sich wirklich Mühe. Aber ein »stets bemüht« ist im Endeffekt eben doch nur ein getarntes »mangelhaft«.
    Letzten Sonntag hat Simon dann fast auf Knien liegend gefleht, an den Herd zu dürfen. Er bezirzte meine Mutter und säuselte etwas von »Sie müssen sich doch auch mal erholen«. Simon scheint eine Art männliches Luder zu sein. Aber siehe da, meine Mutter war von diesen Worten so schwer beeindruckt, dass sie ihn gewähren ließ. Das Ergebnis war ein traumhaftes Spargelrisotto mit karamellisierten Walnüssen, woraufhin Simon jetzt nicht mehr nur »Tischler des Jahres« ist, sondern auch noch der Retter der Schmidt’schen Geschmacksknospen.
    Ich habe mir fest vorgenommen, auf eventuelle Manipulationsversuche an meiner Person nicht hereinzufallen, aber Simon ist gut. Sogar Paris hat er um den Finger gewickelt. Mit einem Ochsenhoden. Sie liegt ihm seitdem permanent zu Füßen.
    Ebenfalls neu in meinem Leben ist der Geburtsvorbereitungskurs. Zweimal war ich bislang dort, allerdings bin ich unschlüssig, ob es ein drittes Mal geben wird.
    Beim ersten Mal war Mara mit dabei, und uns wurde anhand eines weiblichen Puppentorsos vorgeführt, zu welchen wundersamen Dehnungen unser Beckenboden und unsere Vagina in der Lage sind.
    Nach fünf Minuten flüsterte Mara mir zu: »Ich muss telefonieren. Schnell noch mehr Geld verdienen. Vielleicht kann ich mir dann irgendwann eine Leihmutter leisten. Falls ich mal einen Kinderwunsch verspüre.«
    Sie kam erst zurück, als wir, die Schwangeren, uns an den Händen gefasst hatten und ein fröhliches Lied anstimmten. Dazu muss gesagt werden, dass wir das nicht freiwillig taten, sondern durch die eifrige Hebamme genötigt wurden.
    »Müssen Schwangere so etwas tun? Fühlt sich das richtig an?«, fragte Mara mich im Auto vorsichtig, und ich schüttelte verstört den Kopf.
    Beim zweiten Mal war Tom mit, und wir lagen alle auf Yogamatten quer im Raum verteilt. Sah ein bisschen aus wie eine gestrandete Walfamilie. Passend dazu sollten wir die »Wolken ziehen lassen« und uns ganz auf unser Kind konzentrieren. Da Tom kein Kind im Bauch hat, auf das er sich konzentrieren konnte, und sowieso alles ein wenig blöd fand, machte er kurzerhand ein Nickerchen. Mit fröhlicher Schnarchbegleitung. Und ich blickte an die wolkenlose Zimmerdecke.
    Da alle anderen Schwangeren und deren Begleiter offensichtlich gut mit ihren Wolken klarkamen, lagen wir insgesamt fast vierzig Minuten herum, und so habe ich mit der Bohne einen kleinen Plausch gehalten. Ich habe ihr in Gedanken etwas erzählt, und sie hat mir dafür in die Rippen geboxt, das brutale Kind.
    Auf dem Weg zurück sagte Tom zu mir: »Ich habe selten so gut geschlafen.«
    Tatsächlich musste ich ihm am Ende der Stunde in die Nase kneifen, damit er endlich aufwachte. Ich denke, ich werde lieber nicht mehr zu dem Kurs gehen. Die Hoffnung, dass noch etwas Nützliches kommen könnte, habe ich bereits nach diesen beiden Kostproben aufgegeben.
    Und dann, ganz plötzlich, muss ich schon umziehen. Ich habe den Umzug auf einen Samstag gelegt, da alle meine Helfer dann noch den Sonntag zur Erholung haben. Ich bin ja schließlich eine fürsorgliche Hilfsbedürftige.
    Pünktlich um sieben stehen Simon und Edgar vor meiner Tür. Sie haben einen Lieferwagen in den Dimensionen eines Reihenendhauses dabei, und zehn Minuten später trudelt auch Tom endlich ein. Während Simon meine Möbel demontiert, schleppen Tom und Edgar alles die Treppe hinunter und packen die Einzelteile in den riesigen Laderaum des Lieferwagens.
    »Tolle Sache«, schnauft Tom, als er sich ein Teil meines Bettes über die Schulter schwingt. »Ist wie Tetris, nur in groß!«
    »Was ist das?«, keucht Edgar, der sich mit meiner Matratze auf dem Rücken an uns vorbeischiebt.
    Tom lässt das Bettteil sinken und kneift entsetzt die Augen zusammen. »Er kennt kein Tetris?«, flüstert er, und ich schüttle schulterzuckend den Kopf. Vermutlich weiß Edgar noch nicht einmal, was ein Gameboy ist, geschweige denn eine Xbox.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du da

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