Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
Vom Netzwerk:
Gertrude Heidbrumme gewähren lassen, warum ist niemand eingeschritten?
    Gertrude Heidbrumme sieht aus wie Claudia Schiffer, nur in noch schöner. Langes blondes Haar, Spitzenfigur, wohlgeformte Brüste und ein Gesicht wie vom Titelcover der Elle . Wow! Kurzfristig fühle ich mich sehr klein und sehr dick und sehr doof.
    »Paula!«, begrüßt sie mich so freudig, als würden wir uns bereits kennen. »Komm rein! Ich war schon so gespannt auf Andreas Schwester.« Sie lacht und hat auch noch sehr schmückende Grübchen.
    Ich erinnere mich kurz an ihren echt blöden Namen und setze ein freundliches Lächeln auf. Kann ich vor dieser schönen Frau kreischen, schreien und hysterisch werden? Hm, ich habe da meine Zweifel. Hebamme Magdalena war so … anders.
    »Kaffee oder Tee?«, fragt sie mich, während sie vor mir her durch den langen Flur klackert. »Ich war heute Morgen in der Klinik und habe mit dem Chefarzt über die Anschaffung eines neuen Geburtsbettes verhandelt. Deswegen die Klamotten, aber keine Sorge, es gibt ein Bett, wenn auch älteren Semesters.«
    Sie grinst, und ich sage: »Kaffee.« Wobei ein Schnaps mir jetzt lieber wäre.
    »Erst mal würde ich gerne etwas über dich erfahren, und dann erzähle ich, wie meine Geburtsbegleitung so aussieht. Und dann kannst du dich in Ruhe entscheiden. Wenn du das getan hast, würde ich dich gerne noch untersuchen. Milch und Zucker?« Ergeben nicke ich und nehme einen Schluck aus der lilafarbenen Tasse.
    Wir setzen uns an einen Tisch, der komplett aus Plexiglas besteht und zum Rest der Hightech-Küche passt, und ich erzähle Gertrude Heidbrumme von meinem Leben als zukünftige Bohnenmutter.
    »Ja, das kenne ich«, kommentiert sie, als ich fertig bin. »Ich habe vier Kinder und zwei Väter dazu. Das ist nicht leicht, aber machbar. Meinen jetzigen Mann habe ich auch kennengelernt, als ich schwanger war.«
    »Du hast vier Kinder?«, frage ich leicht bestürzt. Wow, Gertrude Heidbrumme beeindruckt mich.
    Wir plaudern ein wenig über Kindsväter und solche, die fremde Bohnen unter die eigenen Fittiche nehmen wollen, und ich stelle schnell fest, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Irgendwann kommt sie dann wieder zum Punkt:
    »Ich bin Beleghebamme am Marienstift, das heißt, ich begleite meine Mütter durch die Geburt, egal wie lange sie dauert, und natürlich auch noch danach. Ein besseres System als das übliche, wo du durch Schichtwechsel manchmal die ganze Belegschaft der Klinik kennenlernst.« Aufmunternd sieht sie mich an, und ich nicke.
    » PDA ? Kaiserschnitt? Dammschnitt? Duftlämpchen?«, stelle ich alle Fragen, die mir einfallen, auf einmal.
    »Äh, PDA gerne. Den Rest, wenn’s zwingend notwendig ist. Machst du eigentlich einen Vorbereitungskurs?«
    »Ja, aber nicht in deiner Praxis. Es war schon alles ausgebucht. Ist das ein Problem?«
    »Nee, wir zwei würden uns dann ja eh vorher regelmäßig sehen, dann kann ich dir auch noch etwas über das Atmen erzählen. Also zusätzlich zu dem Kurs. Außerdem bin ich ja sowieso dabei und kann das Atmen sozusagen auf den Punkt anleiten.«
    Das klingt alles gut. Ich mag Gertrude Heidbrumme, auch wenn jede durchschnittlich ausgestattete Frau in ihrer Gegenwart vermutlich von leichten Komplexen heimgesucht wird.
    »Alles klar«, sage ich kurzerhand. Die Frau ist gut, sie weiß, was zu tun ist, hat es selbst viermal getan und wirkt so freundlich und zuversichtlich, wie es Magdalena auch unter Einsatz von Haschkeksen niemals geschafft hätte.
    Gertrude untersucht die Bohne und mich, erzählt noch ein wenig über die ersten Anzeichen für eine bevorstehende Geburt und wann man sich auf den Weg in die Klinik machen sollte, und drückt mir dann ein Kärtchen mit ihrer Handynummer in die Hand.
    »Benutze sie. Jederzeit. Auch nachts. Wir zwei werden das Kind schon schaukeln.« Zum Abschied umarmt sie mich kurz, aber sehr herzlich, und ich wandere zurück zu Simon, der mittlerweile schon beim zweiten Eisbecher angelangt ist.
    »Den hab ich für dich bestellt«, begrüßt er mich mit vollem Mund. »Aber er wär in der glutheißen Aprilsonne bestimmt geschmolzen.«
    Ich setze mich zu ihm, verschränke die Arme und sage gebieterisch: »Dann bestell mir einen neuen! Wir müssen das Eintreten von Gertrude Heidbrumme in mein Leben feiern.«
    Wir feiern noch eine ganze Weile, bis die Sonne untergeht, dann ruft Edgar Simon auf dem Handy an und beschwert sich, weil er meine Wohnung alleine fertig machen muss. Aus dem Umstand, dass Edgar

Weitere Kostenlose Bücher