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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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kehren.

Kapitel 10
    Während ich schwungvoll aus der Parklücke kurve, klingelt mein Handy erneut.
    »Wo bist du?« Aha, GSG -Mara am Apparat.
    »Ecke Cyriaksring, Münchenstraße«, antworte ich schneidig.
    »Kannst du ins Schröders im Magniviertel kommen? Clemens und ich sitzen gerade zusammen. Wegen der Arbeitsrechtsache.«
    Ich überlege kurz und lege dann an der nächsten Ampel einen stuntmäßigen U-Turn hin. Es geht ums Geld, schwangerschaftsbedingtes Phlegma ist hier fehl am Platz.
    »Zehn Minuten«, sage ich und drücke blind den roten Knopf.
    Mein Golf und ich geben alles und erreichen das Ziel in unter sechs Minuten, dann quetsche ich mein Auto zwischen eine Kastanie und einen Mülleimer und verabschiede mich mit den Worten: »Halte durch, lass dich nicht abschleppen, alles wird gut!«
    Ich behandle meine Autos immer sehr fürsorglich. Tief in meinem Innersten glaube ich nämlich fest daran, dass sie mich deswegen auch noch nie im Stich gelassen haben. Im Gegensatz zu meinem Uterus. Ich bin der Meinung, auch ihn immer ganz gut behandelt zu haben, dennoch hat er beschlossen, ein hinterhältiges Eigenleben zu entwickeln.
    Ich betrete das Schröders und entdecke Mara und ihren persönlichen Arbeitsrechtler links vor dem großen Panoramafenster tief ins Gespräch vertieft. Der Arbeitsrechtler sieht verdammt gut aus, wie er dort mit diversen Unterlagen herumfuchtelt und Mara irgendetwas zu erklären versucht, was sie natürlich bereits besser weiß. Das erkenne ich auf den ersten Blick an der steilen Falte zwischen ihren Augenbrauen. Die ist immer da, wenn sie sich nur mit Mühe beherrscht und eigentlich sagen möchte: »Schnauze jetzt!«
    Während er noch spricht, springt sie auf und umarmt mich. An sich ist Mara sonst nicht so kuschelig. Offenbar will sie dringend der Wortlawine ihres Gegenübers entkommen. Dennoch drücke ich sie herzlich zurück und setze mich dann mit einem etwas atemlosen »Hallo!« an den Tisch.
    Der Arbeitsrechtler springt sofort beflissentlich von seinem Stuhl auf und streckt mir die Hand entgegen. Da ich nun mal schon sitze, ändere ich an diesem Zustand auch nichts mehr und schüttle seine Hand von unten.
    »Paula Schmidt«, sage ich artig, und er erwidert mit tiefer, getragener Stimme: »Dr. Clemens Morgenroth.«
    Aha, ein Dr.-Fetischist. Bis heute hat sich mir nicht erschlossen, warum manche Menschen diesen Titel als so wichtig erachten, dass sie ihn gleich als Erstes in die Gegend posaunen müssen. Mara und ich haben diesbezüglich bereits einige intensive Stunden der Diskussion hinter uns. Das Ergebnis ist leider nicht sehr aufschlussreich. Ich entsinne mich an Folgendes: Hätten wir einen Doktortitel, würden wir ihn uns quasi auf die Stirn tätowieren. Das allerdings auch nur, weil wir mehr Östrogen im Körper haben und dieses schreckliche Hormon dazu führt, an latenter Tiefstapelei zu leiden, was wir dadurch ausgleichen könnten. Da Männer dieses Leiden aber nicht haben, könnten sie ihren Titel doch einfach nur schweigsam auf ihrer Visitenkarte führen. Würde doch reichen, oder?
    Mara und ich hatten weder die Zeit noch die Geduld, uns mit dem Erwerb eines Doktortitels zu befassen, insofern sind wir vielleicht auch einfach nur neidisch. Diese bittere Erkenntnis ereilte uns allerdings erst nach fünf Gläsern Rotwein, womit sie nicht repräsentativ ist und nicht in die Gesamtwertung einfließen kann.
    Es ist schon erstaunlich, was mir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde so alles durch den Kopf gehen kann. Zum Glück verfüge ich über die Fähigkeit, seltsame Dinge zu denken und gleichzeitig verwegen und klug zu gucken. Mein Gesicht ziert in diesen Momenten ein Ausdruck entspannter Gelassenheit. Herr Dr. Morgenroth setzt sich wieder.
    »Ich habe ihn über die Eckdaten in Kenntnis gesetzt«, sagt Mara, und Dr. Morgenroth nickt bekräftigend.
    »Eckdaten: Schwanger, keine Abmahnung, keine persönlichen Verfehlungen, Idiot als Chef, Kündigung, Abfindung«, fasse ich zusammen.
    »Korrekt«, bestätigt Mara. Dr. Morgenroth sieht mich an. Etwas Fragendes liegt in seinem Blick.
    Dieser Arbeitsrechtler ist optisch wirklich sehr gelungen. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig. Er hat hübsche braune Augen und sehr kurze Haare. Steht ihm gut. Dazu hat er viele Lachfalten, und als ich seinen Blick erwidere, blinzelt er einmal nervös. Echt süß der Typ, so in seiner Gesamtheit.
    »Und, was fällt dem Juristenhirn dazu ein?«, frage ich.
    »Äh«, antwortet er. Nun ist »äh«

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