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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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Jungs sind doch eher zartbesaitet, was sich leider bis ins hohe Alter fortsetzt. Ich entsinne mich kurz und mit Schaudern, dass Olaf beim geringsten Anzeichen einer Erkältung in die Badewanne sprang, literweise Kamillentee soff und sein baldiges Ableben voraussagte. Das tat er täglich vierundzwanzig Stunden am Stück, bis es ihm besser ging. Also ungefähr vierzehn Tage nach Ausbruch der Erkältung. Und während ich mich noch mit einer eitrigen Angina ins Büro schleppte, lag er zu Hause auf dem Sofa, schaute Ice Age, und die Genesungskarten seiner Kollegen stapelten sich auf dem Küchentisch. Ich glaube nicht, dass Dr. Arsch damals die eitrige Angina in meinem Hals überhaupt bemerkt hat.
    Der letzte Anruf gilt soeben erwähntem Weichei, dem Bohnen-Erzeuger. Schon nach den ersten drei Sätzen hätte ich gerne einen Averna auf Eis als Unterstützung.
    Olaf ist die Ruhe selbst. Er ist völlig tiefenentspannt – und das sollte mich doch eigentlich erfreuen, rufe ich mich selbst zur Ordnung. Immerhin ist er einer der Hauptbeteiligten an diesem Projekt, aber dieser tiefenentspannte Zustand meines Exfreunds regt mich aus irgendeinem Grund kolossal auf. Vielleicht liegt es daran, dass gerade mein ganzes Leben aus den Fugen gerät, während er fröhlich so weiterlebt wie bisher?
    Ich setze ihn kurz über all die Verwicklungen in meinem Leben in Kenntnis, fühle mich prompt wie ein Versager und gehe mir mit diesem Gedanken selbst auf die Nerven.
    Außerdem beschleicht mich das ungute Gefühl, dass er denken könnte, wenn ich ihn nicht verlassen hätte, wäre jetzt alles gut. Frei nach dem Motto: Selber schuld!
    Das sagt er natürlich nicht, und ich habe keine Ahnung, ob er Gedanken in diese Richtung hegt. Aber allein die Vorstellung, es könnte so sein, macht mich wütend. Da das natürlich rein rational betrachtet alles nur in meinem Kopf stattfindet, kann ich es nicht aussprechen und werde noch wütender. Irgendwann bin ich arschwütend und lege mitten im Satz auf. Soll er sich doch mit seiner neuen Ische der gemeinsamen Tiefenentspannung hingeben. Ist mir doch egal!
    Ist es leider nicht. Ich glaube, ich bin ein Opfer der vielen bösartigen, neuen Hormone in meinem Organismus. Seufzend genehmige ich mir zwei Becher grünen Wackelpudding und gehe auf der Suche nach neuen Erkenntnissen in mich. Denn eins scheint völlig klar: Das Gespräch mit Olaf hat mich mehr aufgewühlt, als ich erwartet hätte. Dabei war ich mir doch gerade noch völlig sicher, kein Problem mit der neu geordneten Beziehungssituation zu haben.
    Sinnierend schließe ich die Augen und denke angestrengt nach. Das Ergebnis ist dürftig, aber so viel steht immerhin fest: Ich habe keinen Anfall von Eifersucht. Ich will Olaf Beyer nicht zurück. Um ehrlich zu sein, ist mein Exfreund gerade höchstens dazu geeignet, bei mir eine Magenschleimhautentzündung auszulösen.
    Aber – ja, es gibt ein großes Aber – die Situation, in der ich stecke, erdrückt mich. Ich wünsche mir Beistand. Bohnenväterlichen Beistand, um genau zu sein. Ich habe schlicht und ergreifend Angst vor der Zukunft, einer Zukunft als alleinerziehende Mutter.
    Emotional völlig überlastet gehe ich irgendwann ins Bett. Der Kosmos ist mir zum Glück freundlich gesinnt, vielleicht als Wiedergutmachung für die irregeleitete Befruchtung, und ich falle in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 12
    Die kommenden Tage ziehen einfach an mir vorbei. Ich befinde mich in einer Trauerphase. Das weiß ich von Jutta, die diese Trauerphase akribisch überwacht. Sie kommt jeden Tag nach der Arbeit vorbei und karrt tonnenweise gesunde Nahrungsmittel in meinen Kühlschrank. Das erste Mal habe ich mich noch gefragt, wer das alles essen soll. Vierundzwanzig Stunden später hatte sich diese Frage eindrücklich geklärt: Ich.
    Seitdem verzehre ich alles, was Jutta auf ihren täglichen Beutezügen anschleppt, und lungere den Rest des Tages auf dem Sofa herum. Nur mit knapper Not und unter Aufbietung sämtlicher Kräfte schaffe ich es, mich nach den 20-Uhr-Nachrichten ins Bett zu schleppen. Um dort bis zum nächsten Morgen um elf Uhr zu bleiben.
    Jutta sagt, es sei wichtig, mich jetzt zu schonen. Für die Bohne und für meine Seele. Der Rückzug in die Höhle – das hat sie echt gesagt – sei gut und notwendig. Dabei hat meine schicke Zwei-Zimmer-Wohnung nun wirklich keinen Höhlen-Charakter. Aber Jutta meint, nur so könne ich mit dem Vergangenen abschließen, meine Ängste verarbeiten und mich dem Neuen öffnen. Mir

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