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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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kann ich gar nicht glauben, dass sie wirklich dort drin ist. Dann klopfe ich ein wenig auf dem Bauch herum und erzähle ihr schmutzige Witze. Als kleines Abhärtungsprogramm für das spätere Leben, immerhin werde ich ihre Mutter sein.
    In jedem meiner Ratgeber lese ich, dass schon jetzt eine externe Stimulation zur Entwicklungsförderung der Bohne beitragen kann. Leider wissen das offenbar auch alle anderen Menschen in meinem näheren Umfeld. Sogar Edgar ist in den vergangenen Tagen des Öfteren mit einem tragbaren CD -Player (ebenfalls Steinzeit) hinter mir hergerannt, um die Bohne mit Mozarts »Kleiner Nachtmusik« zu berieseln. Mozarts »Kleine Nachtmusik« macht mich aber leider aus unerfindlichen Gründen höchst aggressiv. Unter Aufbietung all meiner Selbstbeherrschung habe ich Edgar daher höflichst gebeten, Mozart bitteschön in den Schrank zu sperren, damit ich der Öko-Gang keine körperliche Gewalt antue. Edgar ist zum Glück sehr umsichtig im Umgang mit mir und sah ein, dass die pränatale Stimulierung der Bohne wohl gefährliche Nebenwirkungen hat. Die werdende Mutter bleibt also in Zukunft von Mozart und der Nachtmusik verschont.
    Erstaunlicherweise habe ich mit Nickelback überhaupt kein Problem, weshalb der Sänger jetzt regelmäßig durch mein kleines Büro im Obergeschoss des Bauernhauses grölt.
    Wenn ich abends im Bett liege, erobert die sonderbare Instanz mein Oberstübchen und veranlasst mich, zärtlich meinen Bauch zu streicheln und der Bohne zu versichern, dass ich sie sehr liebe. Was ich schon seltsam finde. Ich kenne die Bohne doch noch gar nicht. Aber irgendwie hat die sonderbare Instanz trotzdem recht.
    Die Öko-Gang habe ich in den vergangenen Wochen auch sehr lieb gewonnen. Der Job macht mir Spaß, keiner redet mir rein bei den Flyern und dem Internetauftritt, an dem ich gerade bastele. Im Gegenteil, alle zeigen sich sehr beeindruckt und sind offensichtlich über jeden Handschlag, den ich tätige, höchst erfreut. Eine gänzlich neue Erfahrung für mich. Obendrein werde ich gefüttert, oder besser ausgedrückt: gemästet. Vermutlich verdanke ich die spontane Fettvermehrung dem frischen Dinkelbrot mit guter Butter, den Vollkornnudeln mit selbst produziertem Bärlauchpesto und den diversen Schokoladenkuchen, die Alina im Akkord backt.
    Mittlerweile ist es Ende Januar. Ein bitterkalter Montagmorgen. Wie immer werde ich stürmisch von Typhus und Herpes begrüßt. Die beiden stimmen kurz ein lautstarkes Morgenständchen an, dann verschwinden sie in den Garten hinter dem Haus, um das zu tun, was Hunde so tun. Buddeln, kacken, sich paaren, buddeln … ich weiß es nicht, allerdings tauchen sie jeden Tag pünktlich zum Feierabend wieder auf, um mich ebenso stürmisch zu verabschieden. Doch, wir sind mittlerweile ganz gute Freunde geworden.
    Ich verriegle den Golf und laufe schnell über den Hof. Der kalte Wind treibt mir die Tränen in die Augen, und ich grabe meine Hände tief in die Manteltaschen. Seit zehn Tagen ist es unfassbar kalt. Die gefühlte Temperatur muss irgendwo zwischen minus zehn und minus dreißig Grad liegen. Deswegen trage ich heute Morgen meine neue, kuschelige Schwangerschaftshose mit dem riesigen Bund, den ich mir locker bis unter die Achseln ziehen könnte – wenn ich denn mal so richtig dämlich aussehen wollte. Trotzdem ist das Ding sehr praktisch, weil mein Bauch nun doch die Dehnungsfähigkeit meiner normalen Hosen überschritten hat und selbst ein Gummi im Knopfloch da nichts mehr ausrichten kann. Die Hose sitzt, ist bequem und hält auch die Bohne schön warm. Und dazu sieht sie auch noch sehr lässig aus, Jeans, verwaschen, weiter Schnitt am Bein.
    Ich betrete die großzügige Diele und schmeiße meinen Mantel über die alte Bauerntruhe, die allen Mitgliedern dieser ökologisch wertvollen Kommune als Garderobe dient, als ich wütende Stimmen aus der Küche vernehme. Elena schimpft formvollendet und lautstark.
    »Du bist ein verdammter Idiot!«, schreit sie, und ich ziehe verwundert eine Augenbraue hoch. Gerade will ich die Treppe hochschleichen, als ihr eine ebenfalls sehr zornig klingende Stimme antwortet: »Es geht dich nichts an!«
    Theoretisch sollte ich mich spätestens jetzt aus dem Staub machen. Erstens mag ich Streit nicht sonderlich, selbst wenn er mich nichts angeht, und zweitens ist es wirklich unhöflich, heimlich zu lauschen. Dank der Erziehung meiner Mutter verfüge ich über ein solides Basiswissen im zwischenmenschlichen Umgang. Allerdings habe ich

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