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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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sein.
    »Wir sind hier am Arsch der Welt, da will eh kein Mensch hinziehen. Außerdem ist es uns wirklich wichtig, wer hier mit uns zusammenlebt. Und mit dir wollen wir sehr gerne leben!« Mit diesen Worten nickt sie mir noch einmal freundlich und sehr bestimmt zu und verlässt die Bühne.
    »Woher weiß sie, dass es den anderen auch recht ist?«, frage ich Simon und verknote meine Hände ineinander.
    »Wir haben gestern Abend zusammengesessen, und das ist das Ergebnis. Wenn du zustimmst, können wir in ungefähr acht Wochen fertig sein. Genug Zeit für einen entspannten Umzug. Außerdem bist du dann nie alleine und hast immer jemanden, der dich in die Klinik fahren kann, wenn es losgeht«, antwortet er, und ich habe einen Kloß im Hals. Das bedeutet nämlich auch, dass er nicht nur von der ersten Bohnenbewegung berichtet hat, sondern auch von meiner Wohnungsnot. Und dann muss er alle zusammengetrommelt haben, um nach einer Lösung zu suchen. Für mich! Ich bin überwältigt und blinker fleißig mit den Augen, denn so viel Mitdenken, noch dazu von diesem Mann, der sonst meist so verschlossen wirkt und den ich erst so kurz kenne, treibt mir mal wieder die Tränen in die Augen.
    Simon hat echte Heldenanteile in sich, das ist mir schon öfter aufgefallen. Und obwohl ich in meinem bisherigen Leben noch keine echten Helden getroffen, geschweige denn benötigt habe, spüre ich ein kurzes heißes Zucken in der Brust. Mal ganz ehrlich, das ist doch fast so gut wie ein Mammut zu erlegen und in die Höhle zu schleifen, oder? Nein, das ist eigentlich noch viel besser, immerhin hat er vor, mir und der Bohne eine neue Höhle zu bauen.
    »Oha!« Simon beugt sich über den Tisch und berührt sanft mein Kinn. »Nicht heulen!«, sagt er, doch ich überhöre das »nicht« einfach mal und heule umgehend und ausgiebig. Als ich fertig bin, liegen fünf zerknüllte Taschentücher auf dem Tisch und Simon sitzt direkt neben mir, einen Arm um meine Schulter gelegt.
    »Das war jetzt nicht allzu schwierig mit der Wohnung. Hättest du einfach früher was gesagt. Mal vorsichtig gefragt: Sollte es den Kindsvater nicht auch interessieren, wo die Kindsmutter samt Bohne hausen soll? Ist ja auch seine Bohne«, murmelt er dann, während ich mit leicht angeekelter Miene versuche, meinen aufgeweichten Mascara von seinem Shirt zu pulen.
    »Der ist kein Held. Nicht so wie du. Der kümmert sich um sich und hat mir zugesichert, Unterhalt zu zahlen. Wie ich ihn kenne, wird er das auch tun. Aber sich um eine Wohnung zu bemühen, das wäre zu viel verlangt«, antworte ich.
    »Will er das Kind denn sehen?«, fragt Simon mich ganz unerwartet, und ich muss erst mal nachdenken. Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Ich bin einfach mal davon ausgegangen. Aber da ich Olafs Gedankengänge in fünf Jahren nicht wirklich entschlüsselt habe, sollte ich nicht so leichtfertig irgendwelche Dinge annehmen.
    »Ich werde ihn diesbezüglich wohl noch mal fragen müssen«, antworte ich nachdenklich.
    Während ich noch so meinen Grübeleien nachhänge, sagt Simon plötzlich: »Ich bin kein Held.«
    »O doch, schon«, antworte ich spontan. »Ich erkenne einen Helden, wenn ich ihm begegne. Also, du bist der erste, den ich kennenlerne, aber ich bin mir sicher, dass du einer bist. Du hast mir schon so oft Mut gemacht, wenn ich dachte, es geht nicht mehr. Du hast mein Auto von Eis und Schnee befreit und das Wischwasser aufgefüllt. Du hast mir Kaffee gebracht und die Tarantel hinter der Tür lebend geborgen und in die Freiheit gebracht. Du hast mich schon öfter an meinen Feierabend erinnert und mit mir nicht-ökologische Pizza bestellt. Und jetzt hast du mir eine Bleibe für mein Kind und mich organisiert. Außerdem kannst du aus einem Baum Schachfiguren, Türen und Tische zaubern. Das ist alles ziemlich heldenhaft.«
    Simon starrt mich an. Dann blinzelt er und kratzt sich am Kopf, wobei seine blonden Haare verwegen in die Höhe hüpfen.
    »Freu dich doch einfach darüber«, empfehle ich ihm. Was ich gesagt habe, ist schlichtweg wahr. In meinem bisherigen Leben habe ich noch nie einen Kerl getroffen, der freiwillig und vor allem so regelmäßig zu meiner Rettung eilt. Und es selbst noch nicht einmal zu bemerken scheint. Das kenne ich nur von meinen Mädels.
    »Wann kann ich die Wohnung denn anschauen?«, fragte ich schüchtern und nehme den letzten Schluck Kaffee aus meiner Tasse.
    »Lass mich erst mal den groben Dreck wegräumen. Momentan steht da noch zu viel herum.«
    Ich nicke,

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