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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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mir noch ein kleines Bohnen-Bett, das man direkt an das große Bett stellen kann, und Edgar hat begonnen, kleine Tiere zu schnitzen. Damit die Bohne gleich nach der Geburt einen voll ausgestatteten Bauernhof zur Verfügung hat. Ich bin gerührt, und als mir Alina mit ernster Miene beim gemeinsamen Mittagessen auch noch einen selbst gehäkelten Babybody überreicht, verfalle ich kurz wieder in alte Muster und heule ein wenig.
    Gut, der Body ist in Kotzgrau gehalten und kratzt schon beim Hingucken so dermaßen, dass sich mir alle Armhärchen aufstellen, aber der Wille zählt.
    Dass Mara bereits vier Kleidungsstücke bei Dior-Baby bestellt hat, lasse ich an dieser Stelle mal unerwähnt. Von der Designer-Wickeltasche mal ganz abgesehen. Die hat sie letzte Woche angeschleppt und sogleich mit allen benötigten Utensilien vollgestopft. Die Tasche ist toll, aber die Freude wurde ein wenig getrübt beim Anblick der offensichtlich benötigten Menge an Zeug, das man mit sich herumschleppen muss. Da scheint jedes Verlassen des Hauses der Besteigung des Kilimandscharo gleichzukommen.
    Ich hoffe, die Bohne ist anspruchsloser als die üblichen Standardbabys. Simon hat sich halb scheckig gelacht, als er die Wickelunterlage in Zeltplanengröße mit der antiallergenen Auflagefläche sowie die Stilleinlagen, Windeln, Tüten, Lätzchen, Desinfektionssprays und Tücher, die Schnullerbox, den Flaschenwärmer und die Feuchttücher sah.
    »Das passt nicht alles in den Golf. Wir müssen umgehend einen Kombi besorgen. Mit Bohnennamensaufkleber am Heck«, war sein trockener Kommentar.
    Schön ist auch, dass endlich der Frühling ausgebrochen ist. Jeden Morgen laufen Elena und ich jetzt mit unserem Kaffee durch den Garten und huldigen jedem einzelnen Krokus persönlich. Die Jahreszeit scheint auch der Bohne zu gefallen. Das Kind verhält sich zwar tagsüber unauffällig, verwandelt sich aber jede Nacht in den Terrorzwerg der Gebärmutter – Kickboxen und Headbangen, vermute ich. Mittlerweile bin ich schon in der dreißigsten Woche, mir bleiben noch zehn Wochen bis zur Geburt.
    Bei diesem Gedanken ebbt die allgemeine Freude spontan ab und verwandelt sich in blanken Horror. Da frau sich ihren Ängsten jedoch stellen muss, geht es heute zur allgemeinen Kreißsaal-Besichtigung des auserkorenen Entbindungsortes.
    Natürlich sind solche Ereignisse nichts, um sie still, leise und heimlich zu begehen. Nur mit Mühe habe ich meine Eltern abhalten können, die ohnehin schon zu große Besichtigungsgruppe auch noch mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Also treffe ich mich mit Tom, der aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon immer mal einen Kreißsaal von innen sehen wollte, Mara, Andrea und Jutta um sechs in der Hegewalder Straße drei, um gemeinsam in Andreas Kleintransporter zum Klinikum der Johanniter zu fahren.
    Bevor wir den Hof allerdings verlassen können, steht noch die Begutachtung von Simon auf dem Programm. Nicht umsonst treffen wir uns hier, meine Freunde und Geschwister haben sich schon etwas dabei gedacht. Es ist sozusagen ihr persönlicher Antrittsbesuch.
    Simon ist das natürlich klar, er verhält sich trotzdem ziemlich relaxt. Seit die Sache mit seinem Bein raus ist und er sich mal seine Lebensgeschichte von der Seele reden konnte, ist er manchmal kaum wiederzuerkennen. Als meine Freunde beginnen, wie üblich Chaos in der Küche zu verbreiten, gesellt er sich wie selbstverständlich dazu. Daraufhin plappert Andrea wirres Zeug, Mara mustert ihn mit Killermiene von oben bis unten, Jutta erklärt ihm, er sei zu dünn, und bietet ihm sofort einen Schokoriegel an, und Tom stellt trocken fest: »So, du bist also der, der meine Schwester flachgelegt hat!«
    Danke, Bruder! Ich deute einen Handkantenschlag an und zische: »Möge dir die Nase abfaulen!«
    Simon zeigt sich von dem ganzen Durcheinander unbeeindruckt und nutzt die Gunst der Stunde, noch eine neue Seite von sich zu offenbaren: den weltmännischen Simon. Er lächelt, parliert und hält dabei auch noch meine Hand. Da schlägt doch glatt der Hamburger Reederei-Sprössling durch.
    »Bei so ’nem tollen Typen ist es total pupsegal, ob er ein oder zwei Beine hat«, seufzt Jutta, als wir uns endlich nach Tetris-Manier in Andreas Auto sortiert haben. Simon kommt nicht mit. Ich finde, der Kreißsaal ist kein natürlicher Aufenthaltsort für Männer.
    Es ist nicht sehr weit bis zur Klinik, aber Andrea schafft es, uns in der kurzen Zeit mit einer Flut an Schimpfwörtern zu überrollen, bei der

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