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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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beachtlichen Karriere, auf die sie zurückblicken konnten, mir nie das Gefühl gaben, ich wäre »nur« Personal. Kai-Uwe jedoch ging sprichwörtlich durch mich hindurch, wenn wir uns irgendwie im Haus der Eltern oder auf dem Grundstück trafen. Er grüßte mich nie, obwohl ich das immer wieder aufs Neue probierte. Nur seine Frau war immer nett zu mir, doch sie schien immer in seinem Schatten zu wandeln. Ein seltsames Paar.
     
    Ich putzte nur bei den Eltern im Vorderhaus. Frau Bodowski pflegte immer zu sagen:
     
    »Nein, nein, der Kai-Uwe ist ja schon groß, der hat sein kleines Haus schon selber im Griff.«
     
    Dabei war es Phuong-Anh, die sich alleine um den Haushalt kümmerte. Das wiederum wusste ich von Herrn Bodowski, dem Vater. Kai-Uwe hatte auch keinen wirklichen Beruf. Anscheinend gab es genug Geld in der Familie, so dass er es sich leisten konnte, sich ausschließlich um die finanziellen Belange der Familie zu kümmern.
     
    Einmal kam ich wieder zu den Bodowskis. Phuong-Anh war zu ihren Verwandten nach Thailand geflogen, und Kai-Uwe war alleine zu Hause. Ich kam ins Haus und wollte mich gerade an die Arbeit machen, da bemerkte ich, dass ein paar der von mir benötigten Putzutensilien nicht an ihrem Platz waren. Von Frau Bodowski war auch keine Spur. Also fragte ich Herrn Bodowski, ob er wisse, wo Eimer, Wischmop und Handschuhe seien. Darauf erklärte er mir:
     
    »Ach, die hat meine Frau gerade. Phuong-Anh ist doch nach Hause geflogen, weil ihre Tante beerdigt wird. Daher hat unser armer Kai-Uwe ja niemanden, der ihm den Haushalt macht. Das erledigt meine Frau in der Zwischenzeit.«
     
    »Soll ich das nicht lieber übernehmen? Bevor ihre arme Frau selber Hand anlegen muss.«
     
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung, Justyna. Unser Junge ist das ja gewohnt, dass seine Mama bei ihm putzt. Dann ist es ja auch immer so ein bisschen wie früher, als er noch bei uns gewohnt hat …«
     
    Das tut er doch immer noch, oder sehe ich das falsch?
     
    Ich dachte mir meinen Teil und widmete mich erst einmal der Bügelwäsche.
     
    Ein halbes Jahr später traten die Bodowskis ihren alljährlichen Trip nach Madeira an. Drei Wochen. Das bedeutete für mich, dass ich erst in der letzten Urlaubswoche bei ihnen vorbeischaute und durchputzte, damit bei ihrer Ankunft alles sauber wäre und sie ein schönes Heim vorfänden. Da war nur ein Haken: Sie hatten eine Katze.
     
    »Machen Sie sich um die Minka keine Sorgen, Justyna. Kai-Uwe kümmert sich um sie, gibt ihr zu fressen und macht das Katzenklo.«
     
    Damit schienen die Dinge ja alle geregelt.
     
    Zwei Wochen später kam ich also wieder zu den Bodowskis. Schon beim Aufsperren der Haustür stieß mir ein abscheulicher Geruch entgegen. Es roch bestialisch. Nach Scheiße. Katzenscheiße.
    Das darf ja wohl nicht wahr sein, dachte ich mir und machte mich auf die Suche nach Minka. Bis ich sie fand, entdeckte ich ihren Kot in nahezu allen Zimmern, deren Türen offen standen. Und das verteilt über zwei Etagen. Ich musste mehrmals meinen Brechreiz unterdrücken. Das eigentliche Katzenklo, das im Gäste-WC im Erdgeschoss stand, war als solches gar nicht mehr zu erkennen, denn die Exkremente quollen aus dem Plastikkasten und verteilten sich über den gesamten Fliesenboden. Der Futternapf und die Wasserschale standen ungewöhnlicherweise direkt neben der Eingangstür, obwohl sie sonst in der Küche ihren Platz hatten. Die leeren Whiskas-Dosen lagen um den Napf herum verteilt. Das konnte für mich nur eines bedeuten: Kai-Uwe hatte überhaupt keine Lust gehabt, das Katzenklo zu säubern, wahrscheinlich war das unter seinem Niveau.
    Und die Putzfrau kam ja eh noch mal, bevor die Eltern zurück waren. Toll!
    Daher beschränkte er seine Haustierpflege auf das Füttern der Katze. Und damit er auch keine Sekunde zu lange dem Gestank ausgesetzt war, öffnete er von außen schnell die Haustür, füllte Futternapf und Wasserschale auf und verschwand sofort wieder.
    Und das Ergebnis war, dass ich nun knöcheltief in der Kacke watete.
     
    Intuitiv wollte ich auf der Stelle kehrtmachen und dieses Katzeninferno hinter mir lassen, aber ich konnte die Bodowskis nicht im Stich lassen. Ich fühlte mich irgendwie mitverantwortlich, obwohl Minkas Versorgung nicht meine Aufgabe gewesen war. Aber ich hatte Kai-Uwe von Anfang nicht getraut.
     
    So dauerte es ganze zwei Stunden, bis ich sämtliche Kötel aufgesammelt, die Flecken vom Parkett, den Fliesen und den Perserteppichen entfernt und den

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