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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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sind, woher wissen Sie dann, dass ich keine Aufwandsentschädigung bekommen werde?«
     
    Sie: »…«
     
    Ich: »Hallo? Sind Sie noch da?«
     
    Sie: »Ja, ich bin noch da, Justyna. Können Sie mich in fünf Minuten noch einmal zurückrufen?«
     
    Ich: »Natürlich …«
     
    Fünf Minuten später:
     
    Ich: »Hallo, hier ist wieder Justyna.«
     
    Sie: »Hallo, Justyna, schön, dass Sie zurückrufen!«
     
    Ich (»Hä??« denkend): »Ja, das hatten wir ja so ausgemacht, vor fünf Minuten …«
     
    Sie: »Also, ich musste zwar gerade richtig mit meinem Chef diskutieren, aber ich habe es geschafft. Sie bekommen von uns nach Ihrem Auftritt einen Verrechnungsscheck von zweihundert Euro. Dafür müssen Sie aber Ihre Reisekosten selber zahlen, und auch sonst sind damit all Ihre Aufwendungen entschädigt.«
     
    Ich: »Ich denke nicht, dass ich damit ein Zugticket, ein Hotel und etwas zu essen und zu trinken zahlen kann.«
     
    Sie (leicht genervt): »Ist Ihnen das also zu wenig?«
     
    Ich: »Ja.«
     
    Sie: »Hm.«
     
    Sie: »An wie viel dachten Sie denn?«
     
    Ich: »Fünfhundert Euro.«
     
    Sie: »Nie im Leben. Dreihundert.«
     
    Ich: »Vierhundertundfünfzig.«
     
    Sie: »Dreihundertundfünfzig.«
     
    Ich: »Vierhundert.«
     
    Sie: »Dreihundertundfünzig.«
     
    Ich: »Vierhundert. Mein letztes Wort.«
     
    Sie: »…«
     
    Ich: »Sind Sie noch da?«
     
    Sie: »Gut, vierhundert. Aber erzählen Sie das ja nicht weiter. Das könnte mich meinen Job kosten.«
     
    Ich (stumm die Augen rollend): »Versprochen …«
     
    Unmittelbar nach diesem Telefonat war ich unsicher und dachte, ich wäre zu weit gegangen. Nachdem ich aber ein paar Wochen später mit einer sehr netten Redakteurin eines Konkurrenzsenders über das Thema Aufwandsentschädigung sprach, versicherte sie mir, dass es bei größeren TV-Stationen branchenüblich sei, ein Honorar zu zahlen, und dass meine Forderung alles andere als überzogen gewesen war.
     
    Da die meisten Medien, mit denen ich zusammenarbeitete, mein Honorar überwiesen und keine Schecks ausstellten, konnte ich natürlich nicht meine eigene Bankverbindung angeben, da ich meinen wahren Namen ja nicht preisgeben wollte. Meine Freundin, in deren Wohnung damals der bereits erwähnte Beitrag für den Privatsender gedreht wurde, half mir aus und stellte mir ihr Konto zur Verfügung. Dort würden also meine Aufwandsentschädigungen zwischengeparkt werden. Wir trafen die Vereinbarung, dass sie mich jedes Mal, wenn es einen Zahlungseingang für mich gab, per SMS kontaktieren würde.
    Nun war ich natürlich nach jedem Auftritt neugierig, wie schnell denn das Geld bei ihr ankommen würde, und wartete auf ihre Nachricht. Ich konnte und kann ihr immer noch vertrauen. Sie würde mich nie übers Ohr hauen.
     
    Doch auf die SMS musste ich bei den meisten Auftritten lange warten. Bei einigen sogar sehr lange. In einem Fall warte ich noch heute auf das Piepsen meines Handys, das mir eine neue Honorarnachricht anzeigt. Bis auf eine oder zwei Ausnahmen musste ich regelmäßig nach vier Wochen telefonisch nachhaken und meinem Geld hinterherrennen. Man hatte es gerne mal »vergessen«. Und das sollte bei vielen nicht der einzige Anruf meinerseits gewesen sein. Manche ließen sich drei bis sechs Monate Zeit.
     
    Ein Unding, wie ich finde.
     
    Nahm man mich nicht ernst? Dachten die alle: »Die Putzfrau soll doch froh sein, dass sie mal ins Fernsehen durfte?«
     
    Den Satz »Dafür bin ich leider nicht zuständig« hörte ich leider auch öfter, als mir lieb war.
     
    Und ein TV-Sender in Ostdeutschland tut nach wie vor so, als hätte mein Auftritt und die damit verbundene Zahlungsvereinbarung nie stattgefunden …

Kleine Engel
    A uch wenn ich Gefahr laufe, mich zu wiederholen, so ist es mir doch ein Anliegen, immer wieder aufs Neue zu betonen, dass die meisten Leute, bei denen ich putze, gut zu mir sind und mich respektvoll behandeln. Wenn ich hier eher Negatives berichte, dann deswegen, weil das Positive einfach nicht spektakulär genug ist für ein solches Buch. Dennoch überwiegt es aber.
     
    Ich gehe sogar noch ein Stück weiter und sage, dass ein paar Menschen mittlerweile so etwas wie Freunde für mich geworden sind, und ich, das hoffe ich zumindest, auch für sie eine Vertraute.
     
    Da sind zum Beispiel Herr und Frau Kiste. Ein herzliches Paar, das mir seit Jahren die Treue hält. Gemeinsam haben wir Höhen und Tiefen durchlebt. Als Anwältin steht Frau Kiste mir bei rechtlichen

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