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Nicht gekauft hat er schon

Nicht gekauft hat er schon

Titel: Nicht gekauft hat er schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Limbeck
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einen Nutzen verschaffe. Ihm das Leben leichter mache. Zu seinem eigenen Erfolg und zu seiner Fortentwicklung einen Beitrag leiste. Ihm etwas Gutes tue. – Die Kohle? Der Umsatz? Der kommt dann von ganz allein. So funktioniert Verkaufen schon seit tausenden von Jahren.
    Wer sich mit den Schlechteren oder mit dem eigenen Gestern vergleicht, der fühlt sich gleich besser. Keine Frage. Aber der wird nicht besser! Und besser zu werden, über das Gestern herauszuragen, ist das einzig Sinnvolle. Denn sonst hört dein Herz auf, fürs Verkaufen zu schlagen. Und dann kannst du’s gleich lassen.
    Die Zukunft gestalten, statt sich mit der Vergangenheit zu messen, das kann mittlerweile auch mein Sohn. Nach jedem Zeugnis interessiert ihn überhaupt nicht, ob er besser war als beim letzten Zeugnis und ob er sich von einer Drei auf eine Zwei verbessert hat oder was auch immer. Wozu auch! Völlig uninteressant, Schnee von gestern. Stattdessen trägt er schon mal seine Wunschnoten fürs nächste Zeugnis ein. Glaub mir: Diese Visualisierung, diese Selbstmotivation ist kinderleicht.
    Den akquiriere ich!
    Vor einiger Zeit sollte ich die Verkaufsmannschaft eines Regionaldirektors in einem Konzern trainieren. Etwas lahm seien seine Mitarbeiter geworden. Ein bisschen Anschubmotivation von mir bräuchten sie. Ich sitze also im Seminar mit ihm und seinen Leuten, als die Tür aufgeht und sich ein Herr im Anzug hinten in die letzte Reihe setzt. Er stellt sich nicht vor, sagt nur Hallo. In diesem Moment verändert sich schlagartig die Körpersprache meiner Seminarteilnehmer. So als hätte jemand ihnen auf einem unsichtbaren Kasernenhof einen stummen Befehl zugebrüllt, nehmen sie Haltung an und erhöhen ihre Konzentration um eine volle Umdrehung.
    Oha, denke ich – jemand von der Zentrale. Jemand in der Hierarchie oberhalb des Regionaldirektors. Noch während des Seminars steht der Herr auf und geht. Der Regionaldirektor folgt ihm auf dem Absatz. Tatsächlich, jemand von ganz oben. Ein mächtiger Entscheider. Bingo. Ein Vorstand, wie sich herausstellt.
    Na? Was hätten Sie als Nächstes gedacht? Gut dass er weg ist? – Nein, ich sage Ihnen, was der Limbeck gedacht hat: Was für eine Gelegenheit! Den akquiriere ich! Sofort nach dem Seminar.
    Das Seminar ist zu Ende. Ich gehe also los, um meinen Mantel und meine Tasche aus dem Büro des Regionaldirektors zu holen. Selbstverständlich sitzt vor dem Büro eine weibliche Firewall. Beiläufig frage ich sie: »Na, sind die beiden da drin?«
    Ja, so läuft das. Ich bitte nicht untertänig darum, vielleicht mal den Herrn Direktor stören zu dürfen, falls es denn möglich sei, bittebitte. Stattdessen: »Na, sind die beiden da drin?« – Die Firewall kauft das Passwort und gibt den Zugang frei. Sie sagt: »Ja.«
    Ich klopfe und gehe einfach rein. Dann sage ich: »Guten Tag meine Herren, ich wollte nur eben meine Sachen holen.«
    Ich gehe zum Regionaldirektor, um mich zu verabschieden. Ist das frech, denken Sie, die Hierarchie nicht einzuhalten, sich nicht zuerst vom Vorstand zu verabschieden? Nein, finde ich nicht. Er hat sich mir nicht vorgestellt! Also hat er es verdient. Außerdem: Buckeln ist keine Option. Ich gebe also dem Regionaldirektor die Hand, verabschiede mich und gehe dann zum Vorstand. Ich nicke ihm zu während ich sage »Lesen Sie gern?«
    Sie müssen die Wege einhalten? –Sie müssen gar nichts.
    Wenn Sie schon mit einem Nicken eine solche Frage gestellt bekommen, wer sagt da schon nein? Er nickt. Ich sage: »Wenn Sie mir Ihre Karte geben, lasse ich Ihnen meinen Bestseller zukommen.«
    Er rückt die Karte raus. Jetzt kann ich gehen. Eins zu null.
    Ich schicke ihm also einen Brief zusammen mit meinem Buch und schreibe, dass er vermutlich enttäuscht von mir als gutem Verkaufstrainer gewesen wäre, wenn ich nicht die Gelegenheit genutzt hätte, auf mich aufmerksam zu machen, usw. usw.
    Warum ich Ihnen diese Geschichte erzähle? Weil es keine Frage von Mut ist, eine solche Gelegenheit sofort zu ergreifen. Sondern eine Frage des Selbstbildes. Wenn ich ein netter Typ bin, der gerne mal was verkauft, dann erkenne ich nicht, dass da auf der Stirn des fremden Störers im Seminar »Chance« steht. Verkäufer dagegen, echte Verkäufer, die IMMER verkaufen, die erkennen das sofort. Ich bin Verkäufer. Wenn ich schon mal einen solchen Top-Entscheider zu fassen kriege, dann muss ich einfach handeln, sofort, egal was dabei herauskommt. Ob es am Ende wirklich einen Abschluss gibt oder nicht.

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