Nicht gekauft hat er schon
Lassen Sie sich nicht immer erzählen, sie müssten »die Wege einhalten.« Sie müssen gar nichts. Das Einzige was Sie müssen ist verkaufen – wenn Sie ein Verkäufer sind. Sie weiter nach unten delegieren, das kann der Top-Entscheider dann immer noch. Einverstanden?
Und was glaubt der Limbeck eigentlich, wer er ist?
Es ist ziemlich hoch hier. Höher als auf einer Theaterbühne. Ich gucke nach links. Dann nach rechts. Keine Fenster hier in der Muffathalle in München. Dort unten sitzen sechshundert Menschen, die mich erwartungsvoll anschauen. Alle sind da. Meine Eltern, wichtige Kunden, Freunde, Verwandte. Alle. Und dann auch noch die anderen Kollegen. Alles Vortragsprofis. Alles große Nummern wie Erich-Norbert Detroy, Alexander Christiani, Dirk Kreuter und Klaus J. Fink. Genau wie ich soll jeder einen einstündigen Vortrag halten.
Ich fange nervös an zu reden. Nach einer Viertelstunde schiele ich auf die Uhr. Die Zeit dehnt sich und mein Vortrag geht und geht nicht vorbei. Endlose sechzig Minuten – gefühlte drei Stunden. Ich quäle mich durch den Vortrag. Noch schlimmer: Ich quäle mein Publikum.
Der war so plump. Der war so dämlich. Das war der schlechteste Vortrag meines Lebens. Ich war sowas von froh, dass ich wieder von dieser Bühne runter war. Entsetzlich. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich, der Anfänger, hatte es allen beweisen wollen. Hatte zeigen wollen, dass ich ein Großer bin. Und jetzt hatte ich’s versiebt.
Wie war es dazu gekommen? Eigentlich war ich doch auf dem besten Weg gewesen.
Ich war früh im Vertrieb. Habe mich früh selbstständig gemacht. Mit 27 als Trainer. Ich hatte eine gute Ausbildung und trat das Gaspedal durch bis aufs Bodenblech: 141 Tage im ersten Jahr verkauft! Mach mir das mal nach! Und dann? Klar, die nächste Herausforderung suchen. Da waren die Stars der Szene: Jörg Löhr, Bodo Schäfer, Vera F. Birkenbihl, Hans Uwe Köhler, und wie sie alle heißen. Jeder einzelne von ihnen wusste genau, was er tat, hatte sich messerscharf in seinem spezifischen Segment positioniert.
Aber was war eigentlich meine Positionierung? Was unterscheidet mich von allen anderen? Oder, grundsätzlich formuliert: Wer bin ich eigentlich?
Ich, Martin Limbeck, denke ich, bin am besten in einem »harten« Verkaufsgespräch. Im »Hardselling.« So wie es die Top-Verkäufer in den USA in den 1960er- und 1970er-Jahren gepredigt haben. Mir war klar, dass sich die Zeiten seitdem gewaltig verändert haben. Deshalb war es auch nötig, einen neuen Blickwinkel zu entwickeln. Einen Blickwinkel, der auch mir und meinen Werten gemäß ist. Das »neue Hardselling«: Du musst deinen Kunden respektieren, ehrlich bleiben, fair – aber trotzdem: Dein Fokus liegt immer auf dem Abschluss. Gut, ich wusste, was ich kann, was ich will. Ich wusste auch ganz genau, was ich eigentlich zu sagen hatte und was das Neue an meinem Hardselling war. Und wie Positionieren in unserer Welt geht, haben mir die Cracks vorgemacht: Ein Buch schreiben. Also schrieb ich das Buch, in dem das alles drinsteht, in dem jeder nachlesen kann, wie du es anstellst: Das neue Hardselling - Verkaufen heißt verkaufen. Treffer!
Und dann? Was hast du denn gedacht? Als Verkäufer nach oben, als Trainer nach oben, als Buchautor nach oben. Klar, Limbeck sucht den nächsten logischen Schritt: nach oben. Limbeck will reden. Und er will das auch vor großem Publikum haben. Limbeck will Speaker sein.
Limbeck, was hast du dir dabei eigentlich gedacht?
Das war damals die Zeit in Deutschland, in der ein Bodo Schäfer oder ein Jürgen Höller in den großen Hallen vor 10.000 Menschen sprachen. In der die Speaker in Amerika noch viel größere Hallen füllten. Das war unglaublich faszinierend. Ich wollte dabei sein. Es müsste noch nicht einmal nur ein einziger Speaker mit einem einzigen Thema sein, tüftelte ich. Wieso nicht die Besten auf eine Bühne bringen? Fast so wie die »Drei Tenöre«, nur mit Speakern eben … Ich gründete also die »Sales Masters« mit Christiani, Detroy, Fink und Kreuter. Als Ort für meine erste Großveranstaltung wählte ich ein ehemaliges Heizkraftwerk in München: die Muffathalle. Genau so kam das.
Und dann dieses Desaster. Ich stolperte total deprimiert diese mindestens zwei Meter hohe Bühne herunter. Ich hatte gerade den schlechtesten Vortrag meines Lebens gehalten. Ich wollte, dass sich jetzt sofort der Boden öffnet, um mich zu verschlingen. Das wäre angemessen gewesen. Limbeck, was hast du dir
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