Nicht mehr tun, was andere wollen

erwachen werden. Sie erwarten, dass bei der Hypnose etwas ganz Außergewöhnliches mit ihnen passiert. Dass sie entweder Gefahr laufen, den Verstand zu verlieren, oder zumindest, dass jemand anders für eine Weile das Kommando über sie übernehmen wird. Doch die Wirklichkeit ist wesentlich langweiliger. Es mag jetzt schockierend klingen, aber Hypnotisieren ist eigentlich ganz einfach. Es verlangt keine besonderen Fähigkeiten oder Techniken oder auch nur spezielle Kenntnisse. Es gibt Hunderte von Musterbeispielen für Hypnosetechniken in der Literatur, mit denen Sie eine willige Person dazu bringen können, Ihren Anweisungen zu gehorchen und sich zu entspannen, die Augen zu schließen und ihre Fantasie zu benutzen. Doch im Prinzip funktioniert jede Entspannungstechnik oder auch ein wiederholter, monotoner, rhythmischer Sinnesreiz (wie die klassische pendelnde Uhr ), solange die Person, die Sie hypnotisieren sollen, Ihnen vertraut. Manchmal reicht schon ein einfaches direktes Kommando, wie z. B. » Sinken Sie in tiefe Trance– jetzt!« oder auch einfach nur » Schlaf!«, je nachdem, wie sich der Hypnotisierte selbst die Methode vorstellt.
    Mit der Hypnose ist es wie mit vielen anderen Dingen: Jeder kann hypnotisiert werden, doch bei manchen funktioniert es eben besser. Die Hypnose jedoch als Methode der Beeinflussung einzusetzen, ist wesentlich umständlicher und zeitaufwändiger als viele andere Methoden. Außerdem können Sie eine Person nicht dazu bringen, etwas zu tun, wozu sie nicht auch sonst bereit wäre. Es tut mir leid, wenn ich Ihre Hoffnungen zunichte mache, aber man kann jemand nicht so hypnotisieren, dass er Jahre später, wenn er ein spezielles Codewort am Telefon hört, loszieht und den Präsidenten der Vereinigten Staaten umbringt. Und trotz populärer Fernsehprogramme in den USA und Japan – man kann auch niemand hypnotisieren, um das gemeinsame Sexleben aufzupeppen. Wenn Sie das versuchen würden, würde Ihr Partner wahrscheinlich erst ganz langsam sprechen und dann einschlafen. Alles andere hätte er oder sie aber auch sonst mit Ihnen gemacht, wenn Sie sich nur mal getraut hätten zu fragen.
    Ich habe in diesem Buch viel vom Unterbewussten gesprochen, und Sie finden es vielleicht seltsam, dass ich dieses Thema ausgerechnet in diesem Kapitel völlig vermieden habe. Denn was soll Hypnose denn schon sein, wenn nicht eine Methode, mit unserem Unterbewusstsein zu kommunizieren? Der Grund, warum ich das Thema hier nicht aufgegriffen habe, ist der, dass wir nicht mal ein Unterbewusstsein voraussetzen müssen, damit Hypnose funktionieren kann. Ich möchte mit der Definition von Erickson abschließen, dem wahrscheinlich größten Hypnotiseur aller Zeiten: » … Hypnose ist eine Art, jemand dazu zu bringen, sich ganz stark auf seine Gedanken, Vorstellungen und Ansichten zu konzentrieren.« Eine Methode, die Sie in einen derart entspannten und bequemen Zustand versetzt, dass Ihre Fantasie Spielraum hat, um auf die vorsichtigen bis deutlichen Vorschläge einzugehen, die ich Ihnen mache. Vorausgesetzt, dass Sie das wollen.

Epilog

Wenn Sie tun, was Sie wollen
    Eine Art Schlusswort
    Dieses Buch zu schreiben, war ein bisschen wie ein Besuch im Vergnügungspark. Wir haben zusammen schwindelerregende mentale Achterbahnfahrten unternommen, haben uns vor den einen oder anderen Zerrspiegel gestellt und ein paar richtig unheimliche Geisterbahnen erforscht. Aber hier ist die Fahrt zu Ende. Ich hoffe, dass es für Sie die Sache wert war und dass Sie es bis hierher geschafft haben. Hier öffnen sich die Türen, und Sie können erst mal durchschnaufen. Vorerst. Sie haben sicher oft gedacht, dass das, was ich Ihnen hier erzähle, übertrieben und manchmal sogar erschreckend klang. Trotzdem war jede scharfe Kurve und jede steile Abfahrt nicht weit von dem entfernt, was tatsächlich in Ihrem Kopf geschieht.
    Dieses Buch handelt eigentlich von verschiedenen Graden von Beeinflussung. Bei der häufigsten Art von Beeinflussung ist es einfach wichtig, dass Sie verstehen, wie Sie im Zusammenspiel mit Ihrer Umwelt funktionieren. Unsere Umgebung ist nicht einfach ein passiver Hintergrund unserer Existenz und unserer Handlungen. Auf eine ganz intime Art sind wir mit unserem Milieu verbunden. Unsere Umgebung beeinflusst uns, unsere Einstellungen und Gedanken und damit auch unsere Entscheidung darüber, welche Handlungen wir begehen und welche nicht. Wir werden auch von Situationen beeinflusst, von Gruppen und unseren Beziehungen zu