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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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Teppichverleger bekommen kann– vor allem, wo die Überschrift der Anzeige auch noch lautet » Laid by the best« ( » laid« heißt eben nicht nur » verlegt«, sondern auch » flachgelegt« ). Vielleicht war Herr D. J. Flooring ein Opportunist erster Güte. Oder vielleicht war das alles nur ein Riesenzufall? Schwer zu sagen. Doch wenn die subliminale Botschaft wirklich funktioniert hätte, hätten wir bestimmt noch mehr von D. J. Flooring gehört.
    Ein anderes Beispiel ist das folgende Bild. Die Subliminaldetektive sind überzeugt, dass ein riesiges erigiertes Glied in die linke Hand des Mannes hineinretuschiert wurde. In Verbindung mit dem Text » soft pack« und » hard pack« und dem nervösen Aussehen des Mannes soll der Betrachter assoziieren, dass seiner (mentalen, nehme ich an) Impotenz Abhilfe geschaffen werden kann. Der kleine Freud in mir findet zwar, dass der Text an sich schon überdeutlich ist, aber bitte, warum nicht… Was meinen Sie?

    Key und seine Anhänger riefen mit ihren versteckten erotischen Botschaften in Bildern genauso eine Hysterie hervor wie zehn Jahre zuvor die Entdeckung der rückwärts abspielbaren Botschaften in Rocksongs. Heutzutage gibt es wirklich jede Menge erotische Botschaften auf Bildern (und versteckte Mitteilungen in Songs). Ich muss sagen, der Sherlock, der auf dieses Bild aufmerksam wurde, hat wirklich ein sehr erotisches Szenario bemerkt:

    Jedoch darf man eines nicht vergessen: Die Anzeige ist relativ neu. Wenn ich Grafikdesigner wäre und die Hysterie um die sexuellen Botschaften in Eiswürfeln mitbekommen hätte, könnte ich es mir da wohl verkneifen, selbst auch mal so etwas einzubauen, rein zum Spaß? Dieses Bild ist eher eine diskrete Huldigung an eine verrückte Welt im Allgemeinen und an Wilson Bryan Key im Besonderen und nicht so sehr ein seriöser Versuch, Ihren Coca-Cola-Konsum anzukurbeln.
    Interessant ist auch, dass sowohl die moralische Panik angesichts verborgener Botschaften auf Hardrock-Platten als auch der Aufstand angesichts versteckter erotischer Symbole in der Werbung sich zu 95Prozent auf die USA beschränkte. Entweder sind die Amerikaner um einiges schlüpfriger veranlagt als der Rest der Welt oder verraten durch diese Entdeckungen nur ihre eigene Sex-Fixierung. Oder sie haben bedeutend mehr Angst vor kleinen Schweinereien als wir und wittern sie deswegen an jeder Ecke, die dunkel genug ist, um ihrer Fantasie ein wenig Spielraum zu lassen. Aber das können Sie selbst entscheiden.
    Mein Favorit ist immer noch dieses Urlaubsbild, das in der Werbekampagne eines amerikanischen Reisebüros Verwendung fand:

    Sehen Sie das? Schauen Sie noch mal genauer hin, bevor Sie weiterlesen.
    Im Prinzip sind alle auf diesem Foto mit irgendeiner Art von sexueller Aktivität beschäftigt. Ich nenne Ihnen ein paar, dann überlasse ich Ihnen das Vergnügen, den Rest selbst zu finden. Ganz links treiben’s zwei von hinten (der Mann mit den Shorts und die Frau im Bikini), und im Vordergrund hat ein Mann Oralsex mit einer sitzenden Frau. Vor ihnen scheint jemand seine Hand in den Hintern einer Frau zu stecken. Man findet mindestens drei weitere kompromittierende Beispiele. Entweder handelt es sich hierbei um ein Wunder exakter Choreografie oder einen sehr begabten Photoshop-Künstler, der kurz vor diesem Auftrag erfuhr, dass er gefeuert werden soll. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass das wirklich ein ernst gemeinter Versuch gewesen sein soll, mehr Reisen zu verkaufen. Ich kann mich natürlich täuschen. Aber wenn diese Art von Bildern mehr Reisen verkaufen würden, hätten wir sie schon öfter sehen müssen.
    Die Zahl der versteckten Botschaften in der Werbung ist in den letzten 20Jahren nicht nennenswert gestiegen. Wir entdecken zumindest nicht mehr als früher. Andererseits bedeutet das vielleicht bloß, dass die Leute ihre Botschaften mittlerweile so geschickt verstecken, dass wir sie überhaupt nicht mehr sehen. Das wäre dann wirklich der Gipfel der Ironie.
    Um das Thema der versteckten Botschaften und der subliminalen Beeinflussung in der Werbung noch einmal zusammenzufassen: Wir besitzen die Fähigkeit, unbewusst viel mehr wahrzunehmen, als wir mit bewussten Reaktionen beantworten könnten. Was wir unbewusst wahrnehmen, kann uns beeinflussen, z. B. wenn wir unseren Namen hören oder plötzlich Federvieh malen, ohne zu wissen warum. Das verlangt jedoch, dass wir genug Aufmerksamkeit übrig haben, um den Subliminal-Scanner in unserem Gehirn zu aktivieren.

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