Nicht mehr tun, was andere wollen
Nach dem heutigen Stand der Forschung deutet nichts darauf hin, dass wir durch subliminale Botschaften dazu gebracht werden könnten, bestimmte Dinge zu tun. Das klassische Gegenargument lautet, dass wir nicht wissen, was so etwas über längere Zeiträume mit uns anstellt. Selbst wenn eine subliminale Botschaft, z. B. in einem Werbespot, bei zehnmaligem Ansehen keinen Einfluss auf uns hat– was passiert, wenn wir ihn jahrelang regelmäßig zu sehen bekommen? Wie sieht der Effekt in der Summe aus? Da schwer zu bestimmen ist, welche Werbespots tatsächlich subliminale Botschaften enthalten, ist es im Prinzip unmöglich, einen derartigen Effekt zu messen.
Der Gedanke, man könnte durch unbekannte Faktoren über einen längeren Zeitraum hinweg manipuliert werden, hat zweifellos etwas Erschreckendes. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass diese angeblichen unbewussten Botschaften– egal ob es um Erotik oder politische Ratten geht– fast alle in Zusammenhängen » entdeckt« wurden, in denen bereits der starke, bewusste Versuch erkennbar war, uns zu beeinflussen! Wir sollten uns wesentlich mehr Sorgen machen, was mit uns passiert, wenn wir ständig sehen, wie Politiker sich gegenseitig verleumden oder wie coole Menschen uns auffordern, schweineteure Jeans zu kaufen. Das ist viel besorgniserregender als die Annahme, dass dieser Schatten da im Hintergrund vielleicht die nackte Paris Hilton darstellen soll.
Wie denken Sie eigentlich?
Kognitive Illusionen und andere Fehlschlüsse
Wie Sie im letzten Kapitel bereits gelesen haben, wählen wir eine bewusste Deutung, eine bewusste Schlussfolgerung aus der Menge aller Möglichkeiten, wie im Beispiel mit der Enten-Baum-Figur auf S. 194. Für welche Interpretation wir uns entscheiden, ist jedoch nicht dem Zufall überlassen. Im Laufe der Evolution haben wir gelernt, welche Deutungen für uns am vorteilhaftesten sind. Trotzdem kommen wir manchmal zu Interpretationen oder Schlüssen, die völliger Unfug sind. Es gibt ein Phänomen, das als kognitive Illusion bezeichnet wird. Das ist eine Art von Fehlschluss, dem wir alle erliegen, und zwar immer auf dieselbe Weise. Dabei ist es gar nicht so, als hätten wir das einmal falsch gelernt, im Gegenteil, meistens hatten wir genug Gelegenheit, es richtig zu lernen. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen wir regelmäßig denselben Fehlschluss ziehen. Sehen wir uns einmal ein paar Beispiele näher an.
8. Puzzleteilchen
Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen. Es eilt nicht, nehmenSiesich also alle Zeit, die Sie brauchen, um die Antwort zu finden.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Der Noro-Virus ist inzwischen tödlich. Berechnungen sagen, dass nächsten Winter 600 Menschen einen unangenehmen (und schmierigen) Tod sterben werden. Doch es gibt Hoffnung, denn inzwischen sind Impfstoffe entwickelt worden. Wenn wir Alternative A einsetzen, werden 200 Menschen gerettet. Wenn wir Alternative B wählen, besteht eine Chance von einem Drittel, dass wir 600 Menschen retten, und eine Chance von zwei Dritteln, dass keiner gerettet wird. Für welche sollten wir uns entscheiden?
Brak und Zorak werfen Münzen. Die vier ersten Würfe ergeben folgendes Resultat:Brak: Kopf, Zahl, Zahl, KopfZorak: Zahl, Zahl, Zahl, ZahlBei welchem von den beiden ist es wahrscheinlicher, dass er mit dem nächsten Wurf Kopf bekommt?
102, 85, 38, 99, 116. Ignorieren Sie die Zahlen, die Sie gera de g elesen haben, und beantworten Sie die folgende Frage : Wie viele Länder sind Mitglied der Vereinten Nationen? Raten Si e.
Ich habe fünf Mal gewürfelt. Unten sehen Sie drei mögliche Ergebnisse. Doch nur eines ist das korrekte. Welches Resultat ist wahrscheinlich das richtige?a) 4–4–4–4–4b) 2 – 1 – 4 – 3 – 2c) 2 – 4 – 2 – 4 – 2
Wir verwechseln hartnäckig das, was wahrscheinlich ist, mit dem, was glaubwürdig und naheliegend ist. Das glaubwürdige Resultat basiert auf unseren früheren Erfahrungen und Beobachtungen, wie die Dinge in unserer Erinnerung eben meistens sind. Die Wahrscheinlichkeit hat jedoch nur mit Mathematik zu tun. Zwei von den gerade gestellten Aufgaben drehen sich um Wahrscheinlichkeit, und zwar die Frage mit dem Münzwurf und die mit dem Würfelspiel. Fangen wir an mit Brak, Zorak und ihrer Münze. Was haben Sie geantwortet?
Für gewöhnlich wird hier gern geantwortet, es sei wahrscheinlicher, dass Zorak als nächstes Kopf wirft, denn er hatte ja so oft hintereinander schon Zahl. Ein ganz häufiger Fehler. Das
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