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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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mir. Dazwischen bewegte sich nichts, also schlich ich voller Tatendrang los. Als ich auf den Pfad trat, kam es mir vor, als würde die Natur den Atem anhalten. Das klang poetisch, war aber alles andere als das. Es hatte nichts Schönes, wenn man die Lauf-so-schnell-du-kannst-Rufe nicht verstand, die einem vorher zugeraschelt oder -gezirpt worden waren. Bei den nächsten Schritten zuckte ich öfter zusammen als ich zählen konnte . Doch außer einem frechen Vogeltrio begegnete mir nichts und niemand .
    Wenig später traf ich auf einen Teil des Gemäuers, gemeinerweise mit den Füßen zuerst. Ich stolperte über eine Erhebung, die ich für eine Wurzel hielt, stürzte und landete auf Händen und Knien. Sofort fand ich mich Auge in Auge mit etwas wieder, das über einen stechenden Blick und eine imposante Hakennase verfügte.
    Mit einem Schrei krabbelte ich nach hinten und brachte mich in Sicherheit. Erst dann erkannte ich mein Gegenüber. Angreifen würde er mich nicht, zumindest nicht ohne entsprechende Hilfe, denn es handelte sich um eine Statue. Oder jedenfalls um den Teil einer solchen. Vor mir lag, halb von Erde und Moos bedeckt, ein fies dreinblickendes Teufelsgesicht. Offenbar waren Staceys Leute nicht nur selbstverliebt, sondern es mangelte ihnen ebenso an Geschmack wie an Ordnungssinn. Wenn ich auf die Idee käme, ein Abbild meiner selbst in der Umgebung aufzustellen, würde ich es nicht so verrotten lassen.
    Ich wischte mir den Dreck von Haut und Hose und schlich weiter. Allmählich schimmerte die Fassade des Hauses durch das dunkle Grün und erzählte mir, dass es eine Menge Dinge gab, die ich nicht wissen wollte. Das Kribbeln in meinem Körper nahm mit jedem Schritt zu, auch das Atmen fiel mir immer schwerer. Jetzt rächte sich, dass ich nicht weiter gedacht hatte, als einzubrechen. Nun war es zu spät. Ich sollte nach einem Hinter- oder Seiteneingang Ausschau halten, nach einem Ort, der nicht zwangsläufig von Bodyguards bewacht wurde. Ich bewegte mich nach links und behielt den hellen Stein vor mir im Auge.
    Plötzlich drangen Stimmen an mein Ohr.
    Wie vom Blitz getroffen, blieb ich stehen und lauschte. Es waren zwei Männer, und sie kamen von links. Hastig überschlug ich meine Optionen. Was machten ausgebildete SEK-Spezialisten in einer solchen Situation? Sie ließen sich zu Boden fallen. Ich betrachtete die entfernten Büsche und die gute Sicht auf den Platz, an dem ich stand. Er war definitiv nicht für ein solches Manöver geeignet, es würde die Sippe schneller anlocken als ein Rudel Bluthunde.
    Zweite Option, sich ein Gebüsch suchen, um sich dort zu Boden fallen zu lassen. Ich entschied mich auch dagegen. Die Gewächse der Umgebung sahen nicht einladend aus und ich wollte keine Löcher, Risse und Dreckflecken in meiner Kleidung. Blieb also nur die Möglichkeit, mir ein anderes Versteck zu suchen, beispielsweise mein Auto. Oder ich war mutig, ging bis zum Haus und nutzte den Schutz der Mauer daneben.
    Mir blieb nur eine Wahl, wenn ich durchziehen wollte, weswegen ich gekommen war. Ich setzte mich in Bewegung, ehe mein Mut mich verließ. Meine Beine zitterten. Zum Adrenalin war eine unangenehme Portion Angst hinzugekommen. Ich leckte über meine Lippen und schmeckte Salz. Behutsam näherte ich mich den Stimmen, ich musste herausfinden, wer sich hier herumtrieb. Ich erreichte das kalte steinerne Gemäuer, presste die Hände darauf und tastete mich vorsichtig daran entlang.
    Die beiden Männer unterhielten sich noch immer, schienen aber mittlerweile stehen geblieben zu sein. Solange sie blieben, wo sie waren, konnte ich mich meinen Schnüffeleien widmen. Ich hatte Glück und lief niemandem in die Arme. Die Stimmen hinter mir wurden leiser und schließlich dumpf. Beim nächsten Schritt spürte ich etwas Hartes und trat rasch zurück. Vor mir auf dem Boden lag ein Ast, dünn genug, um von meinem Gewicht zu zerbrechen, aber auch dick genug, um das mit einem Geräusch zu tun, das laut genug war, um mich in echte Schwierigkeiten zu bringen. Ich musste vorsichtiger sein. Ab sofort bewegte ich mich viel langsamer vorwärts, weil ich gleichzeitig auf den Boden und die Umgebung achtete. Als ich begriff, wie groß das Haus war, öffnete sich das Grün vor mir zu einer Bühne, die durch den Kopf der breiten Auffahrt gebildet wurde.
    Auftritt: zwei dicke Luxuskarossen, die eine rot, die andere in einem schimmernden Beige gehalten. Ich hatte keinen dieser Wagen auf dem Parkplatz von ABM gesehen. Für einen Moment

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