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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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grinste ich bei der Vorstellung, wie Stacey versuchte, den Schlüssel von Papa oder Onkel zu erbetteln.
    Etwas knarrte in der Nähe. Ich fuhr zusammen, duckte mich und lauschte. Ich konnte Schritte hören, dann trockenen Husten. Jemand räusperte sich und spuckte auf den Boden. Ich schüttelte mich, lauschte weiter und betete, dass derjenige nicht näherkam. Ein zweites Spuckgeräusch schickte einen Ekelschauder über meinen Rücken. In Zeitlupe schob ich mich nach vorn und lugte um die Ecke.
    Der Altrocker unter den Teufeln sah so aus, wie er sich anhörte, groß, breit und mit einer Oberlippe, die an einer Seite einen schwungvollen Haken gen Nasenflügel beschrieb. Alles an ihm war in gewisser Weise eckig, angefangen von dem hochroten Kopf – keine Teufelsfarbe, sondern wahrscheinlich ein hoher Blutdruck – auf einem stabilen Hals über die gepolstert wirkenden Schultern bis hin zu seinem …
    Ich starrte auf seinen Hintern.
    Rasch zog ich mich zurück. Dennoch hatte dieser Augenblick mir verraten, dass der Typ definitiv zu Staceys Verwandten zählte. Der Teufelsschwanz, der in einem trägen Bogen gen Boden baumelte, war nicht zu übersehen. Ob der Umfang eine Bedeutung hatte? War er ein Zeichen für Macht oder die Stellung innerhalb der Familienhierarchie? Oder lediglich ein Überbleibsel der Evolution, weil man untereinander um die höchste Position kämpfte?
    Der Teufel betrachtete die Gegend, als kontrollierte er, ob jede Pflanze und jedes Tier einem von ihm erstellten Plan folgte. Nicht nur der Gesichtsausdruck, sondern die gesamte Körperhaltung mit dem geraden Rücken und dem vorgeschobenen Kinn erinnerte mich an Stacey. Die Wahrscheinlichkeit der Verwandtschaft war kaum von der Hand zu weisen.
    Er fuhr sich durch die schwarzen Haare, ging ein paar Schritte und zupfte etwas von seinem Hemd. Dabei wirkte er stolz und selbstzufrieden. Ich musste mit ansehen, wie er eine schwungvolle Drehung vollführte, um anschließend einen Blick auf seine Schulter zu werfen. Er wischte ein paar Mal darüber. Bei Stacey hätte es kokett gewirkt, bei ihm erweckte es den Eindruck, als bereite er sich auf einen Angriff vor. Dann hob er eine Hand und breitete blitzschnell seine Finger aus.
    Ein heftiger Schmerz explodierte an meiner linken Schulter. Als ich in die Knie sank, heftete sich mein entrüsteter Blick auf den Teufel in der Einfahrt. Er starrte mich an, er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass ich da war. Es war ein fieser Trick, den er da benutzte. Dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben.
    Der Fehler in meiner Schlussfolgerung wurde mir bewusst, als ich zur Seite kippte und zwei Beine in Bügelhosen neben mir sah. Sie endeten in glänzenden Schuhen, an deren Sohlen Erde und Grashalme klebten. Ich stöhnte, allerdings aus Schmerz und nicht aus Missbilligung der Vorliebe für Krokodillederimitat. Außerdem hatte ich Angst. Der Teufel vor mir hatte mich nicht mit magischen Kräften zu Boden geworfen, sondern ich hatte seinen Kumpanen hinter mir überhört. Doch diese Erkenntnis machte es nicht besser.
    Ein ungewohnter Duft umhüllte mich, schwer und dicht. Ich erkannte Sandelholz und schrie, als der Teufel vor mir plötzlich durch das Unterholz auf mich zu pflügte. Er packte mich an den Oberarmen und zerrte mich in die Höhe.
    Mein Mund war wie ausgetrocknet, dennoch schrie ich weiter und versuchte, mich loszureißen.
    Ein weiterer Schlag traf mich oberhalb der Schulter, nahe an meinem Hals. Dieses Mal blieb mir keine einzige Sekunde, um erneut zu schreien. Die Welt um mich herum wurde dunkel.
     
    Als ich aufwachte, wünschte ich mir vor allem, dass der Druck in meinem Kopf nachlassen würde. Widerstrebend öffnete ich die Augen und sah … nichts. Da war nichts als vollkommene Schwärze. Langsam entfernte sie sich von mir, wurde zu einem stecknadelgroßen Punkt, der in einem Meer aus Grün versank. Ich wollte etwas sagen, doch mir fiel nichts ein – das Schicksal vieler Menschen in entscheidenden Momenten.
    Meine Sprachlosigkeit wurde belohnt, denn Desmond strich mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Erregung über meine Wange. Ich brachte ein Lächeln zustande, bis mir einfiel, dass ich lasziv oder geheimnisvoll wirken sollte, wenn ich mehr wollte. Ich brach den Versuch ab, als Desmond nach meiner Hand fasste. Seine Finger waren warm und fest, und ein Muster aus Hitze zog über meinen gesamten Körper. Es sammelte sich in meinem Bauch, um mit jeder Sekunde an Intensität zuzunehmen.
    Mit einer eleganten

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