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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Halbdrehung schraubte ich mich in die Höhe und hatte kaum festen Boden unter den Füßen gefunden, als ich seine Lippen auf meinen spürte. Ich schloss die Augen. Anders als zuvor war Desmonds Kuss drängender, unnachgiebiger. Seine Zunge schob sich zwischen meine Lippen, und seine Hände zerrten ungeduldig an meiner Bluse. Mit einem leisen Keuchen löste ich mich von ihm und wollte sie aufknöpfen, doch er schüttelte lediglich stumm den Kopf und riss sie mir mit einer einzigen Bewegung vom Körper. Seine Lippen lagen wieder auf meinen , fragten und forderten zugleich. Er drückte mich an sich und strich an meiner Wirbelsäule entlang. Seine Hände wanderten tiefer, und als er sich kurz von mir löste und ich das Glitzern in seinen Augen sah, wusste ich, dass er mich ebenso wollte wie ich ihn. Ich warf einen Blick auf mein Bett. Er verstand und drängte mich sanft darauf zu. Seine Haut war warm, beinahe glühend, und …
    Moment mal. Mein Bett? Ich war mit Des in meinem Zimmer? Etwas konnte da nicht stimmen.
    Ich stöhnte, als sich die Hitze meines Körpers in Kälte wandelte. Desmond zog sich von mir zurück. Die schöne Farbe seiner Augen verschwamm und wurde schließlich eins mit der Dunkelheit der Umgebung. Ich wollte etwas sagen, ihn irgendwie aufhalten, doch meine Kehle brannte, und ich brachte kein einziges Wort hervor.
     
    Im nächsten Moment spürte ich erneut den unangenehmen Druck an der Schläfe und roch etwas, das mich an Feuchtigkeit und verbrannte Erde erinnerte. Ich lag auf irgendeinem harten und kalten Untergrund. Vorsichtig bewegte ich den Kopf und erntete Schmerz. Wehmütig dachte ich an mein Bett und die Küsse davor zurück. Nur ein Traum. Desmond war nicht hier, wo auch immer hier war. Ich wimmerte leise und leckte mir über die Lippen. Herumliegen brachte mir ebenso wenig wie in schönen Erinnerungen zu schwelgen .
    Ich zog die Arme an und schrammte über Unebenheiten. Jetzt verstand ich, dass mein Körper die Kälte des Bodens angenommen hatte. Zögernd stemmte ich mich in die Höhe und hob den Kopf. Ich starrte auf Stein.
    Stein vor mir, Stein unter mir und auch Stein neben mir. In einer Halterung an der Wand knisterte eine Fackel vor sich hin. Der Geruch von verbranntem Pech drang an meine Nase. Ich keuchte. Eine Fackel. In einem Raum aus Stein, der von Gemütlichkeit weit entfernt war. Hier war jemand ein großer Mittelalterfan. Staceys Familie war auf Nummer sicher gegangen und hielt mich, den Eindringling auf ihrem Privatbesitz, bestens in Schach. Ich hätte besser auf Desmond hören sollen. Mir blieb nichts anderes, als zu jammern.
    Als ich den ersten Schock ansatzweise verdaut hatte, quälte ich mich auf die Beine. Hinter meiner Stirn pochte es dabei so sehr, als würde ich den Höhenunterschied nicht verkraften. Angestrengt starrte ich in das diffuse Grau, es gab keine Fenster und daher kein natürliches Licht, selbst eine Tür konnte ich nicht entdecken. Sollte ich kreischen und somit die Aufmerksamkeit jedes Teufels in der Nähe auf mich lenken oder mich still meinem Schicksal hingeben? Die Frage jeder hilflosen Heldin. Ich entschied mich für die zweite Lösung, denn Gekreische würde in meinem Zustand unweigerlich zu Migräne führen. Und mit dieser schwanden meine Chancen auf eine Idee, die mich hier herausbringen könnte.
    Am liebsten hätte ich die Augen wieder geschlossen und darauf gewartet, dass irgendwer mich befreite. Doch niemand wusste, dass ich hier war. Desmond würde es früher oder später ahnen können, abgesehen davon fiel mir niemand ein. Meine Familie war der festen Überzeugung, dass ich in Camlen in einem Büro saß. Was hätte ich darum gegeben, wenn das wirklich so wäre. Bei dem Gedanken an meinen Vater stiegen mir Tränen auf. Mir war kalt und das mulmige Gefühl in meinem Magen wurde immer stärker. Es gab sicher viele unfreundliche Dinge, die ein Teufel mit einer menschlichen Gefangenen anstellen konnte. Als ich merkte, dass ich mich in diese Vorstellung hineinsteigerte, kniff ich mir so fest in den Arm, dass der Schmerz sogar die Kälte übertönte. Ich musste mich ablenken, und das tun, was ich in den vergangenen Tagen getan hatte: Informationen sammeln und vielleicht eine Lösung finden.
    Fröstelnd zog ich beide Arme um meinen Körper. Einen Schritt nach dem anderen. Zunächst rief ich mir die letzten Sekunden in Freiheit in Erinnerung. Nun wusste ich immerhin, dass ich es mit mindestens zwei Teufeln zu tun hatte. Blieb die Frage, was die nächsten

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