Nicht menschlich Inc.
erledigt.
Natürlich, es war ja nicht sein Job, sondern meiner. Ich nickte schicksalsergeben. Auf dem Weg zur Haustür grübelte ich über eine gute Taktik und probierte, die Kamera so unter die Jacke meines Kostüms zu packen, dass ich unbemerkt fotografieren konnte. Das Ergebnis sah äußerst dämlich aus. Einige Sekunden würde ich Wills vielleicht damit täuschen können, dass es mich am Rücken juckte. Nur wer klingelte schon bei einem Fremden, kratzte sich und verschwand wieder?
Ein letzter, hilfloser Blick in Desmonds Richtung. Er hatte den Sitz verstellt, die Füße auf das Armaturenbrett gelegt und beobachtete mich amüsiert.
Kurz darauf stand ich vor der grauen Wohnungstür mit der silbernen Ziffer Drei. Es war ein Leichtes gewesen, in das Mietshaus zu gelangen, weil die Haustür nicht verschlossen gewesen war. Während ich die steril riechende Treppe zur ersten Etage hinaufstieg, kam ich mir vor, als wäre ich von einem Fantasyfilm in einen Agententhriller gewechselt. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte, als ein angestrengtes Husten gedämpft durch die Tür vor mir drang.
Adrian Wills war wirklich krank. Das war eine gute Nachricht. Nun hieß es, dem Prokuristen die entsprechenden Beweise zu liefern. Sollte ich zurückgehen und ein Tonbandgerät besorgen? Dann würde ich nicht klingeln müssen. Auf der anderen Seite bewies eine solche Aufnahme nicht, dass es Wills war, der hustete.
Ich atmete tief ein, fasste die Kamera ein wenig fester und ließ sie locker hinter dem Rücken baumeln.
Stille. Beim nächsten Husten, so entschied ich, würde ich klingeln.
Wills, wenn er es denn war, nieste. Ich blinzelte. Zählte das auch? Schon spürte ich die klebrigen Finger der Hysterie mein Rückgrat hinaufkriechen. Das hier war alles so … falsch. Ich mochte es nicht, ins kalte Wasser geworfen zu werden, ich mochte nicht mal kaltes Wasser am Morgen in meinem Gesicht.
Unruhig trat ich von einem Bein auf das andere und spürte die wenigen Funken Courage wegschwimmen. Falsch, falsch, falsch! Doch da musste ich scheinbar durch, und der erste Arbeitstag war immer der schlimmste. Also atmete ich tief ein und tat das, was ich in der Ausbildung gelernt hatte – funktionieren. Das hatte viel damit zu tun, sich Scheuklappen aufzusetzen.
Ich betätigte den Klingelknopf. Ein angenehmer Summton ertönte. Ich hielt die Luft an. Dumpfe Schritte wurden laut und mein Atem kehrte schlagartig zurück. Verdammt schnell und verdammt keuchend. So mussten sich Voyeure fühlen, die sich entschieden, ihre Opfer endlich persönlich zu konfrontieren.
Die Tür öffnete sich und der Mann, den ich von dem Foto in der Personalakte kannte, blickte mir entgegen. Es war unübersehbar Kollege Wills, angefangen von den dünnen Haarsträhnen, die dringend eine Wäsche benötigten, über die Spinnennetzfalten an Augen und Mundwinkeln bis hin zu der nach links auslaufenden Nasenspitze. Er trug eine verwaschene Jogginghose, für die meine Mutter ihn innig geohrfeigt hätte, einen marineblauen Strickpulli und einen Schal in derselben Farbe, aus dem sein Kopf herauslugte wie ein großer, runder Blumenstrauß. Die Farbe in seinem Gesicht wirkte ungesund ausgebleicht, und seine Nase stach alarmrot hervor. Tapfer kämpfte ich den Impuls nieder, sie zu drücken.
Während ich auf Adrians Nase starrte, führte er ein Papiertaschentuch zu seinem Gesicht und nieste kräftig hinein. Es wies bereits kleine Löcher auf, und ich wich möglichst unauffällig einen Schritt zur Seite.
»Ja bitte?« Seine Stimme war so heiser, dass sie der meiner Oma ähnelte. Dann blinzelte er und seine Augen fingen an zu tränen. Niemand konnte daran zweifeln, dass dieser Mann krank war. Ich fühlte mich unendlich erleichtert. Nun musste ich das nur noch dem Prokuristen beweisen. Warum führte er diese spezielle Art von Hausbesuchen nicht persönlich durch?
Ich suchte nach Worten und starrte Wills hilflos an.
Der starrte mit tränenden Augen zurück. »Kann ich Ihnen helfen?« Er begann, seine Nase wild mit dem Handrücken zu reiben.
»Ähm.« Super Anfang, Nala. So innovativ.
»Ja?«
Bei so viel Hilfestellung konnte ich nicht anders, als vollständig aus mir herauszugehen. »Also …«
Mittlerweile wirkte Adrian etwas ungehalten. Verständlich, ich hielt ihn davon ab, in aller Ruhe zu niesen. Das verursachte mir ein schlechtes Gewissen und so zwang ich mich, zu handeln. »Entschuldigung.« Ich riss die Kamera nach vorn und drückte hektisch auf den
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