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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Auslöser. Dann drehte ich mich mit hochrotem Gesicht um und rannte den schmalen Flur hinab. Mein Herz trommelte laut in der Brust und überholte meine Schritte mühelos.
    »Hey!«, hörte ich Wills’ Stimme hinter mir. »Du bist die neue Kollegin, stimmt’s?«
    Ich ließ mich davon nicht aufhalten, stieß die Haustür auf und schoss mit so viel Schwung ins Freie, dass ich beinahe wegrutschte. Kurz darauf ließ ich mich mit hochroten Wangen in den Beifahrersitz fallen.
    Desmond schrak aus seinem Dämmerschlaf hoch und ignorierte mein überstürztes Auftreten.
    »Hast du, was du brauchst?« Er deutete auf die Kamera, die ich mit beiden Händen umklammert hielt. Ich fühlte mich, als hätte ich soeben kein Foto eines schwer erkälteten Mannes geschossen, sondern die Bundeslade gestohlen.
    Ich nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Das ist der dämlichste Job, den es gibt.«
    Desmond war klug genug, nichts darauf zu entgegnen, sondern startete den Wagen. Ich fühlte mich nicht mehr wie eine Detektivin, sondern wie eine Verbrecherin, als wir auf die Straße rollten.
     
    Zurück in den Hallen von ABM funktionierte ich weiter. Ich hatte auf eine weitere Umarmung von Desmond gehofft, wurde aber enttäuscht. Er verabschiedete sich von mir, um einen Botengang zu fahren. Ich begab mich zurück in die Firma, doch Stacey war mit den Telefonisten beschäftigt. Um mich nicht zu langweilen, begann ich mich mit dem Papierlager vertraut zu machen, las, was ich finden konnte – langweilige Werbematerialien über Sofas und Küchen –, und ordnete Kartons und Kataloge in den Regalen ordentlich an. Irgendwann holte mich Stacey ab und schleppte mich zur Rezeption. Da war ich nun, Schulter an Schulter mit einer Unterteufelin. Wenn Kim das wüsste.
    Ich konzentrierte mich wieder auf meine eigentliche Arbeit, fragte nach dem Prokuristen und erfuhr, dass ich die Beweisstücke direkt bei Teufels Tochter abgeben sollte. Nichts war mir lieber als das. Ich drückte ihr die Kamera so schwungvoll in die Hände, dass ich den Rückstoß in den Armen spürte. Stacey bemerkte es entweder nicht oder sie ließ sich nichts anmerken, sondern informierte mich lediglich, dass sie das Bildmaterial auf ihren Rechner laden und dem Prokuristen mailen würde. Kurz überlegte ich, was passierte, wenn diese Mail verloren ging und beim falschen Adressaten landete, so wie meine Bewerbung. Was würde Kim sagen, wenn sie im Posteingang die mitleiderregende Schniefnase von Adrian Wills fand?
    »Gut gemacht, Nala. Das ist eine durchaus akzeptable Leistung für den ersten Tag.« Stacey strahlte mich an.
    Ich nickte und murmelte etwas Unverständliches. Sie hatte ja nicht gesehen, wie ich panisch den Flur des Mietshauses hinuntergerannt war und mich an einen ganz anderen Ort gewünscht hatte.
    So freundschaftlich dieser Augenblick war, so rüde wurde er unterbrochen. »Ist sie das!«
    Ich zuckte zusammen und zog die Schultern im Schutzreflex in die Höhe. Die Stimme in meinem Rücken war weiblich und kam in einem intensiven Kasernenton daher. Die als Aufforderung verkleidete Frage irritierte mich. Selbst Stacey stand stramm, wenn auch auf ihre übliche, elegante Weise. Mit hoch erhobenem Kopf starrte sie über meine Schulter. »Ja, das ist Nala. Sie ist gerade von ihrem ersten Einsatz zurückgekehrt.« In ihren Worten schwang Kühle mit und übertünchte ihre übliche Begeisterung.
    Langsam wandte ich mich um.
    Vor mir stand eine vollkommen normal aussehende Frau. Sie war eine Handbreit kleiner als ich, dafür um einiges fülliger. Ich schätzte sie auf Mitte fünfzig. Ihre birnenförmige Gestalt war von einer Bluse im Leopardenmuster sowie einer schwarzen Hose umhüllt. Durch ihre enorme Oberweite und die sehr runden Hüften wirkten ihre Beine regelrecht zerbrechlich. Die Wahl ihrer Frisur zeigte ein Faible für Gefahr. Die wilde Lockenmähne präsentierte sich in einem Rot, das nicht echt sein konnte.
    » Nala, darf ich dir die Mutter des Prokuristen vorstellen«, sagte Stacey.
    Ich dachte an das, was Desmond mir über meinen neuen Vorgesetzten erzählt hatte: Er war ein Halbkobold. Nun wusste ich auch, wer ihm seine grünen Gene vererbt hatte, seine Mutter sicher nicht. Ehe ich mir Gedanken über die Vorlieben dieser Frau machte, brachte ich ein höfliches Lächeln zustande. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Meine Hand wurde kurz und hart von ihr gedrückt und schnell wieder losgelassen. Stark geschminkte Aufmerksamkeit tastete über mein

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