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Nicht ohne Beruf (German Edition)

Nicht ohne Beruf (German Edition)

Titel: Nicht ohne Beruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Derado
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hätte ja Geld gekostet, und das hatte keiner.
    Für den OP-Tag bekam ich noch zusätzl iche Kost. Die Waage zeigte unterdessen wahrlich schon genug. Aber dann am Montag die Überprüfung: 1 kg mehr! Doch das radelte ich mir bald wieder ab.
    In dieser Zeit wurde ich auch schon für die Nachtbereitschaft eingeteilt, zusammen mit einem Pfleger und einer Diakonissin. Allmählich wurde mir das aber immer weniger angenehm. Andere Gleichaltrige konnten abends ausgehen und ich war festgenagelt.
    Somit sah ich mich weiter um: Da saß als erstes die Sekretärin des Chefarztes der Inneren auf einem guten Posten. Ich dachte, das wäre auch nicht schlecht. Also ging ich in einen Schreibmaschinenkurs und meldete mich im Stenografen-Verein an. Steno hatte ich ja schon in der Schule als Pflichtfach gehabt, so war es nur Übungssache und Fortbildung im Schnellschreiben, was mir später von Nutzen sein sollte.
    Mir waren noch Röntgen und Labor ins Auge gefallen.
    Zwei MTA gab es im Labor, eine für die Innere Abteilung, eine für die Chirurgie. Im Labor konnte ich nur so kleine Handreichungen ausführen, denn da kam eine junge Dame mit Abitur zur Ausbildung.
    Röntgen: Außer einer Dauerüberschwe mmung der Dunkelkammer blieb diese Abteilung im Dunkeln. Nie hätte ich vermutet, dass ausgerechnet Röntgen mein späterer Broterwerb werden sollte!
     
    Eines Tages kam eine Stationshilfe, die aus Oberschaar stammte, zu mir und sagte, dass mein Großvater bei ihr auf Station eingeliefert worden sei.
    Was war da passiert? Als meine Großmu tter ihm seine Medizin verabreichen wollte, hatte sie die Flaschen verwechselt! Statt Medizin hatte sie ihm Salzsäure eingeflößt! Ich ging zu Großvater auf die Station, aber er lag ohne Bewusstsein in seinem Bett und starb auch bald.
    Gretel und ich gingen zur Beerdigung nach Oberschaar, wo Großvater im Haus aufgebahrt war. Er lag friedlich. Oft habe ich ihn mit Virchow verglichen.
    Viele Bewohner aus dem Ort und der Umgebung kamen zur Beerdigung. Mir hat er sehr gefehlt.
    Zuvor bin ich ja oft mit einer Freundin aus dem Krankenhaus hinaus gefahren. Legten wir uns ins Gras, um ein bisschen zu schlafen, verjagte er die Brummer und Fliegen.
     
    Mit der vergehenden Zeit änderte sich auch so manches Andere. Dann und wann sah man braune Uniformen und hörte das Wort ‚Hi tler’.
    D iesen Namen hatte ich schon während der Schulzeit gehört. Während eines Schulausflugs gemeinsam mit der 10. Klasse unterhielten sich die größeren Mädchen hinter mir und redeten von ‚Hitler’. Ich konnte damals den Namen nicht einordnen, aber er blieb haften.
    Bald nahmen die Uniformierten in Braun gewaltig zu, und das Jahr 1933 kam, in dem Reichspräsident Hindenburg diesen Hitler zum Reichskanzler ernannte.
    Mit ihm nahm zwar die Arbeitslosigkeit ab, aber das größere Übel kam: die Judenverfolgung mit der Kristallnacht, das große Blutvergießen.
     
    Meine Tätigkeit im Krankenhaus ging zu Ende, doch ich war noch immer ohne einen richtigen Berufsabschluss.
    Ein Ehepaar, Maria und Kurt F ., beide von der Chirurgie, übernahm 1934 in Mügeln bei Oschatz eine Allgemeinpraxis. Sie fragten mich, ob ich nicht mit ihnen gehen wollte. Ich sagte zu, sah ich doch eine weitere Möglichkeit, in der Medizin zu werkeln. Ich half in der Sprechstunde und bei Hausbesuchen, auch mitunter im Haushalt.
    Der Patientenkreis war sehr groß, kamen die Leute doch auch aus der Umgebung. Beso nders oft kamen Bauern, die in keiner Krankenkasse waren und die dann auch ihre Rechnung nicht bezahlen konnten. Das geschah dann in Naturalien, z. B. um die Weihnachtszeit mit einer Gans. Die wurden so zahlreich, dass wir fast bis zum Überdruss Gänsebraten aßen.
    Die Doktorin hatte ihren eigenen Kreis an Privatpatienten, half aber auch bei ihrem Mann.
    1935 wurde ihr erstes Kind, Christine, geboren, die sich nur von mir füttern lassen wollte. Einmal, ich lag mit hohem Fieber und Angina im Bett, musste ich aufstehen. Christine ließ sich von keinem anderen füttern, nicht mal von ihrer Mutter.
    Bald war das zweite Kind unterwegs, und ich war hauptsächlich Kindermuhme.
    Für Mitarbeit in der Praxis blieb nicht mehr viel. Eines Tages traf eine junge Dame ein, und mir wurde offenbart, dass sie nun eine ganztägige Sprechstundenhilfe eingestellt hatten mit abgeschlossener Ausbildung an einer Schule für Sprechstundenhilfen oder Arzthelferin.
    Ich machte aus meiner Enttäuschung ke inen Hehl und sagte es auch. Maria meinte, mir würde es mit den

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