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Nicht ohne Beruf (German Edition)

Nicht ohne Beruf (German Edition)

Titel: Nicht ohne Beruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Derado
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berichten, was Onkel Tobias (das war zu der Zeit eine beliebte Kinderse ndung im RIAS) gestern erzählt hat?“
    Schon flitzten die Finger in die Höhe, in der Annahme, der Fleiß würde belohnt.
    Der Lehrer konnte sich auf einen Blick über die ‚subversiven Elemente’ in seiner Klasse bzw. deren Eltern informieren. Und wohl nicht nur sich, sondern auch die ‚Organe’, die Freunde von Horch- und Guck, die an derlei Erkenntnissen interessiert waren.
    Auch Mutti brachte diverse Geschichten mit: Eine Kollegin hatte sich im Treppe nhaus mit einer Nachbarin unterhalten und dabei erwähnt, dass sie am nächsten Tag gleich nach der Arbeit „nach dem Westen gehen“ wollte.
    Ihre Schwester in Lindenau, einem Vorort im Westen Leipzigs, hatte Geburtstag!
    Am nächsten Morgen stand ein Kriminalbeamter vor ihrer Tür und forderte sie auf, mit auf Polizeirevier zu kommen. Verblüfft  bat sie de n Polizisten, doch wenigstens auf der anderen Straßenseite zu gehen. Es war ihr peinlich, abgeführt zu werden.
    Während des Verhörs quetschte man sie aus, um zu erfahren, was sie denn für di esen Tag vorhatte. Sie erzählte alles, aber man war mit den Antworten offenbar nicht zufrieden. Nicht die blasseste Ahnung hatte sie, was man von ihr wollte. Nach langer banger Zeit des zermürbenden Frage- und Antwortspiels, fragte man sie direkt, ob sie sich erinnern könnte, dass sie geäußert hätte, sie wollte an diesem Tag noch nach dem Westen. Es ist wohl verständlich, dass die ‚Angeklagte’ von einem befreienden Lachkrampf befallen wurde.
    E in eifriger Nachbar hatte einen Teil der Unterhaltung der Lehrerin aufgeschnappt und sie auf das Wort ‚Westen’ hin beim Staatssicherheitsdienst, angezeigt.
    Erst als nach geraumer Zeit der Beweis erbracht war, dass in Lindenau ihre Schwester wirklich an diesem Tage G eburtstag hatte und sie dazu eingeladen war, wurde sie endlich wieder freigelassen.
     
    Das alles gipfelte in Muttis Mahnung, ich solle mir dies eine Lehre sein lassen und doch ja bitte nicht immer meine Meinung zu allem sagen!
    Na ja, mit meinem mutigen Auftritt in der Aula hatte ich mich schon gehörig in die Nesseln gesetzt. Langsam kapierte ich.
    Mitte Juni überschlugen sich die Zeitungsmeldungen. Spannung lag in der Luft.
    Am 17. Juni standen vor den Geschäften ungewöhnlich lange Schlangen. Die Erwachsenen schienen unruhiger und nervöser als sonst zu sein. Dann die ersten Gerüchte: „In der Stadt tut sich was!“
    Um zu sehen, was sich da tat, schwang ich mich aufs Fahrrad und fuhr in die Inne nstadt. Einige Straßenabschnitte waren gesperrt. Qualmwolken stiegen auf. Viele Transparente: ‚Wir fordern Freiheit!’ ‚Für freie Wahlen!’ ‚Nieder mit der Regierung’ oder ’Spitzbart, Bauch  und Brille sind nicht des Volkes Wille!’. Gemeint waren Ulbricht, Pieck und Grotewohl.
    In Dresden soll in diesen Tagen an einer Reiterstatue August des Starken der Spruch angebracht worden sein: ‚Lieber August, steig hernieder, führe unser Sachsen wi eder. Lass in diesen schlechten Zeiten lieber Walter Ulbricht reiten!’
    Wie aufregend das alles! Die meisten Pa ssanten zeigten zufriedene Gesichter. Einige Bonzen machten sich noch wichtig, versuchten, die Menschen aufzuklären. Sie ernteten aber nur Spott und Gelächter.
    Eine Stimmung, wie ich sie nie zuvor  erlebt hatte, die körperlich zu spüren war, sich ausbreitete und die Menschen auf der Straße gleichermaßen zu ergreifen schien!
    Doch plötzlich schlug die Stimmung um. In rascher Fahrt rollten zwei Panzer d irekt auf uns zu. Sie fuhren schneller als ich rennen konnte. Voller Panik versuchte ich, mich in einem Trümmergrundstück zu verstecken. Russische oder korrekter sowjetische Soldaten schossen in die Luft, dann hielt der Panzer und wendete.
    Mir wurde recht unbehaglich. So rasch wie möglich aus der Menschenmenge! Nichts wie heim!
    Noch auf dem Heimweg sah ich, wie an den Litfaßsäulen von Russen große Plakate angeklebt wurden.
    ‚Befehl der sowjetischen Militärkomma ndantur’.
    Wie schon über Berlin war nun auch über Leipzig der Ausnahmezustand verhängt worden. Zwischen 21 Uhr und 5 Uhr durfte niemand auf die Straße. Menschenansam mlungen von über drei Personen und Demonstrationen waren verboten. Alle sollten am nächsten Tag wieder wie gewohnt zur Arbeit gehen. Bei Zuwiderhandlung würden militärische Maßnahmen ergriffen.
    Das zur Illustration des „17. Juni“ 1953.
     
    Im Jahr darauf bot ein Ereignis Erich,  der unterdessen mit

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