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Nicht ohne dich

Nicht ohne dich

Titel: Nicht ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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unterkriegen. Und überhaupt, ich glaube, das kann ich reparieren. Es sind nur drei Bruchstücke.«
    Wir waren erst um Mitternacht fertig. Es war nicht damit getan, die Sachen wieder an Ort und Stelle zu verstauen, denn sie hatten zudem auf dem Boden schwarze Stiefelspuren hinterlassen, die wir wegputzen mussten. Ich fühlte mich an damals erinnert, als wir bei Tante Edith aufgeräumt und sauber gemacht hatten, und stellte mir vor, wie sie verängstigt in der Synagoge in der Levetzowstraße saß und an Raffi dachte. Ob sie dort überhaupt etwas zu essen bekam? Bevor man sie ohne Nahrung und Wasser in einen dieser schrecklichen Eisenbahnwaggons steckte. Die ganze Zeit dachte ich: Nein, das dürfen sie Tante Edith nicht antun, nicht meiner Tante Edith! Und wieder warf ich mir vor: Warum habe ich bloß die frühere Trambahn nicht erwischt?
    Als ich mich hingelegt hatte, dauerte es noch ewig, bis ich einschlief, und anschließend träumte ich immer wieder, dass sie zurückkamen und Raffi fanden und uns alle abtransportierten. Ich wachte auf, als die Uhr im Flur gerade sechs schlug, und hatte das Gefühl, kein Auge zugetan zu haben.
    Ich hörte, dass Mama schon auf war, also stand ich ebenfalls auf und ging zu ihr.
    »Jenny«, sagte sie, kaum dass sie mich sah, »du und Raffi, habt ihr gestern Abend daran gedacht zu flüstern?«
    »Ja, natürlich«, sagte ich, fast ein wenig verärgert – für wie dumm hielt sie mich eigentlich? Fast wären wir in Streit geraten, doch Mama biss sich auf die Lippe. »Jenny, nicht. Ich bin heute Nacht immer wieder aufgewacht und war so in Sorge, ihr könntet es vergessen haben. Wäre ja kein Wunder gewesen, bei den schlechten Nachrichten, die du ihm überbringen musstest.«
    Sie hatte auch nicht viel geschlafen. Ihr Gesicht war fast gelblich, und ihr Haar wirkte grauer, als ich es vom Vortag in Erinnerung hatte.
    Sie sagte: »Hör mal, ich muss Raffi gleich etwas zu essen bringen, solange es noch richtig dunkel ist. Und auch seinen Nachttopf ausleeren. Ein Glück, dass wir da unten die Toilette eingebaut haben. Sonst müssten wir den Topf die ganze Treppe hinaufschleppen.«
    Ich war betroffen – daran hatte ich noch gar nicht gedacht. »Das übernehme ich, Mama«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden uns abwechseln, Jenny. Es wirkt weniger verdächtig, wenn morgens ich in die Werkstatt gehe.«
    Ich musste zugeben, dass sie recht hatte. »Und wenn sie nun im Hof sind und uns beobachten?«
    »Ich gehe erst noch mit Muffi Gassi, sie muss sowieso mal raus. Wenn wir beobachtet werden, wird sie das merken. Und wenn nicht, komme ich wieder hoch und hole das Essen.«
    Von der Gestapo war keine Spur zu sehen, und so kam Mama bald zurück, um Raffis Frühstück zu holen: vier Scheiben Brot und Margarine – Butter war inzwischen aus den Läden verschwunden –, dazu Honig, den Katrin unter der Hand erstanden hatte, ein bisschen billiger Käse, ein verschrumpelter Apfel und eine Flasche Wasser. Und ein wenig Schokolade. Katrin schaffte es immer, für Raffi Schokolade zu ergattern.
    Ich sagte: »Es muss schrecklich für ihn sein, die ganze Zeit im Dunkeln zu sitzen. Im Lager gibt es doch eine Lampe, oder? Könnte er die nicht anknipsen?«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Aber was ist mit dem Lüftungsgitter?«
    »Das ist vom Efeu abgedeckt.«
    »Stimmt, aber wir müssen trotzdem überprüfen, ob das Licht bei Tag herausdringt. Nach Einbruch der Dunkelheit darf er es keinesfalls benutzen. Ich habe gestern Abend das Werkstattlicht angemacht – du wahrscheinlich auch.«
    Ich nickte.
    »Das dürfen wir nicht mehr tun. Wir müssen unsere Taschenlampen benutzen, um ihm zu leuchten, und immer darauf achten, dass der Strahl nicht das Lüftungsgitter trifft. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, Jenny.«
    Ich kochte für Mama und mich dünnen Haferbrei. Es war sogar noch genug Honig zum Drüberträufeln da. Den hatten wir auch nötig, wir mussten beide bei Kräften bleiben, um für Raffi zu sorgen. Ich setzte Wasser auf und bereitete Getreidekaffee zu, und die ganze Zeit über wartete ich ungeduldig darauf zu erfahren, wie es ihm ging, und sehnte mich danach, zu ihm hinunterzugehen.
    Endlich hörte ich auf der Treppe erst Muffis Pfoten, dann Mamas Schritte. Ich rannte zur Tür und öffnete.
    Mama wirkte mitgenommen, und ich erschrak. Mein erster Gedanke war: Raffi hat es geschafft auszubrechen, er ist abgehauen in die Levetzowstraße. Ich fragte: »Ist alles …?«
    Sie schüttelte

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