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Nicht ohne dich

Nicht ohne dich

Titel: Nicht ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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sagte Raffi zu mir: »Das Hotel brennt.«

Kapitel Achtzehn
    E twa einen Meter von mir entfernt leuchtete eine Taschenlampe auf. Die Hotelchefin schrie: »Ich brauche Helfer zum Löschen!«
    Obwohl sie gegen das Tosen anbrüllen musste, klang ihre Stimme ebenso gefasst wie Raffis. Dass sich Menschen erhoben, konnte ich nicht sehen, nur hören.
    »Ich gehe«, sagte Raffi und legte mir die Hand auf die Schulter. »Du bleibst mit Muffi hier.«
    Ich wollte ihn anflehen zu bleiben, er sollte mich nicht allein lassen, nicht eine Sekunde, aber ich wusste, dass ich ihn nicht aufhalten durfte. Er musste sich beweisen, all die Monate in seinem Versteck wettmachen. Schon war er weg, drängte sich vor zur Hotelchefin. Ich griff mit der Hand hinter mich, ertastete die Kante des Sofas und setzte mich darauf, Muffi fest an mich klammernd.
    Die Hotelchefin ließ den Schein ihrer Taschenlampe über die Gesichter vieler Männer und Frauen wandern.
    »Ich danke Ihnen allen!«, rief sie laut. »Ich hätte gern diesen Herrn hier und Sie, mein Herr, und Sie und Sie.«
    Drei der ausgewählten Männer sahen aus wie Soldaten auf Heimaturlaub. Der vierte war Raffi.
    »In der Lobby stehen Eimer mit Wasser und Sand bereit«, erklärte sie. »Und wir haben vier Handlöschpumpen. Verwenden Sie den Sand erst, wenn das Wasser ausgegangen ist. Wir können die Eimer hier unten nachfüllen, es gibt einen Wasserhahn …« Sie deutete mit der Taschenlampe auf die Wand direkt neben mir. Ich schloss die Augen, weil ich nicht mit ansehen wollte, wie Raffi sich in Gefahr begab.
    Eine ältere Frau, unter deren offenem Mantel eine Spitzenschürze hervorlugte, holte Kerzen hervor und verteilte sie. Ich nahm keine. Muffi konnte durch eine unbedachte Bewegung daranstoßen. Als ich auf die kleinen Flammen starrte, die den Keller erleuchteten wie Weihnachtskerzen, dachte ich an die Feuersbrunst über uns. Es erschien mir so irrwitzig, dass mein Kopf vollkommen leer wurde, genau wie bei der Bombenexplosion auf der Straße, als ich den Kinderarm dort hatte liegen sehen. Ich hörte, wie das Wasser zischend auf die Flammen traf, doch das Feuer toste noch lauter. Muffi versteckte wieder ihr Köpfchen unter meinem Arm.
    Raffi kehrte mit einem leeren Eimer zurück.
    »Die reinste Flammenhölle da oben«, berichtete er. »Ich weiß nicht, ob …«
    Er drehte den Hahn auf. Es tröpfelte ein bisschen, dann sprudelte es, dann war Schluss. Die Hauptleitung musste gebrochen sein, aber ich fühlte immer noch nichts.
    »Verdammt!«, fluchte Raffi und rannte zurück zur Treppe.
    Ein Mann neben mir sagte: »Sie haben noch den Sand …«
    »Was soll der schon nützen?«, meinte ein anderer, seine Stimme klang schrill. Die haben Angst, richtige Angst, dachte ich, warum habe ich keine? Kurz darauf kamen Raffi und die anderen zurück in den Keller gerannt. Er wurde immer heißer, Rauch durchzog die Luft. Ich musste husten; und plötzlich war ich ganz und gar von Panik ergriffen.
    »Na schön«, sagte die Hotelchefin. Mittlerweile war sie wie ich voller Asche und Ruß, und trotzdem hatte sie die Kellertür so behutsam hinter sich geschlossen wie eh und je, als wollte sie die gnädigen Herrschaften nicht stören. Sie leuchtete mit der Taschenlampe den Raum aus und fand den türförmigen Ausschnitt an der Wand, der behelfsmäßig mit Ziegeln zugemauert war. Einem der Soldaten rief sie zu: »Brechen Sie bitte den Notausstieg auf, Hauptmann Brixen?«
    Der Notausstieg, dachte ich. Alles ist gut. Wir sitzen nicht in der Falle.
    Der Hauptmann bahnte sich seinen Weg durch den Keller, nahm die bereitstehende Hacke, holte aus und schlug auf die Ziegel ein. Krachend fielen sie auseinander. Schon erkannte ich die Holztür dahinter. Der Mann versuchte die Tür mit der Hand aufzudrücken. Sie gab nicht nach.
    Das war ein schlimmer Moment. Niemand sagte etwas, nur Muffi winselte leise auf meinem Arm. Wieder legte mir Raffi die Hand auf die Schulter und drückte sie fest. Hauptmann Brixen nahm die Hacke zur Hand und schlug auf die Holztür ein. Sie zerbarst in einem Durcheinander aus Splittern und Bruchsteinen, die laut auf den Boden polterten.
    »Blockiert!«, schrie er. »Versuchen Sie die andere!«
    Diese befand sich nur etwa einen Meter von Raffi und mir entfernt, und Raffi schickte sich an, sie aufzubrechen, aber da schwang die Tür, die von unserer Seite aus sichtbar war, zu uns auf.
    »Können wir hier durch?«, fragte ein Mann. »Auf der anderen Seite ist der Ausgang versperrt.«
    »Hier

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