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Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Titel: Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meral Al-Mer
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engagierte. Kein Wunder, dass diese Frauen dem Faszinosum meines Vaters erlagen und mehr oder weniger hemmungslos mit ihm flirteten. Nicht immer konnte mein Vater die Grenzen erkennen, die ihnen dabei selbstverständlich waren. Flirtete eine Frau mit meinem Vater, dann bedeutete das für ihn die Bereitschaft, mit ihm ins Bett zu gehen, so einfach war das für ihn. Und so blieb es nicht aus, dass sich so manche Frau später belästigt oder gar vergewaltigt fühlte.
    In jenem Verein »Kinder von Tschernobyl« wurde mein Vater damals übrigens Kassierer. In dieser Eigenschaft sammelte er bei den Nachbarn Geldspenden, und Angelika, die sich mit Elke angefreundet hatte, und viele andere Nachbarn gaben großzügig für diesen guten Zweck. Erst neulich sprach ich mit ihr, und sie erzählte mir, dass sie nie erfahren habe, ob das Geld auch tatsächlich an seinen Bestimmungsort gelangt sei. Ich erinnerte mich, dass sich mein Vater irgendwann mit den anderen Mitgliedern des Vereins überworfen hatte. Es würde mich nicht wundern, wenn er das Geld in die eigene Tasche wandern ließ, so wie er auch regelmäßig unsere Kindersparbücher bei der Bank plünderte, auf die Ma und Pa zu den Festen und Geburtstagen etwas einzahlten, damit wir uns mal etwas Besonderes kaufen konnten, oder einfach nur für neue Möbel in unserem Kinderzimmer. Mal brauchte mein Vater das Geld dringend für eine Autoreparatur, mal für sein Motorrad. Zurück bekamen wir das Geld nie.
    Es gibt da noch eine andere Geschichte, bei der mir schon damals als Kind Zweifel an der Ehrlichkeit meines Vaters kamen. Eines Tages fand ich eine Handtasche auf der Straße. Mourad war dabei, und mit klopfenden Herzen öffneten wir sie gemeinsam. In der Tasche befand sich tatsächlich ein Umschlag, auf dem stand: »Miete für September«. Darin waren sage und schreibe 700 Mark, eine für uns unvorstellbar hohe Summe.
    Ich muss gestehen, dass ich nicht daran dachte, die Eigentümerin der Tasche zu finden, um das Geld zurückzugeben, sondern dass ich mir gemeinsam mit meinem Bruder ausmalte, was wir mit diesem vielen Geld alles anfangen könnten. Mein Bruder aber war so erfüllt von diesem großartigen Fund, dass er sofort unserem Vater davon erzählte.
    Ich wurde ausgeschimpft, und die Tasche wurde mir abgenommen.
    »Was machst du jetzt damit?«, wollte ich wissen.
    »Ich bringe sie natürlich demjenigen zurück, der sie verloren hat«, sagte mein Vater streng.
    Ich schämte mich. Doch die Sache beschäftigte mich noch eine ganze Weile. Ich fragte meinen Vater, wem die Tasche denn gehört hatte, und er zeigte auf ein Haus und sagte: »Der Frau, die dort wohnt.«
    Das Ganze ließ mir keine Ruhe. Wenn wir schon das viele Geld nicht behalten konnten, wer weiß, vielleicht spränge doch ein Finderlohn dabei heraus? Also klingelte ich eines Tages mutig an dem Haus. Eine Frau öffnete, sah mich erstaunt an.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen«, piepste ich, »die Tasche, die mein Vater Ihnen zurückgebracht hat, die habe ich gefunden.«
    Ich werde nie den konsternierten und völlig verständnislosen Blick dieser Frau vergessen. Sie wusste von keiner Tasche. Kleinlaut und sehr verwirrt verabschiedete ich mich. Zu gerne hätte ich gewusst, was tatsächlich geschehen war. Doch ich wagte nicht, meinen Vater danach zu fragen.
    Da war aber noch ein anderer Zug an meinem Vater, den ich bis heute nur schwer deuten kann. Das Schwierige daran ist, dass er das unterschwellig Sexuelle daran immer wieder mit mir zu vermischen begann, auch als ich noch ganz klein war, bis ich nicht mehr wusste, ob es an mir lag oder an ihm. Es fing damit an, dass mir seltsame Dinge passierten und mein Vater mir nicht glauben wollte, sondern immer öfter behauptete, ich würde mir »Sachen ausdenken«. Und jedes Mal hatte es mit erwachsenen Männern zu tun.
    Die erste dieser Begebenheiten geschah kurz vor Melis Geburt, Mourad lebte bereits bei uns, ich war noch nicht einmal sieben Jahre alt. Mit dem Fach Rechnen hatte ich meine Schwierigkeiten, und die wurden auch nicht besser, als mir Elke einmal einen Bleistift in den Rücken rammte, weil ich von ihr wissen wollte, warum eine bestimmte Aufgabe so und so zu lösen war, und sie damit offenbar nervte. Sie sagte immer: »Meral und Mathematik, das sind zwei weit entfernte Galaxien«, und irgendwann glaubte ich ihr das auch. Und so beschloss ich eines Tages während einer Rechenstunde, dass ich mich lieber kurz aus dem Unterricht ausklinken wollte. Also fragte ich

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